Eigentlich ist die Idee für diese Erzählung ganz charmant: Ein Mann verfährt sich bei dunkler Nacht und landet irgendwo auf der Prärie in einem Café. Dort stehen in der Speisekarte drei Fragen:
1. Warum bist du hier?
2. Hast du Angst vor dem Tod?
3. Führst du ein erfülltes Leben?
Die Diskussion darüber dauert die ganze Nacht an. Allerdings hätte das alles etwas tiefsinniger sein können. Der Erzähler beginnt mit seinen Überlegungen ganz bei null, weil er noch nie über den Sinn des Lebens nachdachte. Einige Erkenntnisse sind darum auch recht trivial. Die genannten Beispiele passen oft nur so halb.
Grundsätzlich finde ich es gut, sich über seinen ZDE (= Zweck der Existenz) Gedanken zu machen und in seinem Leben das zu tun, was seiner Bestimmung entspricht. Sehr gut ist auch die Frage: "Warum verbringen wir so viel Zeit damit, uns auf den Zeitpunkt vorzubereiten, zu dem wir tun können, was wir möchten, anstatt es einfach sofort zu tun?"
Nicht richtig ist aber die Behauptung, wir würden nur darum unseren Beruf ausüben, damit wir uns unnütze Dinge kaufen können, die uns darüber hinweg trösten, dass unser Job uns keinen Spaß macht. Allein schon Miete, Versicherungen und Lebensmittel sind teuer genug, um die Berufstätigkeit zu begründen.
Grundsätzlich denke ich als Minimalistin auch, dass wir nicht glücklich werden dadurch, dass wir die richtigen Dinge kaufen oder besitzen. Aber stattdessen zu behaupten, wir würden glücklich, indem wir die richtigen Dinge tun, ist auch nicht besser. Ich denke, Glück kommt nicht von außen. Manche Menschen haben einfach den Bogen raus und sind dermaßen mit sich im Reinen, dass ihnen alles Spaß macht. Ich habe schon mit großer Freude die verschiedensten Berufe ausgeübt. Ich glaube aber nicht, dass die Tätigkeiten mich glücklich machen, sondern ich die Tätigkeiten zu einer glücklichen Tätigkeit mache.
Ich bin nicht sicher, ob man, wenn man etwas gerne tut, auf jeden Fall damit erfolgreich wird. Ich könnte aus meiner Biographie zahlreiche Gegenbeispiele nennen. Was ist mit den vielen begeisterten und begabten Künstlern, von denen man noch nie gehört hat? Und dass mich das Universum dafür belohnt, dass ich das Richtige tue, naja. Weiß nicht, wer das sein sollte, dieses Universum. Wohl nicht diese Mischung aus Vakuum, blubbernden Sonnen und toten Gesteinsbrocken, über die wir in der Astronomie gesprochen haben? Und die Menschen belohnen einen auch nicht dafür, dass man etwas gerne tut, sondern spucken Lava vor Neid.
Was aber durchaus von mir sein könnte ist die Behauptung, dass erfüllte Menschen keinen Abstand vom Alltag brauchen. Ich könnte mir nie vorstellen, ein Jahr lang auf Weltreise zu gehen, wie das in Mode gekommen ist. Wozu eigentlich? Was finde ich am Südseestrand, was ich nicht auch am Neckarufer finden kann? (Muscheln, haha.)
Das Buch "The Big Five for Life" fand ich deutlich besser.