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Datenschutz und Large Language Models

Grundsätzlich müssen KI- und LLM-Modelle natürlich auch den Datenschutz einhalten. Allerdings empfinde ich nun eine aktuelle Klage gegen OpenAI als vollständigen Unsinn. Vermutlich geht es vor allem darum, in die Medien zu kommen. 

Was ist passiert? Jemand hat chatGPT nach seinem Geburtsdatum gefragt. chatGPT kennt dieses Datum nicht und hat einfach eines erfunden. Bei Nachfragen hat chatGPT ein anderes erfunden. Damit sei angeblich der Grundsatz der Korrektheit der Daten verletzt. Man berief sich auf sein Auskunftsrecht und erwartete von openAI Auskunft über das gespeicherte Geburtsdatum und außerdem das Recht auf Berichtigung bzw. Unterlassung. chatGPT solle zukünftig zu dieser Person kein Geburtsdatum mehr erfinden dürfen. openAI hat darauf reagiert mit einem Schreiben, das dieser Person nicht weit genug ging. Ich hoffe, diese Beschwerde wird abgelehnt. 

Das ist doch Quatsch aus folgenden Gründen:

- chatGPT ist nicht dazu verpflichtet, Informationen über alles und jedes zu speichern und deren Richtigkeit zu sichern. chatGPT ist weder eine Auskunftei noch eine Suchmaschine. openAI wurde auch nicht von uns damit beauftragt, unsere personenbezogenen Daten zu verwalten. Das gehört auch nicht zum Funktionsumfang eines Chatbots. 

- Da chatGPT keine Geburtsdaten von uns ausdrücklich verwaltet, kann openAI darüber keine Auskunft geben. Das ist keine Datenbank, wo man so etwas durch eine SQL-Abfrage mal schnell herausfiltert, sondern Informationen sind in chatGPT wie im menschlichen Gehirn verteilt abgespeichert oder in diesem Fall offensichtlich gar nicht gespeichert. Was nicht gespeichert ist, kann auch nicht gelöscht werden.

- Es ist auch zu viel verlangt, dass sie feingranular die Wünsche von Hinz und Kunz umsetzen, was die Ausgaben dieses LLM angeht. 

- Inzwischen ist doch allgemein bekannt, dass chatGPT halluziniert und alles mögliche frei erfindet. Es steht unten auf der Seite ausdrücklich der Disclaimer "ChatGPT kann Fehler machen. Überprüfe wichtige Informationen." Warum sollte das bei dem Geburtsdatum einer Person anders sein, insbesondere wenn dieses Geburtsdatum nicht in den Trainingsdaten enthalten war?

- Ich bin mir nicht im Klaren darüber, was für ein Schaden dadurch entsteht, egal ob chatGPT für mich, für jemand anderen oder für Donald Duck ein Geburtsdatum erfindet.

Schön fände ich es natürlich trotzdem, wenn chatGPT auch mal sagen könnte "Das weiß ich nicht" oder "Diese Information ist zu 10% richtig." Das wird vielleicht mit einem späteren Release mal wahr. Momentan ist chatGPT ja immer noch eher ein Prototyp in Erprobung, eine Art Spielzeug für die ganze Welt. Ich finde es schade, dass alle möglichen Leute openAI jetzt verklagen und sich daran bereichern wollen. Schließlich ist chatGPT eine sorgfältig gemacht KI, ethischer als alle ihre Vorgänger und ein echter Gamechanger in Bezug auf KI. Jedermann kann jetzt High Tech kostenlos benutzen! Ich finde es spannend. 

Natürlich ist Datenschutz immer noch ein Thema. Ich würde jedenfalls nicht mein Geburtsdatum oder andere personenbezogenen Daten dort eingeben, weil ich weiß, dass chatGPT eine fröhliche Tratschtante ist. Man sollte sich schon ein wenig informieren über die Software, die man benutzt. 

Für alle Fälle habe ich gerade chatGPT mal gefragt: "Kennst Du mein Geburtsdatum?" Seine Antwort lautete: "Ich kenne dein Geburtsdatum nicht. Solche persönlichen Informationen werden mir nicht mitgeteilt, um deine Privatsphäre zu schützen. Wenn du weitere Fragen hast oder Hilfe benötigst, stehe ich dir gerne zur Verfügung!"

Neuer Versuch: "Wann wurde ich geboren?" Antwort: "Ich habe keine Möglichkeit, persönliche Informationen wie dein Geburtsdatum zu kennen oder abzurufen, da ich keine Daten über individuelle Nutzer speichere oder erhalte. Wenn du mir dein Geburtsdatum mitteilen möchtest oder eine andere Frage hast, helfe ich dir gerne weiter!"

Vermutlich ist das schon die Reaktion auf diese Klage. Das heißt, chatGPT erfindet jetzt gar keine Geburtsdaten mehr? Wäre nicht schlimm, das braucht keiner. Da ich schon dabei war, habe ich auch noch nach meiner Adresse, Religion und Geschlechtszugehörigkeit gefragt und immer dieselbe Antwort erhalten. Das Problem ist also datenschutzkonform gelöst.

Das Geburtsdatum von Angela Merkel konnte ich übrigens korrekt abfragen, was bei öffentlichen Personen datenschutzrechtlich in Ordnung ist.

 

 

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