Gestern Abend war ich im Preview des Dokumentarfilms "Eternal You" von Hans Block und Moritz Riesewieck. Darin geht es um verschiedene Formen, wie verstorbene Menschen durch KI virtuell wieder zum Leben erweckt wurden und um ethische Fragen dazu. Was macht das mit uns? Wie weit sind die Erschaffer der KI verantwortlich für das, was ihr Geschöpf von sich gibt? Können sie das überhaupt steuern?
Drei verschiedene schon umgesetzte Möglichkeiten werden dargestellt:
1) Chatten mit dem Verstorbenen: Der Chatbot von Project December wird mit E-Mails und SMS der verstorbenen Person trainiert und eignet sich dann deren Schreibstil an. Allerdings sind oft sogar die Entwickler verblüfft und verstehen nicht, wie der Chatbot auf solche Aussagen kommt. Eine Teilnehmerin war erschüttert, als ihr verstorbener Freund ihr erzählte, er sei jetzt in der Hölle. Er spuke in einem Krankenhaus herum und käme sie demnächst auch heimsuchen. Spooky!
2) ein akustisches Gespräch mit einem Stimmklon: Dank Stimmproben der Person kann jeder beliebige Text mit ihrer Stimme gesprochen werden. Im gezeigten Beispiel wurde so ein Großvater akustisch wiederbelebt. Die versammelte Familie reagierte aber eher irritiert und man fand, die Toten solle man ruhen lassen.
3) eine Begegnung in der virtuellen Realität: Mit Hilfe von Fotos wurde ein kleines Mädchen dreidimensional "wiederbelebt", das ganz unerwartet gestorben war. So konnte seine Mutter Abschied von ihm nehmen. Die Szene wurde unter dem Motto "Meeting You" im koreanischen Fernsehen ausgestrahlt und kann bei Youtube angesehen werden. Das war das einzige Beispiel, wo ein Nutzen ersichtlich wurde. Die Mutter fühlte sich hinterher besser. In diesem Fall gab es ein ausgefeiltes Drehbuch für die Begegnung, das seinen Zweck erfüllte.
Ich persönlich glaube, dass es sich nur um einen Hype handelt. Nach anfänglicher Begeisterung wird sich herausstellen, dass das alles doch nicht so toll ist, und man wendet sich wieder anderen Zerstreuungen zu. Zu trauern ist zwar wichtig, aber eben auch das Loslassen. Für Menschen in Trauer können solche Angebote eine Gefahr darstellen, weil sie zur Realitätsflucht einladen.
Ich musste bei dem Thema an den "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King denken: Die Toten werden wiederbelebt und kehren zurück. Doch ihre Seele bleibt im Jenseits. Das was zurückkehrt, ist eine Hülle, die nur optisch dem Verstorbenen ähnelt, aber angefüllt mit einem Dämon. Es ist definitiv nicht die Person, die gestorben ist. Im Gegensatz zur Verfilmung wird in Kings Buch über die Seele philosophiert und wohin sie wohl geht nach dem Tod. Diese Frage wirft das digitale Klonen von Verstorbenen erneut auf.