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Verständnis der Studierenden in Hausaufgaben abprüfen

Noch immer zerbreche ich mir den Kopf, wie ich eine Hausaufgabe stellen muss, damit ich wirklich abprüfen kann, ob die Studierenden ein Konzept oder Prinzip verstanden haben und nicht einfach mit Hilfe von chatGPT einen Text erzeugt haben, der so klingt als hätten sie sich mit dem Thema beschäftigt. Ich habe darum chatGPT um Rat gefragt. In der ersten Runde gingen seine Vorschläge in Richtung Diskussion von Vor- und Nachteilen, Diskutieren von Warum und Wie, Anwendungsaufgaben in einem neuen Kontext, Reflektion und Abgrenzung der eigenen Lösung, Verteidigung der Ergebnisse in einer mündlichen Prüfung. Ja, diese Ideen hatte ich vor zwei Jahren, als ich noch nicht wusste, wie gut chatGPT auch diese Aufgaben löst, abgesehen von der mündlichen Prüfung. Mündliche Prüfung kommt aber nicht in Frage. Früher habe ich in manchen Vorlesungen von jedem Studenty erwartet, dass es ein Mal einen Zwei-Minuten-Vortrag hält. Da gab es am Vorlesungsanfang jede Woche vier kurze Impulsvorträge und am Semesterende war jede/r mal dran. Das ging noch mit 50 Studierenden, nur habe ich jetzt deutlich mehr. Der organisatorische Aufwand ist auch enorm. Schließlich sind die Studierenden oft verhindert oder werden zufällig krank, sobald sie vortragen sollen.

Ich erinnerte chatGPT also daran: "Ja, das ist nicht ganz falsch. Aber leider ist KI heutzutage so gut, dass sie auch Methoden auf Beispiele anwenden und sehr sinnvoll diskutieren kann, so wie Du."

chatGPT: "Das stimmt, moderne KI ist bereits sehr gut darin, Konzepte anzuwenden, plausible Antworten zu formulieren und in verständliche Worte zu fassen. Um herauszufinden, ob Studierende das Konzept wirklich verstanden haben, können wir die Aufgabe so gestalten, dass sie auf einer individuellen Analyse und kreativen Problemlösung basiert, die über Standard-Antworten hinausgeht. Hier sind ein paar Ansätze, die die Eigenleistung der Studierenden stärker in den Fokus rücken könnten:

1. Datengetriebene Aufgabenstellung mit individuellen Variablen

Statt eines allgemeinen Szenarios könnten die Studierenden spezifische Daten erhalten, die je nach Person variieren – zum Beispiel kleine Datensätze oder Projektinformationen, die leicht abgeändert sind.

  • Beispiel: Jeder Studierende bekommt eine leicht abgewandelte Version eines Projekts oder eine Problemstellung mit zufälligen Parametern (wie Projektgröße, Ressourcenzugang, Anforderungen).
  • Ziel: Dies erschwert eine 1:1-Anwendung von allgemeinen Antworten und erfordert eine individuelle Lösung, da die Ausgangssituation für jeden leicht anders ist.
2. Reflexionsfragen zur persönlichen Anwendungserfahrung

Fragen, die Studierende auffordern, eine Erfahrung oder ein Projekt aus ihrer eigenen Perspektive zu beschreiben, können nützlich sein.

  • Beispiel: "Beschreiben Sie, wie Sie das Konzept in einem persönlichen Projekt anwenden würden. Welche Herausforderungen haben Sie dabei erwartet oder schon erlebt, und wie sind Sie damit umgegangen?"
  • Ziel: Die KI mag gute allgemeine Ratschläge liefern, aber die Studierenden müssen hier eine eigene, konkrete Anwendung beschreiben – und ein echtes, selbst durchdachtes Beispiel wird oft sehr individuell klingen.
3. Kollaborative Komponente mit individueller Analyse

Setze eine kollaborative Aufgabe an, bei der Studierende im Team eine Lösung erarbeiten müssen, anschließend aber eine individuelle Analyse einreichen.

  • Beispiel: Die Studierenden arbeiten in kleinen Gruppen an einem Projektentwurf. Am Ende sollen sie eine individuelle Reflexion darüber schreiben, wie sie zur Gruppenarbeit beigetragen haben, was sie persönlich gelernt haben und welche spezifischen Entscheidungen auf ihre Ideen zurückgehen.
  • Ziel: Die kollaborative Komponente erschwert die Arbeit mit rein KI-basierten Antworten, da jede/r Studierende die eigenen Ideen und Erfahrungen reflektieren muss.
4. Komplexe Szenarien mit widersprüchlichen Anforderungen

Eine Aufgabe, die mit Konflikten oder widersprüchlichen Anforderungen arbeitet, könnte den Studierenden echte Herausforderungen bieten.

  • Beispiel: Entwickeln Sie eine Strategie, um ein Konzept auf ein System anzuwenden, bei dem die Anforderungen des Stakeholders X den Anforderungen von Stakeholder Y widersprechen. Erklären Sie, wie Sie einen Kompromiss finden und die Prioritäten setzen.
  • Ziel: Diese Aufgabenart fordert kritische Entscheidungen und individuelles Abwägen, was durch KI zwar unterstützt, aber nur schwer vollständig übernommen werden kann.
5. Persönliche Weiterentwicklung oder Lernprozess dokumentieren

Eine Aufgabe, die eine Dokumentation des eigenen Lernprozesses und der Erkenntnisse erfordert, kann sehr aufschlussreich sein.

  • Beispiel: "Halten Sie während der Bearbeitung der Aufgabe ein kleines Logbuch zu Ihrem Verständnisfortschritt und den Schwierigkeiten, die Sie bewältigen mussten. Welche Aspekte des Konzepts haben Ihnen das meiste Kopfzerbrechen bereitet und wie haben Sie diese gelöst?"
  • Ziel: Der Fokus liegt hier auf dem Lernprozess und den Hürden, die reflektiert und dokumentiert werden müssen. Auch bei Nutzung von KI ist der Prozess oft schwer zu fälschen, da er eine persönliche Auseinandersetzung erfordert.
Fazit

Mit solchen Aufgaben kann die KI zwar eine Hilfe sein, aber sie kann das individuelle, kritische Denken und die kreative Problemlösung, die in diesen Aufgaben gefordert wird, nur bis zu einem gewissen Grad übernehmen. Diese Art von Strukturierung kann dazu beitragen, dass die Studierenden das Konzept wirklich verinnerlichen und sich nicht nur auf KI-Generierung verlassen."

 

Seufz. Die Gruppenarbeit ist eine gute Idee. Aber: Vieles, was als Gruppenarbeit eingereicht wird, wurde in Wirklichkeit nur von einer einzigen Person erstellt, die anderen lesen es nicht mal durch, bevor sie es hochladen. In meiner aktuellen Vorlesung gab es früher eine Preis-Verhandlung als Zweier-Hausaufgabe durchzuführen und zu dokumentieren. Das war recht unterhaltsam, aber manche Studierenden hatten wegen Job oder Familienpflichten Schwierigkeiten, einen Partner für diese Hausaufgabe und einen Termin zu finden. Darum hatte ich diese Hausaufgabe als Übung in den Präsenzunterricht verlegt. Alles andere, einschließlich Lerntagebuch und Lessons Learned Reflektionen kann chatGPT auch faken. Ich sollte ihm bei Gelegenheit mal meine Hausaufgaben reinfüttern und sehen, welche Punktzahl er erhalten würde. 

Grundsätzlich bleibe ich jetzt recht hoffnungslos. Vielleicht ist die Einreichung handgeschriebener Hausaufgaben immer noch die beste Idee?

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