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Misogynie und Mansplaining

Neulich habe ich zwei neue feministische Wörter gelernt: Misogynie und Mansplaining. Beide Phänomene kenne ich natürlich von klein auf. Wir wachsen damit auf, sie sind Teil unserer Kultur. Darum bleiben sie unbewusst, was sie umso mächtiger macht.

 

Kate Manne hat das wissenschaftlich fundierte Buch "Down Girl - Die Logik der Misogynie" geschrieben (Suhrkramp, 2019). Ich fand es sehr erhellend, aber auch etwas langatmig. Der Schwerpunkt liegt für meinen Geschmack zu sehr auf tödlichen Verbrechen statt auf der alltäglichen Benachteiligung. Untersucht werden außer Morden der öffentliche Umgang mit Politikerinnen und in einem Nachklapp die unterschiedlichen Bewertungen, die Professorinnen im Vergleich zu Professoren erhalten. Die Untersuchungen von Frau Manne beziehen sich auf die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Australien, aber ich konnte beim Lesen keinen Unterschied zu Deutschland feststellen, außer dass unsere Bundeskanzlerin sich im misogynen System erfolgreicher geschlagen hat als die beschriebenen Beispiele, z.B. Hillary Clinton. Aber in Deutschland gibt es auch keinen Donald Trump, der als Lehrbuchbeispiel des Machos sehr schlecht wegkommt.

 

Im Gegensatz zum Sexismus beschreibt Misogynie diejenigen Mechanismen, die bewirken, dass das patriarchalische System stabil bestehen bleibt. Es wird nur innerhalb des Berufslebens subtiler in seinen Mitteln. Wo man früher Frauen bei der Bewerbung plump wegen ihres Geschlechts ablehnen oder nach der Einstellung diskriminieren konnte, muss man heutzutage logisch klingende sachliche Argumente vorbringen oder Studien der Genderforschung missinterpretieren. Frau Manne schreibt von der "Banalität der Misogynie" (S. 333).

 

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Restaurant. Sie wissen genau, was Sie dort erwarten dürfen: Sie setzen sich an einen freien Tisch, und die Bedienung kümmert sich freundlich und zuvorkommend um Sie. Darauf haben Sie ein Recht. Heute jedoch ist alles anders. Die Bedienung beachtet Sie gar nicht. Sie suchen sich selbst einen Platz, aber das Personal hängt faul herum, flirtet mit anderen Gästen und zuletzt stellen Sie fest, dass in diesem Restaurant die Gäste die Kellnerin bedienen. Wie reagieren Sie? In dieser Situation ist natürlich jeder verwirrt und wütend. Hinzu kommt noch der Hunger, wegen dem man das Restaurant aufgesucht hat. Dieses Restaurant erfüllt Ihre Bedürfnisse nicht, weil die Kellnerin ihren Job nicht macht!

 

Das Problem bei diesem Szenario ist, dass es sich nicht nur in Restaurants abspielt, sondern auch außerhalb. Laut den Regeln der Misogynie sind Frauen grundsätzlich dazu verpflichtet, lächelnd und zuvorkommend Männer zu bedienen. In welchem Maße, dafür gibt es Regeln. Gewisse Dienstleistungen schuldet die Ehefrau natürlich nur ihrem Ehemann. Doch manche Frauen weigern sich, ihre Pflicht zu erfüllen! Sie verweigern Lächeln, Sex und Unterwürfigkeit denjenigen Männern, die ein Recht darauf hätten. Die Kollegin will plötzlich auch Karriere machen und Männern Anweisungen geben. Manche Frauen verweigern ihre Pflicht, indem sie ohne Partner leben oder eine Partnerschaft mit einer Frau eingehen. Die schöne Weltordnung kommt durcheinander! Rechte werden den Männern vorenthalten, die ihnen zu stehen. Das macht sie wütend, und sie kämpfen vehement gegen diese Ungerechtigkeit und gegen das Chaos, in dem der Gast die Kellnerin bedienen soll.

 

Die Grundlage der Misogynie bildet die selbstverständliche Einstellung, dass Männer in der gesellschaftlichen Hierarchie über Frauen stehen. Von Frauen wird erwartet, dass sie gegenüber Männern fürsorglich sind. Sie sind dazu verpflichtet, den Männern Aufmerksamkeit, Güte, Mitgefühl, Trost, Fürsorge, Sex, Kinder und Haushaltsdienstleistungen zu geben. Männliche Güter sind Geld, Macht, Status, Aufmerksamkeit, Respekt. Um diese dürfen Frauen nicht mit Männern konkurrieren. Hauptziel der Misogynie ist es, "diese gesellschaftlichen Rollen durchzusetzen und zu überwachen und moralische Güter und Ressourcen von solchen Frauen zu bekommen - und gegen deren Ausbleiben oder vermeintliche Vernachlässigung oder Verrat zu protestieren" (S. 15). "Obwohl Misogynie häufig einen persönlichen Ton anschlägt, ist es am produktivsten, sie als politisches Phänomen zu begreifen. Ich vertrete insbesondere die Ansicht, dass Misogynie als System zu verstehen ist, das innerhalb der patriarchalischen Gesellschaftsordnung dafür sorgt, dass die Unterwerfung von Frauen durchgesetzt und kontrolliert und die männliche Herrschaft aufrechterhalten wird." (S. 78)

 

Passend dazu ist neulich ein entsprechendes Verbrechen passiert, das sich mit Hilfe von Misogynie sehr gut erklären lässt: Eine Profi-Radfahrerin wurde beim Training von einem Autofahrer angefahren und stürzte. Sie beschimpfte ihn deswegen. Daraufhin schlug er sie mit einem Prügel zusammen, schleifte sie verletzt in sein Auto und nahm sie mit zu sich nach Hause. Dort hat er sie gequält und auf verschiedene Arten vergeblich versucht, sie zu töten. Sie bemerkte die vielen Orchideen auf dem Fensterbrett und lobte sie. Daraufhin erzählte er ihr, dass er mal Gärtner war und dann folgte die Geschichte von seinem verpfuschten Leben. Sie heuchelte Verständnis, und daraufhin war er netter und fuhr sie sogar nach Hause. Da ihr Fahrrad einen Fahrradcomputer hat, konnte die Polizei sein Haus und den Mann lokalisieren.

Das ist genau das, was in dem Buch erklärt wird. Als er anfuhr, hätte sie Verständnis dafür zeigen müssen, dass er mal nicht aufpasst. Doch stattdessen hat sie ihn angegriffen und beschuldigt. Darum ist er ausgerastet. Ihr Verhalten war aus seiner Sicht völlig ungerechtfertigt, und damit war sie dann auch aus seiner Sicht verantwortlich für die Strafen, die er ihr dafür auferlegen "musste". Erst als sie die übliche Frauenrolle spielte, ihn lobte und Verständnis für seine Schwierigkeiten zeigte, war für ihn alles in Ordnung, und er ließ sie am Leben. Das Bizarre ist, dass er überhaupt nicht verstand, was für ein schweres Verbrechen es ist, eine fremde Frau zusammenzuschlagen, zu entführen und mehrmals zu versuchen, sie zu ermorden!! Er hat sie doch wohl nur darum gehen lassen, weil er glaubte, die habe ihre Strafen als gerechtfertigt akzeptiert. Darum fand er es auch nicht unlogisch, dass sie plötzlich freundlich zu ihm war, mit gebrochenem Arm und Würgemalen am Hals. Die Ordnung war für ihn hergestellt.
 
 
Natürlich sind solche Geschichten selten, aber sie verdeutlichen die ungeschriebenen Regeln. Wenn eine Frau im Berufsleben nicht die Rolle der Assistentin eines Mannes spielt, dann löst sie damit genauso Wut und Verwirrung aus, und den Wunsch, sie dafür zu bestrafen. Ihr Verhalten erscheint als nicht richtig, und mann sucht im Nachhinein logisch klingende Begründungen für seinen "ersten Eindruck", der nur ein Vorurteil und Wunschdenken ist.
 
 
Hoffnungen auf baldige Besserung macht Frau Manne uns nicht, sondern zeigt im Gegenteil auf, wie jede Gegenwehr wirkungslos bleibt. Eine Frau, die sich gegen erlebtes Unrecht zur Wehr setzt, spielt ihre Fraurolle nicht. Sie müsste schweigen und damit den Täter schützen. Sie müsste Verständnis für seine schwierige Situation aufbringen. Stattdessen verursacht sie ihm Probleme. Und dafür wird sie von Richtern, Presse und Öffentlichkeit bestraft und erlebt unangemessene Feindseligkeit. Frauen sind nicht "anspruchsberechtigt" auf Mitgefühl. Bricht eine Frau die Regeln, wird sie abgestraft und dient damit anderen Frauen als abschreckendes Beispiel. Diese Angriffe gehen oft unter die Gürtellinie und richten sich gegen die Persönlichkeit der Frau. Der schlimmste Vorwurf besteht darin, die Frau habe jemanden geschädigt. Wenn eine Frau im Männerspiel punktet, wird ihr Betrug unterstellt. Somit nutzt es wenig, wenn Frauen dazu aufgefordert werden, selbstbewusster aufzutreten. Dieser Tipp unterstellt, dass wir durch falsches Verhalten unsere Nachteile im Leben selbst verursacht haben, und ignoriert, dass selbstbewusstes Verhalten einer Frau sofort abgestraft wird. Gerade auch durch andere Frauen.
 
 
Frau Manne fragt, warum Frauen sich überhaupt gegen Verwaltigung usw zur Wehr setzen, obwohl sie doch wissen, dass sie keine Chance haben. Vielleicht wollen sie das nicht glauben? Vielleicht höhlt der stete Tropfen doch den Stein? Außerdem sind nach meiner Beobachtung nicht alle Menschen gleichermaßen misogyn. In unserer Gesellschaft gibt es für Frauen durchaus Schlupflöcher und Chancen für ausnahmsweise Gerechtigkeit. Nicht alle Männer ticken gewalttägig aus, wenn eine Frau ihre Rolle nicht spielt, die meisten reagieren eher leicht irritiert. Sind sie viel älter als ich, registrieren sie nur amüsiert, dass ich meine Rolle in der Welt noch nicht verstanden habe, äußern aber die Sicherheit, dass ich es schon noch verstehen werde. (Biologische Uhr und so.)
 
 
Gerade bei den im Buch behandelten Verbrechen geht es nicht nur um Misogynie, sondern beim Täter kam zusätzlich noch eine psychische Störung dazu. Es ist nicht normal, wenn ein Mann erwartet, sogar von fremden Frauen alle seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Solche Störungen wie Narzismus oder Borderline treten auch bei Frauen auf, die sich dann als Mittelpunkt der Welt sehen. Diesen Egozentrismus können Frauen im Misogyniesystem erfolgreich in Form von übertriebener Aufopferung und Wohltätigkeit ausleben.
 

Mansplaining ist eine der Maßnahmen der Misogynie. Mansplaining findet immer dann statt, wenn ein Mann einer Frau unnötig, unerwünscht oder sogar gegen ihren ausdrücklichen Willen irgendetwas erklärt, was sie besser weiß als er. In einem ZEIT-Artikel wird von einem Fall erzählt, wo ein Mann trotz Gegenwehr auf einer Party seiner Gesprächspartnerin das Buch erklärt, das sie selbst geschrieben hat. Kommt mir bekannt vor. Als ich jung war, dachte ich noch: "Dann lass ich ihn halt erzählen, wenn es ihm Freude macht." Problem dabei ist: Hinterher wird er behaupten, ich habe genauso wenig Ahnung gehabt wie er sich das einbildete. So wie mir mal ein Vorgesetzter die objektorientierten Code-Metriken erklärte, die ich selbst in meinen Vorlesungen lehre. Als ich widersprach, das wisse ich schon, behauptete er, das könne ich nicht wissen, weil das in Vorlesungen üblicherweise nicht gelehrt werde. Dass diese Metriken durchaus Teil meiner Vorlesung in Softwarearchitektur seien, hielt ihn nicht davon ab, mir alle sechs Metriken ausführlich am Whiteboard zu erklären und hinterher zu behaupten, meine Einarbeitung sei unglaublich aufwändig, weil er bei mir ganz bei null anfangen müsse und ich gar nichts wisse. Also, ja, ich kenne das Phänomen schmerzhaft. Bei Parties kann es mir egal sein, wenn ein Fremder mir irgendetwas erklärt, was ich schon weiß. Dabei langweile ich mich dann eben genauso wie wenn er mir stolz erzählt, was für ein tolles Auto er fährt oder dafür bewundert werden will, dass er ständig auf Dienstreisen geht (im Gegensatz zu mir, haha).

 

PS: Wie stark die Misogynie bei Ihnen selbst wirkt, können Sie leicht feststellen. Was haben Sie gedacht, als ich von dem Chef erzählte, der mir die Grundlagen der objektorientierten Metriken erklärte?

a) Dachten Sie: "Unverschämtheit, was dieser Mann sich erlaubt! Einer weltweit bekannten Expertin zu unterstellen, dass sie nicht mal die Grundlagen kennt!"

b) Oder dachten Sie: "Na, der wird schon gute Gründe dafür gehabt haben, bei ihrer Einarbeitung ganz bei Null anzufangen."

c) Oder dachten Sie: "An ihrer Stelle würde ich mit meiner Dummheit nicht auch noch prahlen!"

(a) wäre mir natürlich am liebsten. Wenn Sie spontan (b) und / oder (c) gedacht haben, sind Sie automatisch davon ausgegangen, dass der Mann mit dem höheren Status immer Recht hat. Dabei kennen sie den gar nicht. Der Hinweis auf die Einarbeitung zeigt, dass ich noch gar nicht lange dort gearbeitet habe, und der Chef mich noch nicht gut kannte. Tatsächlich habe ich Grund zu der Annahme, dass er meinen Lebenslauf nicht gelesen hatte. Warum sollte man den Lebenslauf einer jungen Frau lesen, die gerade "frisch von der Uni kommt", wie er immer formulierte? Was kann da schon drin stehen?? Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon weit mehr als 10 Jahre Beruferfahrung, was er aber nicht wusste. Was auch immer ich über meine bisherige Berufserfahrung erzählte, überhörte er einfach. Er ging selbstverständlich davon aus, dass ich nichts weiß. Das ist alles Misogynie!!

 

 

 

 

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iX 8/2019: mit Buchbesprechung von mir

Die neuste iX ist herausgekommen: iX 8/2019

Dort erscheint eine Buchbesprechung von mir für dieses Buch:

Stefan Gröner, Stephanie Heinecke: Kollege KI – Künstliche Intelligenz verstehen und sinnvoll im Unternehmen einsetzen. Redline Verlag, 1. Auflage 2019, 304 Seiten, ISBN 978-3-86881-749-2

 

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Didaktik im Film

Filme behandeln ja alle Themen des täglichen Lebens, so auch die Didaktik. Heute poste ich einige Notizen, die ich zu ein paar Didaktik-Spielfilmen gemacht habe:

"3 Idiots" ist ein indischer Film wider das Auswändiglernen im Maschinenbaustudium. Stattdessen wird postuliert, dass Genialität, tiefgehendes technisches Verständnis, eigenständiges Denken und Begeisterung die wesentlichen Zutaten für eine erfolgreiche Karriere sind. 10 Jahre nach Studienende ist Streber und Auswändiglerner Chatur zwar ein gut verdienender Berater (mein Haus, meine Frau, mein Auto), aber Rancho hat 400 Patente angemeldet und hat sich seinen Traum einer Ingenieurschule verwirklicht, wo er die Schüler nach seinen Vorstellungen unterrichtet und eine neue Generation ausbildet. Wer von beiden ist erfolgreicher?

Zum Glück gilt die Kritik am Maschinenbaustudium nicht für die Hochschulen, die ich kenne. Genau darum habe ich ja etwas Naturwissenschaftliches studiert, weil ich nämlich keine Lust auf Auswendiglernen hatte. Ich wollte Zusammenhänge verstehen lernen, Probleme lösen, Ergebnisse erschaffen. Das hat dann auch geklappt. Auswendig weiß ich aus dem Studium immer noch eine Menge, aber eben darum, weil ich mit diesen Formeln, Zahlen und Methoden gearbeitet habe. Das systematische Lösen von Problemen lag im Schwerpunkt des Studiums. Im Diplomzeitalter war es sogar noch so, dass von uns erwartet wurde, dass wir uns diejenigen Fakten und Methoden, für die in der Vorlesung keine Zeit zum Erklären blieb, und die Methoden, die in der Übungszeit nicht hinein passten, selbständig erarbeiteten. Unterstützt wurde dies dadurch, dass der Stoff von 12 bis 18 SWS, also von mehreren Semestern, in einer einzigen Prüfung mitten in oder am Ende der vorlesungsfreien Zeit geprüft wurde. Das reichte natürlich nicht, um den gesamten Stoff zu verinnerlichen, aber in Kombination mit einem regelmäßigen Vorlesungsbesuch, der eigenhändigen Lösung von Hausaufgaben und Mitarbeit in den Übungsstunden, konnte man sich enorme Wissensmengen erarbeiten. Ich profitiere heute noch davon und staune darüber, wie viel noch in meinem Gedächtnis vorhanden ist, sogar mehr als 20 Jahre später. Weil ich mich so intensiv wiederholt mit dem Stoff beschäftigt habe. Im Bachelor-Master-System ist das Tempo höher geworden, die Prüfungen finden direkt im Anschluss an den Kurs statt, da bleibt kein ganzer Monat vorlesungsfreie Zeit mehr zum Vorbereiten. Da ich zwei Jahre in Frankreich studierte, wo es das Bachelor-Master-System schon gab, habe ich den Unterschied erlebt. Bei so einem Tempo kann der Dozent tatsächlich nicht mehr beliebig alles abfragen, sondern muss sich im Kurs auf die aus seiner Sicht wichtigsten Methoden fokussieren, diese sauber einüben und dann genau diese prüfen. Alles andere wäre unfair. Im Diplomstudiengang konnte in der Prüfung prinzipiell alles dran kommen, was in irgendeinem relevanten Lehrbuch steht, auch wenn es in den Übungen nicht drangekommen war. Das Prinzip bleibt jedoch, dass Auswändiglernen in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern verpönt ist. In Medizin und Management sieht das anders aus... In meinen Management-Prüfungen frage ich zwar auch das Anwenden von Methoden ab, aber diese Methoden (Entschuldigung) sind so trivial, dass jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand sie leicht anwenden kann. Das gilt für Relativitätstheorie, Matrizenrechnung, Brückenschaltungen oder UML-Modellierung keinesfalls. Das muss man üben und üben.

Ich widerspreche aber der Botschaft des Films trotzdem. Auswendiglernen ist natürlich keinen sinnvolle Lehr-Lernmethode, um sich komplexes Wissen anzueignen. Aber nur Genie und eigenständiges Denken genügen nicht für eine erfolgreiche Berufstätigkeit. Außer man arbeitet als selbständiger Erfinder in seinem stillen Kämmerchen. Die Arbeit des Ingineurs ist geprägt von Teamarbeit, Standards und Vorgaben. Im Studium muss man zusätzlich zum selbständigen Arbeiten darum auch die übliche Fachsprache, Kenntnis der gängigen Standards und das Einhalten von Regeln erlernen. Leider bleibt im Studium nicht die Zeit, um all dieses nötige Faktenwissen aufwändig in Projekten und Beispielen zu erarbeiten. Manchmal bleibt dann nur noch das Pauken.

 

"Der Pauker" mit Heinz Rühmann handelt von einem Lehrer, der vom Land in die Stadt versetzt wird, um deren schwierigste Klasse zu übernehmen. Die Jugendlichen sind teilweise in kriminelle Machenschaften verwickelt und stehen immer noch unter dem Einfluss des inzwischen von der Schule verwiesenen Harry Engelmann. Herr Dr. Seidels autoritäre Lehrmethoden funktionieren hier leider gar nicht, und es wird sogar körperlich bedrohlich für ihn, als er den Schülern Manieren beibringen will. Er lernt das Catchen, um sich verteidigen zu lernen, und muss dieses auch gegen Engelmann anwenden. Der Lehrer kommt seinen Schülern erst näher, als er mit ihnen zusammen auf dem Schrottplatz ein altes Auto wieder fahrtüchtig macht und ihnen Fahrunterricht gibt.

Ich persönlich finde die Vorstellung eher erschreckend, dass man als Lehrer Kampfsport lernen muss und noch seine Freizeit mit den Schülern verbringen, damit man sinnvoll Unterricht machen kann. Ein offenes Ohr für ihre Probleme zu haben, kann jedoch nie schaden. Schließlich ist der Lehrer kein Vortragsroboter, sondern ein echter Mensch, und die Schüler sind keine Aufnahmegeräte, sondern ebenfalls Menschen.

 

"Fack ju Göthe" beschreibt nicht die Arbeit eines Pädagogen, sondern wie ein Krimineller mit einer Problemklasse umgehen würde. Natürlich lässt er sich von den jugendlichen Assos, die noch zur Schule gehen, gar nichts gefallen. Das wäre ja nochmal schöner! Teilweise greift er zu rabiaten und verbotenen Methoden wie z.B. als er einen Schüler im Schwimmbad fast ertränkt und seine drei Schulschwänzern wie Hunde am Hals taggt, um sie jederzeit orten und ins Klassenzimmer treiben zu können. Bankräuber Zeki hat sich nämlich durchaus zum Ziel gemacht, diese Kinder durchs Abitur zu bringen. Sie sollen schließlich nicht so enden wie er selbst oder seine Freunde aus dem Millieu von Prostitution, Drogensucht und Hartz IV. Im Lehrerzimmer wundern die Kollegen sich darüber, dass er immer noch glaubt, diese hoffnungslosen Dummköpfe hätten auch nur entfernt eine Chance auf das Abitur. Zum allgemeinen Erstaunen wird er zum beliebtesten Lehrer gewählt.

Mich wundert das gar nicht, denn der Lehrer spricht dieselbe Sprache wie seine Schüler. Er spricht mit ihnen, nicht nur über sie. Es ist ihm ein dringendes Anliegen, sie gut auf das Leben vorzubereiten, und das ist auch glaubwürdig.

Da ich zum Glück keine solche Problemklassen unterrichte, brauche ich die hier gezeigten Methoden nicht. Trotzdem habe ich die Serie gerne gesehen. Zeki ist so schön unkonventionell und kann straffrei genau das tun, was sich wohl jeder Pädagoge hin und wieder erträumt. Seine Methoden sind zwar rabiat und verboten, aber wirkungsvoll. Langatmige Diskussionen über den Sinn des Lernstoffs, der Schule als solche und warum man eine bestimmte Übung oder Hausaufgabe überhaupt machen solle, entfallen. Dieser Film ruft auf jeden Fall dazu auf, in seinen Lehrmethoden kreativer und zielgruppenorientierter zu werden.

 

"School of Rock" ist ein Film über einen chaotischen Rocker, der dringend Geld braucht und sich darum als Aushilfslehrer in eine Schule einschleicht. Der typische Schulstoff lag Dewey selbst noch nie, aber er bringt den Grundschulkindern eines bei: Rock 'n Roll! Sie musizieren, singen und tanzen. Und was noch dazu gehört: Lieder schreiben, Kostüme organisieren, die Lichtshow programmieren, Management einer Band.

Im Fachjargon nennt sich das projektbasiertes Lernen. Tatsächlich kann sich hier jede/r Schüler/in nach seinen und ihren Begabungen einbringen, sogar die Oberstreberin aus der ersten Reihe. Ihr Verhandlungsgeschick ist ausgezeichnet.

Ethisch korrekt ist es natürlich nicht, dass Dewey die Grundschüler für seine Zwecke einspannt, nur weil sonst niemand mehr mit ihm zusammenarbeiten will. Bedenklich ist auch, dass er ihnen Mathematik und andere Kenntnisse vorenthält, die sie in späteren Schuljahren noch brauchen werden. Aber als zusätzliches Projekt wäre die Teilnahme am Bandwettbewerb ganz sicher ein prima Thema für eine freiwillige Arbeitsgruppe gewesen.

 

 

 

 

 

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Mit E-Learning zum IREB Requirements Engineering Foundation Level Zertifikat

Im September startet ein neuer Online-Kurs zur Vorbereitung auf die IREB Requirements Engineering Foundation Level Prüfung. In Kooperation mit der Technischen Akademie Esslingen biete ich einen E-Learning-Kurs an, der Selbstlernphasen und fünf Live-Online-Sitzungen mit mir als Referentin beinhaltet. In der Selbstlernphase erkläre ich Ihnen die Theorie in Lehrvideos, Ihr Wissen überprüfen Sie dann anhand von Multiple Choice Fragen und einer Fallstudie. In der Online-Sitzung haben Sie Gelegenheit zur Diskussion und zur Klärung von Fragen.

Auftaktsitzung (live-online): Montag, 16. September 2019, 18.00 bis 19.30 Uhr
Den gesamten Ablauf und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier: www.tae.de/39004

 

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Folien meines REConf-Vortrags 2019

Wie ich sehe, wurden die Folien der REConf 2019 verschoben. Der früher hier angegebene Link führt nur noch auf Umwegen zu meinen Folien. Darum gebe ich Ihnen hier noch den direkten Link.

 

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REFSQ 2020 - Call to Live Study Proposals

CALL TO LIVE STUDY PROPOSALS!
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Conference website: https://refsq.org/submissions/call-for-live-studies
Place: Pisa, Italy.

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PURPOSE
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The REFSQ conference has a tradition of a special plenary session for conducting a “live study” involving the conference attendees (typically 50-80). Historically, a live study has been a (controlled) experiment relevant to requirements engineering. An “online survey” and “focus group study” have also been conducted during the conference days.

The live study, conducted in a 90-minute session, engages all the voluntary conference attendees present in the session.

For REFSQ 2020, we add the possibility of conducting a “user study” for evaluating requirements engineering tools.


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IMPORTANT DATES
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- Live Study Proposal Submission: November 15, 2019
- Notification of Acceptance: December 20, 2019
- Conference dates: March 24-27, 2019

This Call thus invites submissions of proposals for conducting a live study within the framework defined above.

SUBMISSION PROCESS
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Authors are invited to submit a Live study proposal (max 8 pages). It should address the following items at least:

1) Plan and Design

● Research problem
● Type of study (e.g., experiment, online survey, focus group study, etc.)
● Research goal
● Research questions, including any hypothesis
● Population of interest (i.e., target of generalisation)

○ Description or profile of the intended subjects: prerequisites for being a subject, such as experience, background, etc.

● Study design, e.g.:

○ For an experiment: research question, hypothesis, control, treatment, variables, randomisation, etc.
○ For a focus group study: sample questions, group partitions if any, coordination, etc.
○ For an online survey: sample questions, rationale, survey length (time), etc.
○ For a user study: research questions, variables, measures, tasks, training (offline, 30-minute session, both), etc.

Note: All participants present in the session should be involved in some manner, e.g., as one large group, or two or more smaller groups in parallel whose results are then possibly integrated and shared with the plenary group. The group partitioning (if any), result integration (if any), the result-sharing with the attendees, the process mechanics, etc., are part of study design.

● Study methods and procedures
● Equipment and infrastructure needed for performing the live study: PCs, software, flipcharts, Internet, etc.
● The type of data that would be gathered
● The type of analysis that would be carried out on the gathered data

2) Relevance and Feasibility of the study

● Relevance of study for research and/or for practice
● Benefits to the subjects of participating in the study, including incentives
● Plan to make publicity of the study if selected, and to attract respondents at the conference
● Sharing of preliminary and summary results with attendees during the conference
● Dissemination of the results the conference attendees following the conference

3) About the Researchers

● Record of past empirical studies performed by the submitters
● Role of the proposed study in a generic research plan (e.g., it is expected to test a theory, to explore an emergent research topic, …)


Submissions should be in PDF, and formatted according to the CEUR Proceedings Style: http://ceur-ws.org/Vol-XXX/samplestyles/
Please use the LaTeX style file: onecolceurws.sty
And it should be submitted via easychair: https://easychair.org/conferences/?conf=refsq2020livestudy


REVIEW PROCESS
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Live study submissions will be reviewed by 3 reviewers, and based on:

● The quality, relevance, soundness and feasibility of the proposal;

● Potential for attracting suitable number of participants.


Programme Committee
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- Dan Berry University of Waterloo, Canada
- Alejandro Catalá Universidad de Santiago, Spain
- Fabiano Dalpiaz Utrecht University, The Netherlands
- Maya Daneva University of Twente, The Netherlands
- Andrea Herrmann Hermann & Ehrlich, Germany
- Jennifer Horkoff Chalmers University, Sweden
- Ana Maria Moreno Universidad Politécnica de Madrid, Spain
- Nicole Novielli University of Bari, Italy
- Barbara Paech University of Heidelberg, Germany



Live Study Track Chair
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- Nelly Condori Fernandez, Universidade da Coruña, Spain; Vrije Universiteit Amsterdam, The Netherlands

- Luisa Mich, University of Trento, Italy

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neu: CPRE Advanced Level Elicitation Handbuch jetzt auch auf Deutsch

Das CPRE Advanced Level Elicitation Handbuch zu den Themen Anforderungsermittlung und -konsolidierung ist nun auch in der deutschen Fassung verfügbar. Meiner Meinung nach ist es ein flüssig zu lesendes, gut strukturiertes Handbuch über die kommunikativen Aspekte des Requirements Engineering. Sie können das Handbuch kostenlos direkt beim IREB herunterladen.

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