Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Winter vorbei?

Meine Güte, was ist das denn für eine Hitze da draußen? Strahlender Sonnenschein! Auf dem Südbalkon habe ich 17 Grad in der Sonne. Das ist absolut verrückt! Sowas hat es definitiv in meiner Jugend nicht gegeben. Da war man ja schon überrascht, solche Temperaturen im Februar zu messen. Ich schalte dann mal wieder die Heizung aus...

Kommentare anzeigen

Offener Brief an die letzte Generation

Ich weiß ja nicht, ob Friday for Future oder die letzte Generation bei mir mitliest. Wohl eher nicht. Aber ich möchte euch trotzdem gerne einen Brief schreiben.

In der Sache habt ihr Recht: Die Hütte brennt, es ist nicht fünf vor zwölf, sondern schon viel zu spät. "Fünf vor zwölf" war so eine Redewendung, die wir Ökos in den 90ern verwendet haben. Es war damals schon bekannt, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen, um den Planeten zu retten.

"Warum habt ihr nichts unternommen?", fragt ihr uns wütend, aber ignorant.

Wir haben eine ganze Menge gemacht. Hippies haben das minimalistische Leben praktiziert, Ökos ihre Socken selbst gestrickt und Brot gebacken, FCKW in Spraydosen wurde verboten (wegen dem Ozonloch), Blei in Batterien verboten (wegen dem Grundwasser), den Unternehmen hohe Umweltauflagen aufgebrummt. Nach und nach wurde der Müll immer mehr getrennt und Rohstoffe möglichst noch recycelt. Zahlreiche NGOs wurden gegründet, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Wüste zu begrünen, den Urwald zu schützen, Tiere und Pflanzen vor dem Aussterben zu bewahren, die Ausbeutung des Menschen durch Menschen zu verhindern, ökologische Landwirtschaft auf dem Planeten zu verbreiten, den Autoverkehr zu reduzieren und die Rechte von Radfahrern und Fußgängern zu verteidigen. Ohne diese enormen Anstrengungen wäre alles heute so richtig, richtig kaputt. Man wüsste noch nicht mal, was man alles verloren und zerstört hat, weil es nicht mal Informationen und Daten gäbe.

Die Themen in den 90ern und 00ern waren andere als heute: das Ozonloch, saurer Regen, aussterbende Tier- und Pflanzenarten, verseuchte Flüsse, Grundwasser und Luftverschmutzung in Deutschland, wuchernde Müllberge. Diese Probleme sind noch nicht gelöst, sondern verlangen weiterhin eine kontinuierliche Anstrengung. Viele der Maßnahmen sind zum Glück inzwischen Routine geworden.

Weitere Themen harren immer noch ihrer Lösung: Beispielsweise der hohe Energieverbrauch unseres Lebensstils, der nicht mehr lange durch billiges Erdöl gedeckt werden kann. Auch hieran wird seit Jahrzehnten gearbeitet, aber mangels Unterstützung in der Bevölkerung konnte unsere Regierung hier nur langsam vorankommen. Ich bin seit zwanzig Jahren aktives Mitglied von autofrei Leben! e.V. und weiß darum von unseren Infoständen, wie wenig sich der Normalbürger vorstellen kann, der Umwelt zuliebe auf sein Auto oder Flugreisen zu verzichten. Zu hoch wohl der gesellschaftliche Druck, seinen Wohlstand mit umweltschädlichen Statussymbolen zu beweisen. Von der Bevölkerung gab es stets nur wenig Unterstützung für umweltfreundliche Ideen von Regierung, Vereinen und Firmen.

Seit Kurzem sehe ich ein Umdenken beim Normalbürger. Ich würde gerne glauben, das sei das Ergebnis der jahrezehntelangen Bemühungen von Ökos und Regierung. Aber vielleicht hat es doch einfach mal ein paar Portionen Tomatensuppe oder Kartoffelbrei an der richtigen Stelle gebraucht. Menschen entscheiden ja bekanntlich nicht rational aufgrund von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern tun das, was gerade "in" zu sein scheint.

Wenn jetzt die Balkon-Solaranlage und das Elektroauto "in" sind, werden sie also gekauft und die Automobilindustrie bleibt nicht mehr wie bisher auf ihren für den Umweltschutz getätigten Investitionen sitzen. Hoffen wir, dass es sich nicht um eine vorübergehende Mode handelt. Oder um Ablasshandel im Stil von "Ich habe ein teures E-Auto, also darf ich weiterhin so viel fahren wie bisher oder noch mehr. Jeder gefahrene Kilometer rettet schließlich den Planeten." oder "Ich erzeuge Solarstrom, also habe ich einen Thailandurlaub gut."

Ich war gerade nochmal auf der Friday for Future Webseite. Bei jedem Besuch ist sie schrecklicher. Beim ersten Mal suchte ich vergeblich eine Teilseite mit Titel "Selbstverpflichtung: Hiermit verpflichte ich mich, keine Flugreisen mehr zu machen, zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln, ...". Nichts dergleichen. Nur Forderungen, Forderungen, Forderungen. Dieser Teil bläht sich immer weiter auf. Dabei sehe ich da kaum etwas, das nicht sowieso schon am Laufen wäre. Netter Trick. Man verlangt Maßnahmen, die schon unterwegs sind und behauptet hinterher, die Regierung hätte das ohne die Demos niemals gemacht. Das Gegenteil ließe sich nie beweisen.

Das Gute an den Demos ist, dass sie der Regierung die Erlaubnis geben, notwendige Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Ihr habt es vermutlich nicht mitbekommen, aber unsere Regierung hat schon unglaublich viel Geld in Umweltforschung investiert und eine Menge Maßnahmen in der Pipeline. Sie haben aber vor allem das umgesetzt, was der Bevölkerung keine allzu großen Nachteile brachte. Man will ja von der genusssüchtigen Bevölkerung nicht abgewählt werden. Eure Regierung kennt eure Vorlieben und tut immer genau das, was ihr wollt. Unsere Demokratie funktioniert nämlich. Und die Firmen stellen übrigens genau das her, was ihr kauft. So funktioniert der Kapitalismus! Alle Macht geht tatsächlich vom Volke aus, meine jungen Freunde! Oder wie Thoreau mal schrieb: "Wenn Geld die Welt regiert, müssen wir uns genau überlegen, was wir mit unserem Geld machen."

Ich hoffe darum, eure Demonstrationen bedeuten, dass ihr die Bemühungen unserer Regierung mittragen werdet, mit allen Nachteilen, die sie euch in eurem echten Leben bringen. Dass ihr euch verantwortlich fühlt für die Zukunft unseres Planeten und entsprechend lebt. Also nicht jetzt demonstrieren und wenn die Demos Wirkung zeigen, dann sagen: "So war das nicht gemeint. Ich dachte, die Rettung der Welt finanzieren die Firmen und Regierungen mit ihren Überschüssen." Witzigerweise: Falls es da Überschüsse gibt, habt ihr die auch bezahlt. Von nichts kommt nichts.

Noch witziger: Umweltschutz spart Geld. Stromsparen bringt der Umwelt mehr als Ökostromverbrauchen, Verzicht mehr als der Kauf teurer Bioprodukte. Studien haben gezeigt, dass gerade arme Menschen einen besonders kleinen ökologischen Fußabdruck haben, weil sie nichts verschwenden.

So, und jetzt mache ich mein Mittagessen. Um Strom zu sparen, habe ich neulich gleich einen Riesentopf voll Kartoffelknödel gekocht, die ich jetzt im stromsparenden Miniofen nur noch schnell überbacke. Der Strom ist Öko, die Kartoffeln habe ich selbst angebaut. Mit meinen paar Quadratmetern Citygardening und meinem neuen Hobby Regrowth auf dem Fensterbrett kann ich zwar meinen Kalorienbedarf nicht decken und auch den Planeten nicht retten, aber egal. Beispielsweise erledige ich hier im Dorf alle Erledigungen zu Fuß. Damit komme ich im Jahr auf ein paar hundert Kilometer eingesparte Fahrkilometer, die andere Leute mal kurz bei einem Wochenendausflug verschwenden. Aber jeder ist für seinen ökologischen Fußabdruck allein verantwortlich. Der wird nicht mit anderen Familienmitgliedern verrechnet oder so.

Langer Rede kurzer Sinn: Nachdem ihr alle Medien mit euren Forderungen vollgepflastert habt, könnt ihr ja als nächstes dann euer Leben umgestalten, um das umzusetzen, was ihr gefordert habt. Eure Demonstrationen sind nämlich nicht nur eine Verpflichtung für die Regierung, sondern auch für euch. Wie gesagt, fünf vor zwölf war in den 90ern.

Wir alle müssen unseren Beitrag leisten, nicht nur die Regierungen, Hersteller, Händler, Landwirte und so weiter!

Andrea Herrmann

 

 

 

 

 

 

Kommentare anzeigen

Weihnachtsvideo 2022

Auch dieses Jahr habe ich wieder ein Weihnachtsvideo gedreht mit einem Rückblick auf 2022 und Ausblick auf 2023. Schöne Feiertage und alles Gute für 2023!

Andrea Herrmann

Kommentare anzeigen

Webseite der Softwaretechnik-Trends aktualisiert

So, heute habe ich die Webseite der Softwaretechnik-Trends auf den neusten Stand gebracht. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift befindet sich ebenfalls auf dem Weg.

Kommentare anzeigen

Anforderungen an Daten für KI (Künstliche Intelligenz)

Eine Studentin von mir hat ihre Masterarbeit über das Thema "Anforderungen an Daten für KI" geschrieben. In dieser Arbeit hat sie ein Qualitätsmodell entwickelt für Daten, die in KI-Anwendungen verwendet werden sollen. Dieses Qualitätsmodell kann man als Checkliste verwenden für die Herleitung von Qualitätsanforderungen in einem konkreten Fall. Das hat sie beispielhaft für den bekannten Pilz-Datensatz getan und die Qualitätsprüfungen teilweise automatisiert. Bei Youtube können Sie sich ihren Vortrag über ihre Arbeit anhören. 

 

Kommentare anzeigen

weitere Amtszeit im Präsidium der Gesellschaft für Informatik

Gerade erfahre ich, dass ich erneut ins GI-Präsidium gewählt wurde für die Amtsperiode 2023 bis 2025. Das freut mich sehr. Vielen Dank für Ihr Vertrauen!

Kommentare anzeigen

Rezension: The Big Five for Life - Was wirklich zählt im Leben (John Strelecky)

Das Buch "The Big Five for Life - Was wirklich zählt im Leben" von John Strelecky habe ich gerne gelesen. Viel lieber als andere Ratgeber. Dieses Buch ist nämlich handlungsorientiert und plädiert für ein ethisches Management. Voraussetzung für das Funktionieren dieser Methoden ist, dass das Unternehmen einen Zweck verfolgt, den irgendjemand sinnvoll finden kann. Und genau diese Leute werden eingestellt und so eingesetzt, dass sie am richtigen Platz sind. Das Arbeitsleben kann so schön sein! (Keine Ironie!) Glückliche Mitarbeiter*innen und wirtschaftlicher Erfolg der Firma widersprechen einander nicht.

Ganz neu ist dieser Gedanke nicht: Wenn die Mitarbeiter motiviert arbeiten, sind sie produktiver. Es passieren weniger Fehler und das Personal wechselt seltener. Revolutionär ist hier aber, dass man nicht versucht, Schweine zum Fliegen zu bringen, sondern fürs Fliegen Vögel einstellt und Schweine für die Trüffelsuche.

Damit das klappt, muss jedoch der zukünftige Mitarbeiter wissen, ob er (sie) Vogel oder Schwein ist. Um das herauszufinden und darzustellen, helfen drei Hilfsmittel:

Jeder muss seinen ZDE (Zweck der Existenz) finden. Das ist natürlich nicht trivial. Also fragt man sich: "Was sind meine Big Five for Life?" Abgeleitet ist diese Idee von den "Big Five" einer Safari bzw. Großwildjagd. Folgende fünf Großwildtiere sollte man bei einer erfolgreichen Safari zu sehen bekommen: Elefant, Nashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard. Analog dazu sollte jeder Mensch herausfinden, was er in den gar nicht so vielen Stunden seines Lebens sehen oder tun möchte. Hilfreich ist dazu auch die Vorstellung eines "Museums meines Lebens". Dieses Museum stellt mein Leben dar, alles was ich getan habe. Was möchte ich in diesem Museum stehen sehen? (Also, bei mir passt das. Ich lebe schon mein Traumleben, auch wenn manchmal das Mischungsverhältnis der Komponenten unausgewogen ausfällt.)

Letztlich sollte das Geschäftsmodell eines Unternehmens darauf beruhen, dass der Geschäftsführer seinen ZDE erfüllt und das tut, was ihm am meisten Freude bereitet. Und für die anfallende Arbeit stellt er die Leute ein, die auf ihrer Position ebenfalls ihren ZDE erfüllen. Der Autor ist auch nicht ganz sicher, ob das für jedes Unternehmen funktionieren kann. Ich denke aber schon, weil ich mir kein legales Unternehmen vorstellen kann, das nicht Sinn stiftet. Schließlich bezahlt irgendjemand für dessen Produkte bzw. Dienstleistungen.

Das ist hier ist schön: "Erfolgreiche Führungskräfte beginnen etwas, das so stark mit dem Zweck ihrer Existenz verknüpft ist, dass die Aufgabe nicht nur eine Chance, sondern eine persönliche Notwendigkeit für sie ist. Sie haben genug Vertrauen in ihre Fähigkeiten, dass sie sich durch den Erfolg ihrer Mitarbeiter bestätigt und nicht etwa bedroht fühlen. Sie fördern andere, anstatt sie unten zu halten, sie inspirieren, anstatt einzuschüchtern, sie lehren, anstatt zu blockieren, und sie rechnen mit Erfolg, anstatt sich vor dem Scheitern zu fürchten."

Und über die Mitarbeiter steht hier: "Fähige Leute brauchen niemanden, der ihr Verhalten überwacht. Sie arbeiten nicht deshalb so gut, weil sie kontrolliert werden, sondern weil sie sich mit ihrer Arbeit identifizieren und sie gerne machen."

Genau! Wie ich gerne sage: Das könnte von mir sein...

 

 

 

 

 

Kommentare anzeigen

Toxische Weiblichkeit

Schon wieder einen neuen Begriff gelernt: toxische Weiblichkeit. Aber ich kenne das Problem, habe es hier im Blog ja schon mehrfach diskutiert. Diesen Artikel über toxische Weiblichkeit finde ich sehr gut. Im ersten Teil geht es darum, dass Frauen sich toxisch verhalten, indem sie die vom Patriarchat erwartete Weibchen-Rolle spielen: hübsch, schlank, immer von der Anerkennung der Männer abhängig und andere Frauen wegbeißen, sich hilflos fühlen und fies handeln. Da der Machoismus ein raffiniert gestricktes, sich selbst bestätigendes und erhaltendes System ist, können Machos genau dieses toxische Verhalten dann wiederum als Beleg für die Minderwertigkeit der Frau anführen. 

Wir Frauen müssen uns wie erwachsene Menschen verhalten, unseren Teil der Pflichten und Arbeit und Verantwortung übernehmen. Dann wird uns natürlich nicht automatisch der gerechte Anteil der Anerkennung oder Macht zugewiesen. Im Gegenteil wird solches Verhalten ja als unweiblich abgestraft. Je kompetenter wir sind, umso vehementer wird man uns Inkompetenz unterstellen. Wir müssen es aber trotzdem hartnäckig tun, weil die Welt sonst niemals aus diesem Teufelskreis der Ungerechtigkeit herauskommt. Wir müssen stark sein, an uns glauben und nicht rumheulen, uns auf Opfersofa setzen und vor Frust Eiskrem essen, bis wir uns wegen unserem Übergewicht hassen. Heul, heul. Raus aus dem Teufelskreis! 

Trotzdem gute Arbeit leisten, obwohl sie keiner sieht oder achtet. Verantwortung übernehmen, obwohl man unsere Fehler und die der anderen gegen uns verwendet Andere Frauen wie echte Menschen behandeln und vor ihnen genauso viel Achtung wie vor Männern haben, obwohl man uns das als Blindheit auslegt. Macht, Ansehen, Leistung und Geld genießen, auch wenn man sie uns neidet. Wir müssen einfach stark sein. 

Kommentare anzeigen