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Schwäbische Wörter: schaffig

Als ich gerade die Spülmaschine unserer Hochschul-Kaffeeküche ausräumte, dachte ich bei mir: "Wenn man schaffig isch, schafft man des, bevor der Wasserkocher heiß isch." Naja, nicht ganz, aber ich hab's versucht. Da mit dieser manuellen Tätigkeit meine geistigen Kapazitäten noch nicht ganz ausgeschöpft waren, purzelten die Gedanken weiter: Eigentlich gibt es dieses Wort "schaffig" nur im Schwäbischen. Mir fällt kein deutsches oder anderes Wort ein mit derselben Bedeutung. "Schaffig" ist eine Eigenschaft eines Menschen, nämlich die Eigenschaft, die Dinge einfach schnell mal anzupacken und zu erledigen. Schaffige Menschen erledigen selbst schwere Aufgaben schnell, ordentlich und ohne ersichtliche Mühe. Das Wort "arbeitsscheu" beschreibt das Gegenteil. Das deutsche Wort "Macher" kommt dem "Schaffigen" wohl am nächsten, trifft es aber auch nicht ganz. "Macher" klingt für mich immer ein wenig krampfig und aufgesetzt, jedenfalls kenne ich das so, dass "Macher" eher eine Rolle ist, die jemand spielt. Der Schaffige denkt gar nicht darüber nach, was er da tut, warum, wie es wirkt und ob es jemanden interessiert. Er macht das jetzt einfach, ist schnell gemacht und kostet sowieso alles keine Kraft. Auch "leistungsstark" passt nicht, weil mir das zu sehr nach Leistungsmessung durch andere klingt.

Leider gilt "schaffig" zu sein nur im Schwäbischen als eine Tugend, und das kommt auch allmählich massiv aus der Mode. Faulheit gilt als Trumpf, wer faul ist, beweist Selbstbewusstsein und Faulheit gilt als Statussymbol. Wer die Spülmaschine ausräumt, macht sich damit zur Sekretärin oder gar zur Reinigungskraft. So denkt man heutzutage. Ist das New Work?

Das ist eben auch so eine Variante von dem McLelland-Motivationsmodell. Der "Schaffige" ist der Ergebnisorientierte. Er findet es gut, wenn etwas erledigt ist. Allein das fühlt sich gut an. Das muss keiner gesehen haben, keiner würdigen und sonst keinen Nutzen erbringen, sondern entspringt aus intrinsischer Motivation zur Leistung und die Welt zu einem schöneren Ort zu machen, wo Unerledigtes nicht lange herumliegt. :-)

So, und jetzt wieder was schaffe...

 

 

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Doch keine anlasslose Vorratsdatenspeicherung mehr

Nach jahrelangem Hin und Her ist es jetzt hoffentlich endgültig: Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass die anlasslose Vorratsdatenspeicherung rechtswidrig ist. Ich hoffe, unsere Regierung hat es verstanden, dass so etwas in Europa wirklich, wirklich unerwünscht ist! Sie müssen nicht noch ein drittes Mal versuchen, uns alle zu protokollieren. 

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Vortrag über die ethischen Aspekte der KI

Gestern hielt ich auf dem Meet & Greet (Jahrestreffen) des BISG e.V. einen Vortrag über die ethischen Aspekte der KI. Sie können ihn jetzt auf Youtube ansehen.

 

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Vorlesung "Knowledge Management and Decision-Making in Software Engineering" im Wintersemester an der Universität Heidelberg

Die Ankündigung für meine Vorlesung "Knowledge Management and Decision-Making in Software Engineering" im Wintersemester an der Universität Heidelberg ist jetzt online. 

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mein Artikel im IT-Spektrum: Das Motivationsmodell von McClelland

In der aktuellen Ausgabe des IT-Spektrums erscheint ein Artikel von mir mit dem Titel "Der Klassiker: Das Motivationsmodell von McClelland". Das Thema des Heftes war "New Work", aber ich bin der Meinung, dass die Menschen sich im Verlauf der Jahrtausende nicht geändert haben oder ändern werden. Die Jugend ist anspruchsvoll, vor allem die Informatik-Studierenden, weil sie wissen, dass Fachkräftemangel herrscht und sie darum Ansprüche stellen können. Das wird sich aber ratzfatz wieder ändern bei der nächsten Wirtschaftskrise. Als ich mit dem Studium fertig war, war "Einstellungsstopp" die Wachstumsstrategie der Unternehmen. Viele Absolvent/innen arbeiteten damals unter ihrem Niveau, um überhaupt Geld zu verdienen. Da gab es nicht nur taxifahrende Germanisten, sondern auch Physiker. Nur in der Informatik gab es noch Stellen. Taxifahren ist nicht so mein Spezialgebiet!

Was Menschen motiviert, wird sich nicht ändern. Von allen Persönlichkeitsmodellen, die mir schon untergekommen sind, erwies sich der Klassiker von McClelland am nützlichsten. Ich benutze es wirklich täglich. Immer wenn man mit jemandem aneinander vorbeiredet über Sinn und Unsinn der Arbeit als solcher und konkreter Aufgaben im Speziellen sowie über Menschliches, dann hakt es daran, dass man grundsätzlich andere Motivation im Beruf findet: Leistung, Anschluss oder Macht. Das sind offensichtlich drei Sprachen, die sich gar nicht ineinander übersetzen lassen. Selbst wenn ich als ergebnisorienterte Person sage "Ich mache gerne gute Arbeit", was eine recht harmlose, konstruktive und nur auf mich bezogene Aussage ist, fährt mir das trotzdem Ärger ein. Die anschlussorientierte Person hört dann "Ich mache gerne gute Arbeit - ganz im Gegensatz zu dir!" und ist beleidigt. Und die machtorientierte Person verachtet mich für diesen Satz, weil ich damit zugegeben habe, dass ich mich ganz unten in der Hierarchie sehe und wohl fühle. Dabei kann es auch eine Bundeskanzlerin geben, die gerne gute Arbeit leistet und den Job nicht wegen der Macht und der Statussymbole angestrebt hat. Und Macht finde ich eigentlich ganz nützlich, um noch bessere Leistung bringen zu können. Wenn ich eine Schar von wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen hätte, die meine Anweisungen ausführen, könnte ich meine Produktivität vervielfältigen. (Also, falls jemand Geld übrig hat...) 

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Die Welt verändern durch Konsumverzicht

Oxfam hat eine Aktion gestartet unter dem Motto "Ein Monat, der die Welt verändert". Wir alle werden dazu aufgefordert, im September nur Gebrauchtwaren zu kaufen, nichts Neues. Genau genommen mache ich das schon seit Jahrzehnten. Es muss nicht immer das Neuste sein, sondern Antiquitäten haben auch ihren Charme. Damit habe ich den Planeten leider nicht gerettet, aber vielleicht machen ja noch mehr mit? Das gesparte Geld kann man dann wiederum an Oxfam spenden, die davon wirklich lebenswichtige Dinge kaufen wie Seife oder Lebensmittel. 

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