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IREB: Serie von "AI snippets"

Beim IREB arbeite ich in einem Arbeitskreis über "RE und KI" mit. Wir haben dafür neulich sogenannte "AI Snippets" gesammelt, also kurze Best Practices für die Verwendung von KI im RE oder auch KI im Allgemeinen. 

Sie können die Serie bei LinkedIN abonnieren. Der erste "Snippet" ist von mir und kann hier eingesehen werden. Unten finden Sie den Link zum Abonnieren. Dann werden Sie über die nächsten Snippets automatisch informiert. 

Viel Spaß! 

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Burnout-Update

Eigentlich hatte ich erwartet: Sobald die körperlichen Symptome des Burnout vorbei sind, dann geht es mir wieder genauso gut wie vorher. Aus verschiedenen Gründen ist das aber nicht eingetreten, und bei genauer Überlegung ist das auch logisch. Es ist nicht mehr so wie vorher. Und das wird es auch nicht wieder werden.

Vorher motivierte mich bei der Arbeit, dass ich mich mit jedem Kurs, den ich gebe, weiter für eine Professur qualifiziere, für meinen Traumjob. Während des Burnouts motivierte es mich, dass ich mein Portfolio ausbaue und eine immer bessere Professorin werde. Nun denke ich, dass mich meine Kurs für gar nichts qualifizieren, ganz besonders nicht für eine Professur. Ich habe ein so umfangreiches Kurs-Portfolio, dass es einer Hochschule schon fast suspekt vorkommen muss. Außerdem: Wenn ich in so vielen Themen kompetent bin, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ich bei der nächsten Professur von Anfang an 200 % Deputat drauf gepackt bekomme. Und auf einer Universitätsprofessur darf man ja sowieso nur Themen lehren, zu denen man schon jahrelang geforscht hat. 

Ich habe das Gefühl, ich mache sowieso nur noch dasselbe. Mit meinem bisherigen Portfolio bin ich dermaßen ausgelastet, dass kaum Zeit und Energie übrig bleibt, um neue Kurse zu entwickeln. Ich entwickle mich darum nur langsam weiter und mache das Ganze eigentlich nur noch fürs Geld und weil ich gerne mal einen Tag mit netten Leuten verbringe und ihnen von dem erzähle, was ich interessant finde.

Die kreativen Aufgaben, die ich als Professorin hatte, musste ich alle abgeben. Mir bleibt aber auch wenig Energie für Forschung und für meine Bücher. Als erstes muss ich mal meinen Lebensunterhalt verdienen und den verdiene ich eben mit Routinearbeit. 

Ich habe genau genommen alles erreicht, was ich in meinem Leben erreichen wollte. Nun fehlt ein neues Ziel. Eine Richtung. Ein Sinn. Nur zu arbeiten, um meine Brötchen zu verdienen, das ist auf Dauer zu wenig. Es ist jetzt OK, während der Burnout ausheilt. Aber nicht auf Dauer. 

Ende 2023 sind mir die beiden Menschen verloren gegangen, die immer auf meiner Seite standen. Nein, sie haben mir nicht die Freundschaft gekündigt, der Tod hat sie geholt. Auch das reißt ein großes Loch in mein Leben. Mit wem soll ich nun meine Gesundheit feiern?

 

 

 

 

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PS: Studierende

PS: Das ist so eine Sache, die die Lehre an Dualen Hochschulen und Abend- bzw. Fernhochschulen angenehmer macht. Die Studierenden dort sind zu 99% professionell! Da werden Termine und Vereinbarungen eingehalten oder in den wenigen gut begründeten und glaubhaften Ausnahmen abgesagt. Die Kommunikation ist höflich und tadellos, da macht die Zusammenarbeit mehr Freude!

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Was soll nur aus diesen Studis mal werden???

Also, ich frage mich ja schon, was aus jungen Leuten werden soll, die solche Fähigkeiten der Selbstorganisation und Kommunikation haben... :-( 

Ein paar Beispiele haben mich in letzter Zeit mal wieder sehr frustriert: 

Wir haben eine mündliche Prüfung angesetzt. Die Studentin ist krank und hat am Tag vor der Prüfung noch einen Arzttermin, teilt sie mir mit. Ich dachte, das hieße "Ich kläre dann ab, ob ich prüfungsfähig bin und falls nicht, melde ich mich sofort." Es kam dann aber keine Nachricht. Für mich erschwerend kam hier hinzu, dass wir auf ihren ausdrücklichen Wunsch die mündliche Prüfung in Heidelberg in Präsenz geplant hatten. Virtuell wäre ja auch gegangen. Da die Zugverbindungen fast niemals funktionieren, hätte ich recht früh los müssen, um sicher pünktlich zu kommen. Ich hatte sie darum gebeten, mir bitte vor 7 Uhr morgens Bescheid zu geben, also bevor ich los fahre. Das ist nämlich schon oft genug passiert, dass die Absage des Studenten so spät kam, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon im Zug saß oder sogar schon in Heidelberg angekommen war. Ein Mal hatte ich sogar den Prüfungsraum durchdesinfiziert für diese schriftliche Ein-Personen-Prüfung, und dann kam keiner! Gut, aber um 18 Uhr fragte ich mich, ob es nicht möglich sein könnte, dass ich schon eine Information bekomme, bevor ich meinen Wecker stelle! Um 18 Uhr hakte ich dann nach. Es kam sogar schnell eine Antwort: Nein, sie sei nicht prüfungsfähig. Sie habe nicht früher Bescheid geben können, weil der Arzttermin erst am Abend stattfand. Ich hakte nach wegen ärztlichem Attest. Natürlich keines. Es ist inzwischen quasi die Regel, dass die Studierenden sich bei Prüfungen ohne ärztliches Attest krank melden. Sehr lustig fand ich auch mal die Behauptung man habe kein Attest, weil der Student per Video-Call einen indischen Arzt um Rat gefragt habe. Ja, aber auch ein indischer Arzt müsste doch die Möglichkeit haben, ein digitales Attest in englischer Sprache zu erstellen? 

Bei schriftlichen Prüfungen weiß ich inzwischen grundsätzlich nicht, wie viele Studierenden sich einfinden werden. Es gibt zwar klare Regeln für die An- und Abmeldung, aber wen interessiert das schon? Bei meinen Prüfungen darf man sich üblicherweise bis zu 48 Stunden vorher an- und abmelden, was ich recht kulant finde. Trotzdem bekomme ich wirklich jedes Mal noch kurzfristigere Abmeldungen, natürlich ohne Attest. Manche Prüflinge erscheinen auch gar nicht und wenn ich sie dann anmaile, ob sie ein Attest haben, erfinden sie irgendwelche Begründungen. Von selbst melden sie sich nicht mal, wenn sie eine Prüfung verpasst haben. Ich warte da nämlich immer erstmal eine Woche ab, ob sich was regt. Natürlich habe ich auch regelmäßig Prüfungsteilnehmer, die sich nicht angemeldet hatten. Wozu auch? Ich drucke ja sowieso immer ein paar Exemplare mehr. :-( 

Gestern war dann noch Prüfungseinsicht. Und wie das immer so ist: Die Studierenden, für die man eine Ausnahme macht, die bereiten den meisten Ärger. Prüfungseinsicht war von 17:30 bis 18:00 Uhr. Aber das konnte nicht jeder einrichten. Zwei Studierende hatten zu der Zeit wohl Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, wo sie unabkömmlich waren. Also hatte ich mit ihnen vereinbart, dass ich bis 18:10 Uhr auf sie warte. Ich wartete bis 18:25 Uhr, aber keiner von den beiden kam. Die eine Studentin schreibt mir heute Morgen eine E-Mail, die beginnt mit "Liebe Andrea" (Ich wusste nicht, dass wir per Du sind) und schreibt mir, dass sie kurzfristig habe arbeiten müssen. (Und das war so kurzfristig, dass man nicht absagen konnte? Sie wusste doch, dass ich extra wegen ihr länger bleibe!) Jetzt will sie gerne diese Woche noch einen neuen Termin mit mir, aber nicht am Donnerstag. In Heidelberg. Ich musste mir hier erstmal meinen Frust von der Seele schreiben, damit ich ihr nicht eine geharnischte wütende E-Mail schreibe. Die Studierenden zeigen keinerlei Respekt vor meiner Zeit und Zeitplanung. Ich bin anscheinend ein beliebig verfügbarer Dienstleister, der "eh da" ist. Aber nach Heidelberg habe ich vier Stunden Fahrtzeit mit den Öffis und muss für jeden Präsenztermin extra anreisen. Das war gestern für zwei Stunden schriftliche Prüfung und Prüfungseinsicht ein kompletter Tagesausflug. Das mag ihnen nicht immer so präsent zu sein, egal wie oft ich das betone, weil es ihnen nämlich egal ist. 

Ganz sicher gab es zu meiner Zeit, als ich studierte, auch schon Chaoten, und die haben dann einfach nicht fertig studiert, z. B. eben weil sie Fristen verpassten. Das fanden sie ungerecht, weil das ja nichts über ihre Kompetenz aussagt. Ich behaupte gerne, das Einhalten von Fristen gehöre zu den Kompetenzen eines Akademikers dazu, genauso auch das Einhalten von anderen Regeln wie Seitenbeschränkungen bei Texten oder dass man in Prüfung das schreibt, was der Prüfer lesen will, und nicht Romane über irgendein anderes Thema, das einen selbst mehr interessiert. Insbesondere muss man nicht Leute verärgern, von denen man noch eine Note erhalten möchte. Das ist im Berufsleben auch so. 

Was für mich jetzt auch offen, aber egal ist: In meiner Vorlesung waren rund 100 Studierende eingeschrieben. 88 haben sogar die Hausaufgaben eingereicht. Nicht alle pünktlich. Manche erledigen das alles gesammelt am Semesterende. Ich überlege ernsthaft, das nicht mehr zuzulassen. Es bereitet mir Extraaufwand und macht didaktisch keinen Sinn. Ich werde bei Gelegenheit mal prüfen, welche Noten diese Späteinreicher überhaupt noch erzielt haben. Jedenfalls sind nun 10 Studierende übrig, die immer noch nicht die Prüfung abgelegt oder bestanden haben. Keine Ahnung, wie deren Pläne aussehen. Ich habe dieses Wintersemester aufgrund zahlreicher Faktoren und weil ich viel zu nett bin, vier Prüfungen angeboten. Und manche konnten es immer noch nicht einrichten! Früher genügte es, dass ich zwei Prüfungen anbiete. Wer bei der ersten fehlte oder durchfiel, schaffte es dann bei der zweiten. Verkompliziert wird die Situation inzwischen nicht nur durch die Unzuverlässigkeit der Studierenden, sondern auch dass die ausländischen Studierenden gewisse Randbedingungen haben wie "Ich brauche die Note vor dem 28. Februar" oder "Ich bin den ganzen März in Indien bei meiner Familie". Aber die Verpeiltheit ist doch ein wichtiger Faktor, sonst hätten doch die Prüfungen im Februar und März ausgereicht, um alle durchzuschleusen. 

Ich sehe aber doch eine massive Verschlechterung. Vor zwanzig Jahren genügte es, wenn ich am Anfang des Semesters die Termine für Prüfung, An- und Abmeldung mitzuteilen und dann funktionierte das. Zumal ich diese Regeln entweder auf den Folien oder in Moodle oder sogar in beiden Medien schriftlich festhalte, so dass man sie jederzeit nachschlagen kann! Heutzutage muss ich vor jeder Frist eine Erinnerungsmail verschicken, aber die fruchtet ja wie oben gesehen auch wenig. Besonders ulkig finde ich, wenn Studierende mir Vorwürfe machen, sie hätten die Frist verpasst, weil ich die Erinnerungsmail zu früh oder zu spät geschickt habe. Das ist bitteschön ein freundlicher zusätzlicher Service von mir! 

Klar, die Studierenden denken vermutlich, dass ich für die Vorlesung ganz astronomische hohe Honorare bekomme und für das viele Geld ruhig mal ein wenig was arbeiten könne. Dabei kriegen die für ihre Studentenjobs mehr als ich für die Vorlesung. Jede Extraleistung wie noch ne Prüfung erbringe ich kostenlos und die Fahrt- und Reisenebenkosten für die Vorlesung in Heidelberg bezahle ich aus eigener Tasche. Umso mehr ärgert mich das alles. Ich denke, nächstes Semester ziehe ich andere Saiten auf. Vor zwanzig Jahren waren die Studierenden noch dankbar dafür, wenn ich kulant war oder für sie etwas extra gemacht habe, aber das gibt´s nur noch selten.

Das passt jetzt alles sehr gut zu den Grundschulkindern, die für Gummibärchen nicht "danke" sagen. Wenn es nur um die Gummibärchen ginge, wäre das ja noch eine Kleinigkeit, aber dahinter steckt eine gewisse Grundeinstellung, die sich später im Leben auch nicht ändert. 

OK, und zum Schluss noch: Ich werde dieser Studentin eine wütende E-Mail schreiben...

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Gummibärchen und die Jugend

Ich fand gerade einen Artikel sehr interessant, in dem eine Beobachtung einer Grundschullehrerin diskutiert wird. Sie ging mit einer Tüte Gummibärchen durch die dritte Klasse und jedes Kind durfte sich ein Gummibärchen herausnehmen. Allerdings haben sich nur zwei von 25 bedankt. Sie sagte ihnen, dass sie das sehr schade fand und nun traurig sei. Dann folgte der normale Unterricht. Am Ende verteilte sie erneut eine Runde Gummibärchen. Sie erwartete, dass sich nun alle Kinder bedanken würden, doch es waren nur fünf! 

Die Diskussion dazu fand ich recht schwach. Gummibärchen seien heute eben nichts Besonderes mehr für die Kinder. Und man müsse sie ja auch nicht gerade dressieren. Ähm?? Mich hat man noch dazu dressiert, sogar dann Freude zu zeigen, wenn mir ein Geschenk gar nicht gefällt. Oder immer Sekt mitzutrinken, obwohl ich ihn gar nicht mag. Wenn ich ihn ablehnte, dachte der Feiernde nämlich, ich freue mich nicht mit ihm und nahm das persönlich. Zum Glück gibt es heutzutage bei den meisten solcher Anlässe auch Orangensaft zum Anstoßen, so dass ich nicht ohne Glas dastehen muss. Problem gelöst. :-)

Grundsätzlich sollte man sich aber durchaus guter Umgangsformen befleißigen. Es kostet nichts, vermeidet aber unnötige Konflikte. Beispielsweise staune ich über Leute, die mir erklären, wer höflich zu chatGPT sei, der sei blöd, weil er chatGPT für einen Menschen hielte. Nein, das ist eine falsche Schlussfolgerung. Für mich sind "bitte" und "danke" Teil meines ganz normalen Kommunikationsstils. Um diese Wörter wegzulassen, müsste ich mich extra konzentrieren und verstellen. Ich müsste absichtlich einen ungewohnt unhöflichen Kommunikationsstil wählen, und das kostet mich zu viel geistige Energie. Naja, jetzt kann ich mir vorstellen, wie viel Energie es Menschen kostet, höflich zu sein, wenn sie das nicht gewohnt sind. Kein Wunder, dass sie das nur dann machen, wenn sie glauben, dass es sich lohne.

Vielleicht ist ein wenig Dressur in der Erziehung gar nicht so falsch. Höflichkeit kann dadurch einfach eine Gewohnheit werden. Aber für viele Menschen ist Höflichkeit etwas, das sie nur aus dem Schrank holen wie das Abendkleid, wenn ein besonderer Anlass vorliegt. Dankbarkeit ist auch aus der Mode, denn jeder kennt seine Rechte. Hin und wieder frage ich mal jemanden "Freust du dich denn nicht?" oder "Bist du denn nicht dankbar?" Und dann fallen Sätze wie "Wieso? Ich habe da doch ein Recht drauf." oder "Wieso? Der Person macht es doch Freude, mir zu helfen, da muss ich mich doch nicht bedanken." oder "Die merkt das gar nicht, dass sie verarscht wurde." Eine Freundin beispielsweise sprang immer an die Decke, wenn ihr jemand etwas in der ihr verhassten Farbe Grün schenkte. OK, ich habe es mir gemerkt und sie bekam nichts Grünes von mir. Viele Menschen haben die Einstellung, dass die anderen ihnen etwas schulden und alles so tun müssen wie sie es sich vorstellen. Mir kommt das so vor als sei so jemand im Alter von vier Jahren stecken geblieben. Natürlich werden sie von den blöden Menschen um sich herum nur ständig enttäuscht, was allein daran liegt, dass sie eben NICHT das Zentrum des Universums sind. Und so sind sie trotz hohem Selbstbewusstsein die ganze Zeit unglücklich. 

Zum Erwachsenwerden gehört es doch dazu zu erkennen, dass man nicht das Zentrum des Universums und mitnichten wichtiger ist als die anderen. Das bildet später im Leben auch die Grundlage für gute Teamarbeit.

Um zu den Grundschulkindern zurückzukehren: Ich merke schon, dass viele Menschen wenig Wert darauf legen, bei anderen beliebt zu sein. Das wäre eine Motivation, der Lehrerin freundlich zuzulächeln und "danke zu sagen", während man das Gummibärchen nimmt. Damit sie sich freut. Wichtiger ist es den meisten, selbstbewusst zu sein und sich im Leben durchzusetzen. Man tendiert ja dazu zu glauben, das würde alles viel schlimmer mit jeder Generation und sei damals zu unserer Zeit nicht so gewesen. Dabei hatte man als junger Mensch einfach weniger den Überblick und letztlich vor allem Freunde, die einem ähneln. Erst in Studium und Berufsleben wird man mit Menschen gemischt und in Teams gestopft, die einen komplett anderen kulturellen Hintergrund haben. Beispielsweise aus einer Familie stammen, wo Danke-Sagen oder gute Schulnoten als Unterwerfungsgeste gelten, und es normal ist, die kleineren Geschwister zu verprügeln, damit sie ihre Schokolade rausrücken. Ich bin nicht sicher, ob es immer schlimmer wird. Grundsätzlich möglich, weil ja die Medien (Fernsehen, Influencer) vor schlechten Manieren nur so strotzen. Das geht schon los mit Fernsehshows, die früher von Herren im Anzug freundlich und höflich geleitet wurden, wo ein ebenfalls höflicher, freundlicher Thomas Gottschalk wegen seiner langen Locken als Hippie auffiel. Und dann diese vielen Spielfilme und Krimis, in denen die Helden Kriminelle sind oder unhöfliche Polizisten und Detektive. Klar, die spielen auch in Milieus der schlechten Manieren, aber genau darum sehe ich mir so etwas so ungern an. Wie sollte ich mich identifizieren mit Leuten, die dauernd unnötig ruppig zu anderen sind und Konflikte schüren statt sie zu lösen? Darum ist ja auch Kommissar Kuhn von Jan Weiler mein Lieblingsermittler. Der hat sogar Mitgefühl! 

Einerseits denke ich, man muss die Unhöflichkeit der anderen nicht zu ernst nehmen, weil sie eher eine schlechte Angewohnheit ist als persönlich gemeint. Andererseits hat sie durchaus etwas zu bedeuten, besonders wenn wie in dem Fall der Lehrerin sie ja recht klar gesagt hat, dass sie es gerne sähe, wenn man sich bedankt. Aber das war den Kindern dann auch egal. Klar, sie sind noch recht jung und dem einen oder anderen war es hinterher peinlich, dass es das ungewohnte Wort nicht über die Lippen bekam. Aber das weiß man nicht. Vielleicht war es ihnen einfach wurscht, was die Lehrerin über sie denkt. Ein Anrecht auf gerechte Noten haben sie ja sowieso!

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Informatica Feminale: Software Engineering für Künstliche Intelligenz am 1.-3. August in Freiburg

Gerade habe ich für die meccanica feminale 2025 zwei Kurse eingereicht. Dabei habe ich gesehen, dass für meinen Kurs "Software Engineering für Künstliche Intelligenz" am 1.-3.8. schon acht Anmeldungen vorliegen. Das ist fein. Freiburg, ich komme! :-)

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Eternal You - Vom Ende der Endlichkeit

Gestern Abend war ich im Preview des Dokumentarfilms "Eternal You" von Hans Block und Moritz Riesewieck. Darin geht es um verschiedene Formen, wie verstorbene Menschen durch KI virtuell wieder zum Leben erweckt wurden und um ethische Fragen dazu. Was macht das mit uns? Wie weit sind die Erschaffer der KI verantwortlich für das, was ihr Geschöpf von sich gibt? Können sie das überhaupt steuern? 

Drei verschiedene schon umgesetzte Möglichkeiten werden dargestellt: 

1) Chatten mit dem Verstorbenen: Der Chatbot von Project December wird mit E-Mails und SMS der verstorbenen Person trainiert und eignet sich dann deren Schreibstil an. Allerdings sind oft sogar die Entwickler verblüfft und verstehen nicht, wie der Chatbot auf solche Aussagen kommt. Eine Teilnehmerin war erschüttert, als ihr verstorbener Freund ihr erzählte, er sei jetzt in der Hölle. Er spuke in einem Krankenhaus herum und käme sie demnächst auch heimsuchen. Spooky! 

2) ein akustisches Gespräch mit einem Stimmklon: Dank Stimmproben der Person kann jeder beliebige Text mit ihrer Stimme gesprochen werden. Im gezeigten Beispiel wurde so ein Großvater akustisch wiederbelebt. Die versammelte Familie reagierte aber eher irritiert und man fand, die Toten solle man ruhen lassen.

3) eine Begegnung in der virtuellen Realität: Mit Hilfe von Fotos wurde ein kleines Mädchen dreidimensional "wiederbelebt", das ganz unerwartet gestorben war. So konnte seine Mutter Abschied von ihm nehmen. Die Szene wurde unter dem Motto "Meeting You" im koreanischen Fernsehen ausgestrahlt und kann bei Youtube angesehen werden. Das war das einzige Beispiel, wo ein Nutzen ersichtlich wurde. Die Mutter fühlte sich hinterher besser. In diesem Fall gab es ein ausgefeiltes Drehbuch für die Begegnung, das seinen Zweck erfüllte.

Ich persönlich glaube, dass es sich nur um einen Hype handelt. Nach anfänglicher Begeisterung wird sich herausstellen, dass das alles doch nicht so toll ist, und man wendet sich wieder anderen Zerstreuungen zu. Zu trauern ist zwar wichtig, aber eben auch das Loslassen. Für Menschen in Trauer können solche Angebote eine Gefahr darstellen, weil sie zur Realitätsflucht einladen. 

Ich musste bei dem Thema an den "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King denken: Die Toten werden wiederbelebt und kehren zurück. Doch ihre Seele bleibt im Jenseits. Das was zurückkehrt, ist eine Hülle, die nur optisch dem Verstorbenen ähnelt, aber angefüllt mit einem Dämon. Es ist definitiv nicht die Person, die gestorben ist. Im Gegensatz zur Verfilmung wird in Kings Buch über die Seele philosophiert und wohin sie wohl geht nach dem Tod. Diese Frage wirft das digitale Klonen von Verstorbenen erneut auf. 

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Aufnahme meines Gender-Vortrags vom 15.4.2024 nun online

Die Aufnahme meines Gender-Vortrags vom 15.4.2024 ist nun online verfügbar samt Untertiteln. 

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Datenschutz und Large Language Models

Grundsätzlich müssen KI- und LLM-Modelle natürlich auch den Datenschutz einhalten. Allerdings empfinde ich nun eine aktuelle Klage gegen OpenAI als vollständigen Unsinn. Vermutlich geht es vor allem darum, in die Medien zu kommen. 

Was ist passiert? Jemand hat chatGPT nach seinem Geburtsdatum gefragt. chatGPT kennt dieses Datum nicht und hat einfach eines erfunden. Bei Nachfragen hat chatGPT ein anderes erfunden. Damit sei angeblich der Grundsatz der Korrektheit der Daten verletzt. Man berief sich auf sein Auskunftsrecht und erwartete von openAI Auskunft über das gespeicherte Geburtsdatum und außerdem das Recht auf Berichtigung bzw. Unterlassung. chatGPT solle zukünftig zu dieser Person kein Geburtsdatum mehr erfinden dürfen. openAI hat darauf reagiert mit einem Schreiben, das dieser Person nicht weit genug ging. Ich hoffe, diese Beschwerde wird abgelehnt. 

Das ist doch Quatsch aus folgenden Gründen:

- chatGPT ist nicht dazu verpflichtet, Informationen über alles und jedes zu speichern und deren Richtigkeit zu sichern. chatGPT ist weder eine Auskunftei noch eine Suchmaschine. openAI wurde auch nicht von uns damit beauftragt, unsere personenbezogenen Daten zu verwalten. Das gehört auch nicht zum Funktionsumfang eines Chatbots. 

- Da chatGPT keine Geburtsdaten von uns ausdrücklich verwaltet, kann openAI darüber keine Auskunft geben. Das ist keine Datenbank, wo man so etwas durch eine SQL-Abfrage mal schnell herausfiltert, sondern Informationen sind in chatGPT wie im menschlichen Gehirn verteilt abgespeichert oder in diesem Fall offensichtlich gar nicht gespeichert. Was nicht gespeichert ist, kann auch nicht gelöscht werden.

- Es ist auch zu viel verlangt, dass sie feingranular die Wünsche von Hinz und Kunz umsetzen, was die Ausgaben dieses LLM angeht. 

- Inzwischen ist doch allgemein bekannt, dass chatGPT halluziniert und alles mögliche frei erfindet. Es steht unten auf der Seite ausdrücklich der Disclaimer "ChatGPT kann Fehler machen. Überprüfe wichtige Informationen." Warum sollte das bei dem Geburtsdatum einer Person anders sein, insbesondere wenn dieses Geburtsdatum nicht in den Trainingsdaten enthalten war?

- Ich bin mir nicht im Klaren darüber, was für ein Schaden dadurch entsteht, egal ob chatGPT für mich, für jemand anderen oder für Donald Duck ein Geburtsdatum erfindet.

Schön fände ich es natürlich trotzdem, wenn chatGPT auch mal sagen könnte "Das weiß ich nicht" oder "Diese Information ist zu 10% richtig." Das wird vielleicht mit einem späteren Release mal wahr. Momentan ist chatGPT ja immer noch eher ein Prototyp in Erprobung, eine Art Spielzeug für die ganze Welt. Ich finde es schade, dass alle möglichen Leute openAI jetzt verklagen und sich daran bereichern wollen. Schließlich ist chatGPT eine sorgfältig gemacht KI, ethischer als alle ihre Vorgänger und ein echter Gamechanger in Bezug auf KI. Jedermann kann jetzt High Tech kostenlos benutzen! Ich finde es spannend. 

Natürlich ist Datenschutz immer noch ein Thema. Ich würde jedenfalls nicht mein Geburtsdatum oder andere personenbezogenen Daten dort eingeben, weil ich weiß, dass chatGPT eine fröhliche Tratschtante ist. Man sollte sich schon ein wenig informieren über die Software, die man benutzt. 

Für alle Fälle habe ich gerade chatGPT mal gefragt: "Kennst Du mein Geburtsdatum?" Seine Antwort lautete: "Ich kenne dein Geburtsdatum nicht. Solche persönlichen Informationen werden mir nicht mitgeteilt, um deine Privatsphäre zu schützen. Wenn du weitere Fragen hast oder Hilfe benötigst, stehe ich dir gerne zur Verfügung!"

Neuer Versuch: "Wann wurde ich geboren?" Antwort: "Ich habe keine Möglichkeit, persönliche Informationen wie dein Geburtsdatum zu kennen oder abzurufen, da ich keine Daten über individuelle Nutzer speichere oder erhalte. Wenn du mir dein Geburtsdatum mitteilen möchtest oder eine andere Frage hast, helfe ich dir gerne weiter!"

Vermutlich ist das schon die Reaktion auf diese Klage. Das heißt, chatGPT erfindet jetzt gar keine Geburtsdaten mehr? Wäre nicht schlimm, das braucht keiner. Da ich schon dabei war, habe ich auch noch nach meiner Adresse, Religion und Geschlechtszugehörigkeit gefragt und immer dieselbe Antwort erhalten. Das Problem ist also datenschutzkonform gelöst.

Das Geburtsdatum von Angela Merkel konnte ich übrigens korrekt abfragen, was bei öffentlichen Personen datenschutzrechtlich in Ordnung ist.

 

 

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