Nachdem sich Corona bei mir hauptsächlich als Nebenhöhlenentzündung manifestiert hat, war ich nun doch noch zum PCR-Test, da scheinbar symptomfrei, aber immer noch positiv. Es soll mir niemand vorwerfen können, ich würde Statistiken verfälschen. :-)
Nachdem sich Corona bei mir hauptsächlich als Nebenhöhlenentzündung manifestiert hat, war ich nun doch noch zum PCR-Test, da scheinbar symptomfrei, aber immer noch positiv. Es soll mir niemand vorwerfen können, ich würde Statistiken verfälschen. :-)
Gerade fielen mir wieder meine ersten Schritte mit der Fernlehre ein. Als ich mich 2012 als Trainerin selbständig machte, gab es für mich zwei ganz pragmatische Gründe, mich mit der Fernlehre zu beschäftigen: Erstens ist es sehr anstrengend, fünf oder sogar sechs Tage pro Woche in Sachen Bildung herum zu reisen. Regelmäßig ist das mit einem frühen Aufstehen um 4 Uhr oder einer Heimkehr um 1 Uhr morgens verbunden, hoffentlich nicht auch noch in Kombination. Oder ich fahre mit dem Nachtzug nach Wien, halte dort meine Schulung und fahre mit dem Nachtzug wieder zurück, um am nächsten Morgen in Heidelberg wieder um 8:30 Uhr im Hörsaal zu stehen. Da erschien es mir verlockend, zwischendurch auch mal vom Home Office aus zu lehren. Zweitens stellte ich schnell fest, dass die älteren und erfahreneren Kollegen und Kolleginnen sich gegen die Online-Lehre sträubten. Das war also eine Marktlücke, solche Trainer wurden noch gesucht!
Da ich der praktische Typ bin, las ich mir keine theoretischen Abhandlungen über Fernlehre durch, sondern probierte die Sache einfach mal aus. Ich schrieb mich als Teilnehmerin für kostenlose und kostengünstige MOOCs ein mit Themen wie "R-Programmierung", "What plants know" (keine Esoterik, echte Biologie) oder "Historical Fiction". Damit fand ich sehr schnell heraus, was ich als Teilnehmerin gut und schwierig fand:
- Super sind Video-Vorlesungen von maximal 15 Minuten Länge, weil ich mir die schön beim Frühstück oder abends während des Gute-Nacht-Tees ansehen kann. Gerne auch mehrmals. Oder ich halte es an, wenn ich mir einen Tafelanschrieb genauer ansehen möchte oder irgendetwas herausschreiben. Das fand ich viel besser als im real life.
- Für eine Fortbildung von mehr als fünf Stunden Aufwand pro Woche muss man Opfer bringen, also irgendein Hobby aufgeben oder Ähnliches. Bis fünf Stunden bringt man "nebenbei" noch unter.
- Was mir schrecklich fehlte waren Kommilitonen, mit denen ich mich austauschen konnte. Zum Glück gab es zu den MOOCs immer auch Diskussionsforen. Aber die Lieblingsnebensitzer oder die Lerngruppe, die sind durch nichts zu ersetzen. Zum Lernprozess gehört für mich auch Diskussion dazu. Jedenfalls haben unser Gymnasiumslehrer das so gehandhabt, und ich hatte mich daran gewöhnt.
- Vollständig in den Wahnsinn treiben konnte es mich, wenn ich irgendwo fest hing, ohne Antwort finden zu können. Einfaches Googeln genügt oft nicht. Insbesondere nicht, wenn ich bis Sonntagmittag eine Hausaufgabe einreichen soll und noch nicht mal die Aufgabenstellung verstanden habe. Was, bitte, soll ich da überhaupt machen?? Da bricht Panik aus. Die Diskussionsforen haben auch hier die Antwort gebracht, aber ich ärgerte mich über Dozenten, die mich überhaupt erst in die Lage brachten durch mehrdeutig formulierte Aufgabenstellungen, die sie auch dann nicht nachschärften, wenn sie doch hätten sehen können, dass sie unklar sind. Noch schlimmer: Die Vorlesung hatte gar nichts mit der Übung gemeinsam, so als stammten sie von Personen, die auf weit entfernten Planeten leben.
Das war ganz lehrreich für meinen Start als Online-Dozentin. Weitere Erfahrungen kamen dann noch hinzu und auch neue Fragestellungen wie "Woher weiß ich, dass die angezeigten Teilnehmer noch teilnehmen und nicht schon längst mit Fußpflege, Mailen oder dem Kochen des Abendessens beschäftigt sind?"
Ab sofort bis zum 14.09.2022 läuft die Wahl zum Tutor des Jahres. Und ich stehe auf der Liste der Kandidaten!
Hier ein Blog-Artikel der AKAD über unsere Kandidat*innen.
Zur Wahl geht es hier lang. Achtung: Ich stehe nicht unter A wie Andrea oder H wie Herrmann, sondern unter P wie Prof. Das ist etwas unerwartet sortiert.
Meine Vorstellung finden Sie hier, einschließlich selbstgedrehtem Video. (Visagistin und Kameramann hatten an dem Tag leider frei...)
Lasst die Spiele beginnen, möge der Beste gewinnen... Kleiner Scherz. Es geht nicht darum, am Ende die meisten Punkte zu sammeln, sondern einfach die Studierenden hilfreich zu unterstützen. Und das tun wir ja alle! Ich freue mich allein schon darüber, überhaupt auf der Liste stehen zu dürfen. Im Berufsleben wird Leistung ja oft eher anhand von Quantität als Qualität gemessen, z. B. Anzahl gehaltener Kursstunden, Anzahl benoteter Hausarbeiten und so weiter. Ob Kurs oder Gutachten wirklich hilfreich waren oder nur einfach irgendetwas, lässt sich schwerer messen.
Momentan sitze ich zu Hause in der Quarantäne herum und frage mich, ob ich trotz meiner Recherchen einen Fehler mache oder ob das so gewollt ist, dass ich als Infizierte jetzt nicht in die Statistik der Neuinfektionen reinkomme. Ist ja nicht so, dass mein selbst durchgeführter Schnelltest automatisch das positive Testergebnis an Statista meldet. Meine Hausärztin wohl auch nicht, die hat mich ja gar nicht gesehen. Ich darf dort nicht hingehen. Ich habe bei meinen Recherchen zwei Möglichkeiten gefunden, um einen offiziellen Corona-Test zu machen: Die eine Teststation könnte ich gut zu Fuß erreichen, nur steht leider bei den Benutzerbedingungen, dass ich nur kommen darf, wenn ich keine Erkältungssymptome habe. Damit kann ich nicht dienen. Ich wollte spontan dort anrufen und fragen, ob sie das ernst meinen oder ob das nur ein Copy&Paste-Fehler ist. Ich meine, wenn ich zum Hautarzt gehe, gibt der doch auch nicht vor, dass ich nur kommen darf, wenn ich keine Hautprobleme habe. Nur leider hat die Teststation keine Telefonnummer. Ich kann auch nicht einfach mal vorbei gehen und fragen, denn eigentlich bin ich in Quarantäne. Ich frage mich ja schon, ob ich überhaupt raus zum Mülleimer darf. Die andere Teststation ist ein Drive-In. Nun bin ich aber nicht fahrtüchtig, und es ist recht weit weg. Es fiele mir leichter, jederzeit im Sitzen einzuschlafen als ein Verkehrsmittel zu bewegen. Ich fühle mich nicht stark genug, um so eine weite Strecke im kranken Zustand zurückzulegen. Mir ist schwindelig. Schon, wenn ich in die Küche gehe, stehe ich langsam auf und bewege mich langsam, damit ich nicht umkippe. Ich konnte auch nicht herausfinden, ob die überhaupt Leute testen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. Ich kann aber auch nicht den Nachbarn bitten, mich zu fahren, oder mir ein Taxi rufen. Denn ich bin ja in Quarantäne und habe mich von fremden Menschen, die nicht zum Haushalt gehören, fern zu halten! Keine Ahnung, wie ich das lösen soll. Darf ich einen Krankenwagen rufen, der mich zum Drive-in bringt? Gibt es (noch) mobile Testteams, die zu mir nach Hause kommen? Darüber habe ich nichts gefunden. Anscheinend ist es inzwischen vollständig wurscht, die Zahlen sauber zu erfassen. Was sind dann aber diese Infektionsstatistiken überhaupt noch wert, wenn es nur noch wenige Teststationen gibt, wo man nur hin darf, wenn man symptomfrei ist und gesund genug, um ohne fremde Hilfe dort hinzukommen? Hatten wir gestern wirklich nur 37.000 Neuinfektionen? Naja, egal. Hauptsache ich überlebe das. Am besten lege ich mich wieder schlafen... Mit den Kopfschmerzen, die ich habe, ist mir das alles wirklich zu kompliziert und anstrengend. Dann muss die Statistik eben ohne mich auskommen.
Altershalber wird bei uns an der AKAD eine Stelle als Professor*in für Informatik frei. Ich hoffe natürlich darauf, dass sich jemand bewirbt, der/ die hoch motiviert, qualifiziert und begeistert von der Online-Lehre ist. Laut Stellenanzeige sind Cybersecurity und Künstliche Intelligenz die Schwerpunkte, aber tatsächlich soll und darf man bei der AKAD gerne ganz breite*r Generalist*in sein. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Andrea Herrmann
Anbei der Aufruf zur Teilnahme an einem Online-Experiment (als Fragebogen) von einem meiner Studenten. Wir würden uns über Ihre Teilnahme sehr freuen! Andrea Herrmann
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Sehr geehrte Damen und Herren,
Bei erfolgreichen Webseiten spielt die Benutzerfreundlichkeit eine zentrale Rolle. Daher führe ich im Rahmen meiner Masterarbeit an der AKAD Hochschule eine Umfrage zur Benutzerfreundlichkeit von Webseiten durch. Ich möchte Sie deshalb bitten an dieser Befragung teilzunehmen. Die Umfrage ist absolut anonym und Sie haben die Chance die Benutzerfreundlichkeit von Webseiten der Zukunft zu beeinflussen. Die Befragung bezieht sich auf Desktop-Webseiten, weshalb ich sie bitte an Ihrem PC oder Laptop und nicht über das Smartphone an der Umfrage teilzunehmen. Für die Beantwortung des Fragebogens benötigen Sie circa 17 Minuten. An der Umfrage kann vom 02.08.22 bis zum 16.08.22 teilgenommen werden.
Vielen herzlichen Dank im Voraus für ihre Hilfe.
Link zur Befragung:
https://www.soscisurvey.de/usability-metriken-vergleich/?q=AA01
Am Freitagabend hielt ich meinen Vortrag "Diskriminierung: So funktioniert's". Auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien habe ich die Mechanismen von Diskriminierung aufgezeigt: andere Wahrnehmung der Kompetenz, andere Behandlung und Tätigkeiten, die uns zugewiesen werden, andere Erwartungen, die wir an uns selbst haben, Fallen, die uns gestellt werden. So schnell werden wir nicht gleichberechtigt werden, denn das Macho-System ist raffiniert gestrickt! Sogar Frauen unterstützen den Erhalt der traditionellen Rollenverteilung.
Die Frauen in meinem Alter konnten diese Phänomene alle bestätigen. Die jungen Frauen weniger. Das bedeutet aber nicht, dass es besser geworden ist. Das zeigt einfach nur, dass eine junge Frau, die sich noch als Anfängerin sieht und zu den erfahrenen Männern aufblickt, genau die Rolle einnimmt, die sie haben soll. Damit fühlen sich die Männer wohl. Sobald sie aber anfängt zu fragen "So, jetzt kann ich was. Und wo geht´s jetzt hier zur Karriere?", dann wird es ungemütlich. Ich fände es schön, wenn es besser geworden wäre, kann aber aus meiner Erfahrung nur berichten, dass die Methoden subtiler geworden sind und die Diskriminierung verdeckter passieren muss. Konnte zu meiner Zeit ein Vorgesetzter noch zugeben, dass er mich als Frau absichtlich anders behandelt als die männlichen Kollegen, wird er heute sachliche Gründe dafür in mir oder meiner Arbeit suchen müssen. Aber das menschliche Gehirn ist findig und kann für alles eine Begründung finden. Aber warten wir mal noch ab. Ich empfahl den jungen Frauen, in fünf Jahren nochmal an den Vortrag zurück zu denken und zu prüfen, ob diese Mechanismen wirklich verschwunden sind.
Sie finden die Ankündigung beim Rahmenprogramm auf der Webseite der informatica feminale.
Die Folien kann ich auf Wunsch gerne zuschicken. Dort stehen dann auch Referenzen zu den Studien.