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Rumpelstilzchen oder die Klarnamenpflicht

Rumpelstilzchen ist ein Märchen, in dem es für den Gnom schlecht ausgeht, weil er seinen wahren Namen ausplaudert. Wie ist das heutzutage? Warum möchten wir eventuell unseren Namen für uns behalten? Oder wäre es besser, jeder hätte ständig ein Namensschild über sich schweben? Dieser Frage geht ein Podcast aus der Serie "digitale Albträume" nach.

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Alarmstufe II

Gerade lese ich die neuen Regeln der Uni Heidelberg für die Durchführung der Vorlesungen bei Warnstufe II. Der Lehrbetrieb soll in Präsenz bleiben, aber es gilt nun 2G. Obwohl nicht gefordert, werde ich vorher einen Schnelltest durchführen. Sicher ist sicher. Trotz Impfung könnte ich trotzdem eine Virenschleuder sein, zumal ich gerade besonders viele Leute treffe.

Man muss sich mal vorstellen: Momentan infiziert sich täglich ein Prozent der Bevölkerung neu! Eigentlich will ich mir das nicht vorstellen.

Was ich mir gerade aber vorgestellt habe: Was wäre, wenn all diese Maßnahmen im März 2020 eingeführt worden wären? Ich hätte "die da oben" für verrückt gehalten. Aber inzwischen sind wir es schon so gewohnt, alles andere der Hygiene unterzuordnen und uns an täglich wechselnde Vorschriften anzupassen, dass wir nur noch überlegen, wie wir das organisieren und was sich nun inkrementell ändert.

Irgendwann will ich unbedingt mal wieder frei und unbeschwert sein! Aus dem Haus gehen, ohne hektisch nachzusehen, ob ich Maske und "Passierschein" dabei habe, eine Unternehmung planen, ohne akribisch zu recherchieren, ob ich das gerade darf, beliebig viele Leute treffen, ohne dass wir dokumentieren, wer alles da war.

Obwohl es klug wäre, sich zu Hause mit Konservendosen einzuigeln bis zum Frühling, um vor der Pest sicher zu sein, mag ich das nicht tun. Ich gehe raus, treffe Freunde und gebe Präsenzschulungen. Ich halte es nicht aus, ständig im Home Office herumzusitzen und sogar meinen Geburtstag am Schreibtisch in Zoom zu feiern. Das fühlt sich an als säße ich in einem Bunker. Ich mache mir Sorgen wegen des Virus, aber ich weigere mich, Angst vor ihm zu haben.

 

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Corona: Jetzt mache ich mir auch Sorgen

Falls ich zwischendurch etwas nachgelassen habe mit Masketragen und Händewaschen: Jetzt bin ich wieder ganz pingelig. Ich esse auch in öffentlichen Verkehrsmitteln nichts mehr aus der Hand. Bei den bisherigen Wellen habe ich ein wenig herumgerechnet und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mir nur wenig Sorgen machen muss. Eine Person, der ich gegenüber stehe, trägt nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit den Virus. Das sieht jetzt anders aus. Deutschlandweit infiziert sich gerade täglich (!) beinahe ein ganzes Promille der Bevölkerung mit Corona. Das heißt, wenn ich fleißig unter die Leute gehen würde und jede Woche 100 Leute treffe (was ich natürlich nicht tue), treffe ich mit 10% Wahrscheinlichkeit mindestens einen Infizierten. Damit bin ich noch nicht automatisch krank, aber das Ansteckungsrisiko ist jetzt nicht mehr marginal, sondern eine vorstellbare Größe. Jetzt mache ich mir auch Sorgen! Ich werde trotzdem morgen Abend nochmal Freunde treffen, aber das ist eventuell die letzte gesellige Runde vor Ostern, abgesehen von Spaziergängen mit einzelnen Freundinnen oder Zoom-Stammtischen.

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Nun droht auch in der EU die Totalüberwachung der elektronischen Kommunikation

Ob Terrorismus oder Kindesmissbrauch, das alles gäbe es anscheinend nicht, wenn die Polizei unsere elektronische Kommunikation komplett mitlesen könnte. Die EU plant, die Durchsuchung unserer Online-Kommunikation zu legalisieren. Damit wird nicht nur die Verschlüsselung ausgehebelt, sondern auch Privatsphäre und Datenschutz. Die Ermittlungen übernimmt ja nicht die Polizei, sondern private Konzerne, auch und gerade außereuropäische. Sie erhalten nicht nur das Recht, unsere Mailboxen und Cloudaccounts mitzulesen, sondern werden sogar dazu verpflichtet. Hier finden Sie dazu einen Artikel bei Heise, der auch den Präsidiumsarbeitskreis Datenschutz der Gesellschaft für Informatik zitiert.

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mein Vortrag über Requirements Engineering für Künstliche Intelligenz am Freitag

Nächsten Freitag findet das Fachgruppentreffen Requirements Engineering online statt. Ich werde dort einen Vortrag halten über meine bisherigen Erfahrungen mit dem Requirements Engineering für KI-Anwendungen.

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Train Office!

Diese Woche begab ich mich auf eine längere Dienstreise. Damit verbunden: stundenlanges Arbeiten im Train Office! Das hatte ich vermisst. Nirgends bin ich so produktiv. Alle Vorbereitung ist schon gemacht, im Zug konzentriere ich mich auf die eigentliche, produktive Arbeit. Eine Sache nach der anderen konnte ich erledigen, dass es eine Freude war. Der normale Arbeitstag besteht bei mir ja leider vor allem aus Telefonaten. Zwischendurch versuche ich, die Mailbox davon abzuhalten, zu einem unübersichtlichen Chaos zu degenerieren. Abends beantworte ich den Rest der Mails. Nur an manchen Tagen habe ich einen Halbtag ohne geplant Telefonate oder zwischendurch zwei Stunden durchgängig Zeit für produktive Arbeit. Aber auch diese werden durch ungeplante Telefonate und dringende Mails zerstückelt. Abends, nach dem letzten Telefonat, beginnt erst die Zeit für produktive Arbeit, aber hier sind durch Müdigkeit Grenzen gesetzt. Ich brauche wieder mehr Train Office Zeiten! So komme ich auch mal unter der Woche zum Produzieren, nicht nur am Wochenende!

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Michael Winterhoff: Mythos Überforderung (Rezension)

Der Jugendpsychologe Michael Winterhoff hat in seiner Praxis etwas beobachtet, das ihn nicht los ließ. Er sammelte Zeitungsartikel, um damit seine Hypothese zu prüfen und zu bestätigen: Heutzutage sind die Volljährigen oft nicht erwachsen. Schlimm, wenn diese Leute Eltern sind!

Als Erwachsenen definiert er einen Menschen, der handelt, statt nur zu reagieren, der Probleme löst, seinen Job macht und seinen Kindern Halt gibt.

Die meisten Leute jedoch tun nichts davon. Sie sind ständig im Stress und überfordert, sehen das Wesentliche nicht und behandeln Symptome statt Ursachen. Probleme werden nicht gelöst, sondern verschoben oder wegdelegiert. Dies führt zu einer Bremswirkung, die wir uns nicht leisten können.

Schein ist solchen Menschen wichtiger als Sein, was ein gesellschaftlicher Trend zu sein scheint. Imagehörige fürchten das Versagen und fahren darum am liebsten eine Vermeidungsstrategie.

Wenn die Prioritäten falsch oder gar nicht gesetzt werden, wenn alles wichtig ist, ist alles gleich und somit wiederum unwichtig. Das ineffektive Arbeiten und Vermeiden führt allerdings zu noch mehr Überforderung. Aus der Überforderung folgt Resignation und so dreht man sich im Teufelkreis der Überforderung. Entscheidungen werden nicht getroffen, Probleme nicht gelöst. Schmerzen werden vermieden, doch ohne Anstrengung wird man nicht stark.

Was mir persönlich schon aufgefallen ist, und was gut hier dazu passt ist, dass sehr viele Menschen quasi Dauerdemonstrierer sind. Sie verpulvern ihre Energie damit, ständig gegen alles zu sein, sich als Opfer zu fühlen und mir vorjammern, was alles nicht geht, statt etwas zu tun und zu gestalten. Zum Beispiel heult man über die bösen Politiker und dass man als Bürger nicht mitgestalten könne, und wenn ich anrege, Mitglied in einer Partei oder einem Verein zu werden, um etwas zu ändern, dann bringt das angeblich auch nichts. Dabei gibt es so wenige Menschen, die aktiv diese Welt gestalten, dass jeder einzelne viel bewegen kann. Der Zirkel ist ziemlich klein, man begegnet denselben Aktiven immer wieder. Dabei würden wir uns über Unterstützung freuen.

Winterhoff warnt: Bald ist kein Erwachsener mehr übrig, der weiß, wie das mit dem Erwachsensein geht. Ich hoffe, er hat Unrecht, aber belastbare Zahlen über den Anteil der Erwachsenen unter den Volljährigen liegen mir nicht vor, und Winterhoff liefert auch keine.

Als Ursachen für diesen Trend sieht Winterhoff die Mediensucht und Kultur der Störung, aber auch die Do it yourself Ansprüche, dass man heutzutage alles selbst können sollte und zu viele Entscheidungen treffen kann und soll. Früher war das Leben der Menschen weniger frei und darum nicht so überfordernd. Man wird mit zu vielen Informationen überschwemmt, hat zu viele Wahlmöglichkeiten, und dann funktioniert die Intuition nicht mehr. Es scheint heutzutage jeder Wunsch erfüllbar zu sein, woraus sich eine egozentrische Anspruchshaltung ergibt.

Ich persönlich bekomme ein ungutes Gefühl, wenn es mal wieder in einem Film oder Vortrag heißt "Du kannst alles erreichen, wenn Du es nur willst." Im Prinzip schon, aber die Opfer dafür können sehr hoch sein. Ist darum jeder, der nicht die Olympiade gewinnt und nicht ein Mal im Leben ein Land regiert hat, gleich ein Versager? Warum hat ein Schriftsteller versagt, wenn sein Buch nicht millionenfach gekauft wird? Ich denke, die vielen "Du kannst Präsident werden / den Superbowl gewinnen / Miss World werden, wenn Du Dich nur genug anstrengst"-Geschichten sind letztlich nicht gesund für uns. Nur alle vier Jahre gewinnt mal jemand die Olympiade, es gibt immer nur eine Miss World und einen Präsidenten. Vizepräsidentin zu sein, das zählt ja nicht. Na, dann sind wir alle Versager und fühlen uns schlecht? Das wäre kindisch!

Aber zurück zu Winterhoff: Wenn die Eltern nicht erwachsen sind, geben sie den Kindern keine Orientierung, sondern orientieren sich selbst an ihren Kindern. Sie wollen von ihrem Kleinen vor allem geliebt werden, machen sich von ihm abhängig, indem sie sich über das Kind und dessen Erfolge definieren. Auch hier herrscht Schmerzvermeidung vor, so dass die Kinder keine klaren Vorgaben erhalten. Kinder werden viel zu früh zwangsbefreit aus der Rolle des Lernenden und sollen Entscheidungen treffen, für die sie noch zu jung sind. Nur erwachsene Eltern können ihre Kinder zu Erwachsenen erziehen. Bedenkt man also, dass Kinder maximal so erwachsen werden wie ihre Eltern, dann geht es wirklich bergab. Ich denke, dass ein Kind zum Glück nicht nur von seinen Eltern erzogen wird, sondern sich auch außerhalb der Familie Vorbilder sucht.

Winterhoff behauptet, dass in der Erwachsenenwelt auch nichts mehr voneinander verlangt wird. Die Firma sei ein Biotop für die Mitarbeiter/innen, die sich dort vor allem wohl fühlen sollen. Schlechte Arbeit wird durch Aufmerksamkeit und Mitgefühl belohnt. Glaubt er. Richtig ist aber sicher das: "Karriere machen nicht die, die die Arbeit machen, sondern andere davon überzeugen können, dass sie sie gemacht haben."

Nach meiner Erfahrung braucht eine Firma immer noch ihre Leistungsträger, weil sonst kein Geld reinkommt. Mittelfristig bezahlen Kunden nämlich für Leistung und nicht für heiße Luft. Allerdings zeigen Firmenpleiten immer wieder, dass sich dank Krediten und Bluff auch nicht leistende Unternehmen, in denen die Blender das Wort führen, eine Weile halten können. Ja, es gibt einen Trend dazu, dass Schwätzer höher geachtet werden als Macher. Aber wo das so ist, merkt man es an den wirtschaftlichen Zahlen des Unternehmens. Schwätzer-Chefs stecken oft ratlos die Köpfe zusammen und verstehen nicht, warum die Zahlen so rot sind, wo sie doch so positiv denken und gute Stimmung machen. Ja, aber sie fördern gute Arbeit zu wenig! Sie stellen Experten ein und hören dann nicht auf deren Rat und Warnungen. Erwachsene Mitarbeiter und kindische Chefs sprechen nicht dieselbe Sprache!

Was schlägt also Winterhoff als Lösung vor? Nicht das, was heutzutage gerne getan wird: Wellness zur Ablenkung vom Stress? Oder Hochzeitsplaner, Anlageberater und Coaches, die unsere Überforderung reduzieren und die kindliche Sehnsucht nach Fremdbestimmung erfüllen. Diese bezahlten Helfer geben uns Aufmerksamkeit und nehmen uns die Verantwortung, geben uns eine scheinbare Geborgenheit statt die Gelegenheit, selbst Fehlentscheidungen zu treffen. Nein, was hilft, ist ein fünfstündiger Spaziergang ohne Handy. Der moderne Medienjunkie empfindet das vermutlich als die Hölle. (Kann ich nicht beurteilen, für mich sind lange Wanderungen ohne Handy Gewohnheit.) Für den gestressten Menschen sind fünf Stunden nötig, bis das Gehirn endlich anfängt, seine eigenen Gedanken zu erzeugen, sich zu sortieren und Klarheit zu schaffen. Und das ist der erste Schritt zum Erwachsenwerden.

Winterhoff hegt die Hoffnung: Jeder kann jederzeit noch erwachsen werden. Wir sind stark genug. Wir sind immer lernfähig.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Winterhoffs Vorgehen, sich Zeitungsartikel zur Bestätigung seiner Hypothese zusammenzusuchen, natürlich anzuzweifeln. Die Zeitung berichtet selten von erwachsenen Menschen, die erfolgreich ihren Job machen und bei denen alles glatt läuft, da sie Probleme lösen statt die zu verschleppen. Das Datenmaterial ist darum "biased", also einseitig. Andererseits zeigen die genannten Beispiele, dass es viele Fälle gibt, wo er seine Erklärungen passen, vor allem viel wirklich dämliches Verhalten. Außerdem will das Buch übertreiben und provozieren. Niemand von uns wird wohl anzweifeln, dass es solche Menschen viel zu viele gibt und dass diese unnötige Probleme verursachen. Ob es sich wirklich um einen Trend handelt, weiß ich nicht. Früher hat man, wenn etwas schief ging, mal schnell eine Hexe verbrannt oder einen Kreuzzug organisiert, um von echten Problemen abzulenken. Inkompetenz und Versagen hat es sicher schon viel gegeben, und jeder Historiker könnte vermutlich ähnliche Beispiele hervorzaubern. Man denke nur an das kindische Gezänke im Nibelungenlied oder den sinnlosen Untergang Trojas. Da hätte man auch das eine oder andere besser lösen können, zumal beide Tragödien sich über einen längeren Zeitraum hinzogen und viel Gelegenheit für Deeskalation geboten hätten.

Ich fürchte, das Buch wird genau diejenigen zum Nachdenken anregen à la "Bin ich sicher, dass ich erwachsen handle?", die diese Frage gar nicht nötig hätten. Und diejenigen, die wirklich noch nicht erwachsen sind, lesen solche Bücher nicht. Ich finde es aber trotzdem immer wieder schön, wenn jemand Dinge beim Namen nennt und etwas, das mir auch schon aufgefallen ist, schöner ausformuliert als ich das gekonnt hätte.

Simon Ehrlich

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Die 4. Welle

Vorgestern hatten wir über 50.000 Neuinfektionen. Dagegen sind die 7000 in der ersten Welle fast nichts. Wo soll das nur enden? Wird es enden? Die Pest war auch nicht nach einem Lockdown schon vorbei... Ich halte die Kontaktenthaltsamkeit kaum noch aus. Ich gehöre nicht zu denen, die schon wieder Parties feiern, nach Übersee reisen oder sonstwie die guten alten Zeiten aufleben lassen. Seit der Aufhebung des Lockdowns war ich ein Mal bei einem Stammtisch, habe ein halbes Dutzend Freunde einzeln getroffen, habe mit drei weiteren Leuten einen Geburtstag gefeiert, war bei einer Beerdigung, hatte eine Real-Life-Besprechung bei der Arbeit und habe zwei Real-Life-Kurse gehalten. Ich habe mich also zurück gehalten. Vermutlich bin ich auch deshalb noch gesund. Aber wie lange halte ich das noch durch??? Ich fühle mich allmählich wie ein Gefängnisinsasse, der alle drei Wochen mal jemanden treffen darf.

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Die Gesellschaft für Informatik ist gegen die Überwachung digitaler Kommunikation in Europa

Der Präsidiumsarbeitskreis "Datenschutz und IT-Sicherheit" wendet sich in einer Pressemitteilung entschieden gegen die durch die EU geplante Überwachung digitaler Kommunikation.

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Die Jugend

"Die Jugend ist meist so allwissend,

dass sie alles weiß

bis auf eines:

dass auch einmal die Alten

allwissend waren,

bis sie wirklich etwas wussten."

Ernest Hemingway

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