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Zeitmanagement-Selbstversuch zur Priorisierung

Das Zeitmanagement ist ja ein Bereich, in dem man leicht einen Selbstversuch machen und schnelle quantitative Ergebnisse erzielen kann. Nun im Juli habe ich etwas ausprobiert: Den ganzen Tag über schreibe ich mir auf, woran ich wie lange gearbeitet habe. Aber nicht chronologisch, sondern schon nach Tätigkeiten sortiert als Strichliste, damit abends nicht das große Kopfrechnen losgeht. Der Übersichtlichkeit halber unterscheide ich nach den drei größten Kategorien: Lehre für die AKAD, restliche Lehre und Sonstiges (Organisatorisches, Forschung, Schreiben, Vereine, Fortbildung und so weiter.) 

Nun habe ich mal die Reihenfolge umgedreht, also AKAD-Lehre nicht mehr oben, sondern ganz unten. Dafür das Sonstige von unten nach oben. Die Forschungsfrage lautete, ob denn diese Sortierung meine Priorisierung und damit die Aufteilung meiner Arbeitszeit beeinflusst. Finde ich mehr Zeit für Sonstiges, einfach nur dadurch, dass ich diese Reihenfolge ändere? Wirkt sich die Reihenfolge also tagsüber auf meine Entscheidungen aus, welche Aufgabe ich als nächste in Angriff nehme?

Wohl eher nicht. Man könnte es als Bestätigung der Hypothese werten, dass ich im Juli mehr Zeit für Forschung und Schreiben fand als im Vormonat, aber bei der Forschung war es doch weniger als während meiner Gastprofessur. Gegen die Hypothese spricht, dass ich für die AKAD im Juli mehr gearbeitet habe als in den vier Monaten davor, obwohl sie doch nun ganz unten stand. Die sonstige Lehre war deutlich weniger, weil bei fast allen anderen Hochschulen, wo ich arbeite, gerade vorlesungsfrei ist. Da sind höchstens noch ein paar Klausuren zu korrigieren. Es fiel einfach weniger an, bei der AKAD war gerade irgendwie Hochkonjunktur bei Laborberichten und Abschlussarbeiten. Außerdem habe ich drei Samstags-Labore gehalten. Gerade die Menge an Lehre, die ich leiste, erfolgt ja auftragsgetrieben. Wenn man mir Klausuren zur Korrektur schickt, korrigiere ich sie, wenn nicht dann nicht. Wenn Seminare stattfinden, dann halte ich sie, wenn nicht dann nicht. Eigentlich kann ich nur über die restliche Zeit frei verfügen und hier priorisieren, ob ich lieber Fachliteratur lesen, Fragebögen auswerten, ein Buch schreiben oder Unterlagen abheften möchte. Diese frei verfügbare Zeit beträgt die Hälfte meiner Arbeitszeit, rechne ich gerade aus. Das ist mehr als erwartet. Das liegt nicht an einer schlechten Auslastung, sondern daran, dass ich fast Vollzeit Lehre mache und nochmal dasselbe für Sonstiges drauf lege, also insgesamt über 300 Stunden pro Monat arbeite. Als Angestellte war es nicht ganz so viel, aber auch da galt für mich das Prinzip, dass ich während der bezahlten Vollzeit die Aufträge von oben bearbeite und in den Überstunden mich fortbilde und kreative Projekte mache. Da wurde der Job dann erst spannend. Blöd von meinen Chefs, dass sie immer davon ausgingen, ich würde die Spaßprojekte während der bezahlten Arbeitszeit machen UND meine normale Arbeit darum liegen lassen. Hab ich nicht. Ich habe aber auch nicht eingesehen, warum ich in den unbezahlten Überstunden langweiligen Krempel arbeiten sollte. Aber, klar aus Arbeitgebersicht heißt es dann: "Da geht noch mehr. Haltet sie von der Fortbildung ab und quetscht noch mehr Routinearbeit aus ihr raus." Naja, die Arbeitgeber bekommen mit dieser Einstellung genau die Mitarbeiter/innen, die sie verdienen. Dienst nach Vorschrift und dann nach Hause, weil Engagement, Begeisterung, Überstunden und Leistung eh nicht gewürdigt, sondern für ein Zeichen der Schwäche, falscher Priorisierung oder sogar einer psychischen Störung gehalten werden. 

Ich weiß, das klingt jetzt nach einem Widerspruch. Einerseits priorisiere ich nach Dringlichkeit, andererseits halte ich offensichtlich Zeitbudgets ein. Ist aber kein Widerspruch. Ich nehme immer nur so viel Brot-Arbeit an, dass die Zeitbudgets am Ende passen. Oder versuche es. Als Angestellte geht das eben nicht, da werden Grenzen nicht geachtet. Hinzu kommt, dass die "sonstigen" Tätigkeiten ja meist auch Abgabetermine und eine gewisse Eigendynamik entwickeln, so dass die Aufgaben hier auch dringend werden. 

Aber zurück zum Selbstversuch: Ich denke, die Hypothese war es wert, geprüft zu werden. Manchmal wirken sich Kleinigkeiten unerwartet stark auf Entscheidungen aus, z. B. die Reihenfolge in der Darstellung. Manchmal aber auch nicht. Ich habe mir diesen Monat ein wenig bei der Priorisierung selbst über die Schulter geschaut und festgestellt, dass es eben doch nach To-do-Liste geht und nicht nach Zeitaufschrieb. Wenn ich darüber entscheide, welche Aufgabe ich als nächste anpacke, suche ich mir von der heutigen To-do-Liste die dringendsten zuerst heraus. Das geht nicht nach dem Motto "Oh, mit Lehre habe ich schon so viel Zeit verbracht heute, dann sollte ich damit Schluss machen und noch schnell was forschen." Das ist kein Argument. 

So, und ich verschwinde jetzt wieder in der Rubrik "Lehre". Ich habe noch einen Kurs vorzubereiten, da gibt es nichts wegzupriorisieren!

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Momo - Nichts gegen Zeitmanagement

Neulich habe ich "Momo" von Michael Ende als Hörbuch gehört. Darin geht es um Zeit. Das ist natürlich für mich als Zeitmanagement-Fan ein wichtiges Thema. Unsere Zeit ist begrenzt. Da gibt es nichts zu verschwenden. 

Was lernen wir nun aus diesem Kinderbuch Wichtiges über Zeit und Zeitmanagement? Zunächst fürchtete ich, es liefe darauf hinaus, dass Zeitmanagement verpönt würde. Aber genauso wie Zeit ist auch das Zeitmanagement genau das, was wir daraus machen. "Zeit ist Leben." Eben darum finde ich es wichtig, sorgfältig damit umzugehen. Dabei meine ich aber kein krampfhaftes Zeitsparen, denn wir lernen ja von dem Friseur: Wenn man beim Arbeiten ständig auf die Uhr sieht und versucht, einen Kunden in 20 statt in 30 Minuten abzufertigen, dann geht der Spaß an der Sache verloren. Durch diese Hektik werden die Tage kürzer und die gesparte Zeit verschwindet. Man weiß nicht, wohin. (Vermutlich nicht in einem Keller, um dort zu Zigarren gedreht zu werden, aber irgend etwas Ähnliches.) Bevor der Friseur auf die Idee mit dem Zeitsparen kam, war sein Tag ausgefüllt und seine Arbeit machte ihm Freude. Außer für Seifenschaum und Scherengeklapper fand er noch Zeit zum Plaudern. Die Work-Life-Balance bestand darin, bei der Arbeit lebendig zu sein. 

Von Beppo Straßenkehrer lernen wir über das Kehren einer langen Straße: "Man darf nie an die ganze Straße auf ein Mal denken." Man konzentriert sich auf einen Schritt nach dem anderen und: "Auf ein Mal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat." 
Genau so schreibe ich meine Bücher und bearbeite alle anderen großen Projekte: einen Schritt nach dem anderen, ohne daran zu denken, wie viele Seiten noch vor mir liegen. Sonst tritt nämlich der von Beppo beschriebene Effekt ein: Man arbeitet und arbeitet, und stellt dann fest, dass man von der langen Straße nur einen kleinen Teil geschafft hat und wird ganz mutlos.

In meinem Gehirn klingelte es, als in diesem doch etwas älteren Buch schon das Lied vom Fachkräftemangel gesungen wird. Daraus folgt, dass man auch die Kinder zum Zeitsparen erziehen muss. Sie dürfen nur wohl organisierte, lehrreiche Spiele im Kinderdepot spielen. Eigene Kreativität, Freiheit und vor allem den eigenen Rhythmus zu finden, das ist unerwünscht. Da ich gerade ein Buch über Kreativität schreibe, denke ich, dass genau das den jüngeren Generationen fehlt. Wenn ich mir vorstelle, ich sei 20 Jahre später geboren, dann hätte ich mich vermutlich im Internet verloren mit den vielen Informationen und Angeboten. Wissensdurstig  hätte ich dort vor allem Sinnvolles konsumiert, aber ich wäre nicht diejenige, die ich heute bin. Das Hochleistungsgehirn braucht beides: konzentrierte, rationale Arbeit abwechselnd mit Gelegenheiten zum Gedankenschweifen wie beispielsweise beim Joggen und Wandern. Ich bin auch sehr froh, dass wir damals nur drei Fernsehprogramme hatten. Wir haben also noch draußen in der Natur gespielt und uns gegenseitig Geschichten erzählt. Das sieht man heute überhaupt nicht mehr, die umherziehenden Kinderhorden. So als würden alle Kinder an irgendwelchen Bildschirmen kleben. Nicht gut. 

Mit Besorgnis sehe ich auch den Trend unter Studierenden zum "Quantified Me" mit Trainingsprogrammen, Schritt- und Kalorienzählen und dergleichen. Der wichtigste Maßstab für das Richtige muss doch das eigene Wohlgefühl sein und das muss man in unserer rationalen Welt erlernen und trainieren, sonst geht es verloren unter künstlichem Licht und am Bildschirm. 

Kurz und gut: Das Buch ist immer noch aktuell, nur dass es inzwischen noch schlimmer steht. Denn die grauen Herren sagen noch "Kinder zuletzt", denn Kinder lassen sich am schwersten zum Zeitsparen bringen. Ich weiß nicht, ob das noch gilt. :-( 

Ich sehe dabei die Gefahr, dass die gehetzten, überforderten Menschen nicht nur phantasielos und krank werden, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht spüren, sondern sie ignorieren die Bedürfnisse anderer mit derselben Kälte. Mitgefühl und Hilfsbereitschaft für andere erwachsen aus dem Mitgefühl mit sich selbst!

Für meine Heilung des Burnouts ist es jedenfalls eine wichtige Maßnahme, dass ich meine Grenzen wieder zu fühlen übe, nachdem ich sie jahrelang ständig überschritten habe. Wann bin ich zu müde zum Weiterarbeiten? Wann brauche ich eine Pause? Was strengt mich an und was nicht? Ich gebe mir ganz gezielt keine Zeitbudgets vor, innerhalb denen ich eine bestimmte Aufgabe erledigt haben muss. Sobald ich fertig bin, werde ich notieren, wie lange ich für diesen Artikel gebraucht habe. Als reine Information. Und danach frage ich meinen Bauch, ob nun Abendessen folgt oder noch etwas Arbeit. 

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ADHD von Hochbegabung unterscheiden können

In der allgemein verbreiteten Küchenpsychologie sind ja ADHD, Hochbegabung und Autismus sowieso dasselbe. So denken viele, wer gut in Mathe ist, sei zwangsläufig Autist. Dabei sind nicht alle Autisten Mathegenies und umgekehrt nicht alle intelligenten Menschen Autisten. Das sind nur spezielle "Idiots Savants", die wegen dem starken Gegensatz von hohem IQ und niedrigem EQ besonders auffallen. Aber IQ und EQ sind im Wesentlichen unabhängig voneinander. Man kann auch ein dummer Autist oder ein hochsensibler Hochbegabter sein. Eltern, deren Kinder wegen ADHD den Unterricht stören, hoffen gerne mal, es handle sich um ein unfehlbares Anzeichen von Hochbegabung. Aber auch den Profis unterlaufen Fehldiagnosen. In einem Artikel beschreiben Webb und Latimer den Unterschied zwischen ADHD und Hochbegabung. Jetzt frage ich mich nur... was wollte ich gerade sagen? Scherz. :-)

 

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Das Schulfest


Mir fiel neulich eine Geschichte aus meiner Grundschulzeit ein, die ganz repräsentativ für das ist, was im Berufsleben vor sich geht.
An einem Samstag war Schulfest. Unsere Klasse hatte Bastelarbeiten gemacht, die an einem Stand verkauft werden sollten. Damit den ganzen Tag der Stand besetzt ist, waren drei Schichten zu jeweils zwei Stunden zu besetzen. Meine beste Freundin und ich meldeten uns freiwillig und wurden für die mittlere Schicht eingeteilt. 
Am Morgen kam ich also zum Schulfest und drehte erstmal eine Runde, um zu sehen, was es alles gab. Unter anderem gab es eine Schatzgräber-Station, wo man im Sand buddeln und Schätze finden konnte. Das wollte ich unbedingt machen, aber momentan war die Attraktion noch nicht ganz aufgebaut. Ich müsse später wiederkommen. Überhaupt war noch nicht viel los. Da meine Eltern mich zur Zuverlässigkeit erzogen hatten, ging ich also los, um nachzusehen, wo sich unser Stand befindet. Damit ich ihn dann später, wenn meine Schicht beginnt, gleich finde und nicht erst suchen muss. Der Stand war schon aufgebaut, die beiden Mitschüler vor Ort.
Als sie mich sahen, sagten sie: "Oh, da kommt die Ablösung!"
Ich natürlich: "Nein, ich bin noch nicht dran, erst später. Ich wollte nur mal den Stand ansehen."
"Ach, wenn du schon da bist, kannst du ja gleich übernehmen."
Sie sahen einander an und spurteten los, bevor ich erneut widersprechen konnte. Ich stehe also nun ratlos vor dem Stand, dahinter ist niemand. Wie gesagt, ich wurde zur Zuverlässigkeit erzogen und konnte den Stand darum nicht unbeaufsichtigt lassen. Also ging ich dahinter und wartete darauf, dass die Lehrerin oder sonst jemand kommt, dem ich sagen kann, dass meine beiden Vorgänger sich verdünnisiert haben, damit man sie zurück hole. 
Die Lehrerin kam auch kurz vorbei und stellte zufrieden fest, dass alles in Ordnung ist, der Stand ist besetzt. Ich erklärte ihr, dass ich noch gar nicht dran sei, sondern nur hier stehe, weil meine Vorgänger weggelaufen sind. Sie schien zu denken, ich wolle dafür gelobt werden, lobte mich und ging weiter. Ich rief ihr nach, aber das beachtete sie nicht. Ich lief ihr nach und versuchte, ihr das Problem erneut zu erklären. Aber sie meinte, es gäbe kein Problem. Ich hätte ja schließlich freiwillig den Standdienst von meinen Kollegen übernommen. Also musste ich die Schicht fertig besetzen. 
Immerhin würde dann demnächst meine Freundin kommen, dann wäre das alles weniger langweilig. Die Freundin erschien dann auch kurz, aber nur um mir zu sagen, dass sie jetzt gleich einen Auftritt mit ihrer Tanzgruppe habe und sie vorher noch proben müssen. Ich wundere mich, dass sie überhaupt zwei Verpflichtungen gleichzeitig annahm, sah aber ein, dass die Tanzgruppe vorging. "Komm danach aber unbedingt hier her! Alleine ist es so langweilig!", rief ich ihr noch nach. Ich sah sie an dem Tag nicht wieder.
Die Lehrerin kam erneut vorbei und sah erfreut, dass der Stand besetzt ist. Da es tatsächlich meine Schicht war, für die ich mich verpflichtet hatte, machte ich gute Miene zu bösem Spiel. 
Sie lobte mich auch für mein Lächeln und meinte: "Das Mädchen von heute Morgen war etwas faul, das wollte plötzlich seine Schicht abgeben."
Als die zweite Schicht zu Ende ging, freute ich mich schon darauf, dass die Ablösung kommt und ich endlich zum Schatzgraben gehen kann. Nur: Die Ablösung kam nicht! Ich musste also weitermachen, denn wie gesagt hatten meine Eltern mich zur Zuverlässigkeit erzogen. Ich konnte darum den Stand nicht unbeaufsichtigt lassen. 
Die Lehrerin kam erneut vorbei und freute sich, dass der Stand besetzt ist. Ich versuchte ihr zu erklären, dass die Ablösung nicht gekommen sei. Sie verstand das Problem nicht. Ich sei doch da. "Ja, aber die, die eigentlich jetzt dran wären, die sind nicht gekommen."
"Aber du bist doch jetzt dran, sonst wärst du nicht gekommen."
"Nein, ich bin noch von der vorherigen Schicht."
"Und warum machst du dann Standdienst, wenn du nicht dran bist?"
"Ich kann doch den Stand nicht unbeaufsichtigt lassen!"
"Also, wo ist dann das Problem?"
Damit ging sie wieder.
Irgendwann wurden es immer weniger Leute und ich hörte Sätze wie "Dann gehen wir mal nach Hause. Die Stände werden schon abgebaut."
Da begann ich ganz schrecklich zu weinen. Ich hatte fast das gesamte Schulfest hinter dem Stand verbracht! Dass da ein kleines Mädchen sitzt und weint, das wurde dann doch bemerkt. Ich wurde gefragt, was denn los sei und ich erklärte das ganze Drama. Man fragte mich nach dem Namen meiner Lehrerin und versuchte, diese zu finden, aber vergeblich. Schließlich nahm mich jemand an der Hand und meinte, der Stand sei nicht so wichtig. Was ich denn gerne machen wolle. Ich sah meine Chance gekommen: endlich Schatzsuche! Leider wurde die Sandkiste schon abgebaut und der Mann meinte: "Da hättest du früher kommen müssen!" Ich weinte wieder. "Und außerdem sind ja auch gar keine Schätze mehr da."
Ich sah in dem Sand noch etwas Blaues schimmern, wagte aber nicht, darum zu bitten. Ich war völlig erschüttert. Schließlich nahm mich die Dame wieder an die Hand und sagte, sie wolle mal sehen, ob es nicht doch noch etwas gäbe, was ich machen könne.
Tatsächlich konnte ich dann noch einen Blumentopf bemalen. Ich wusste, dass man nun von mir erwartete, dass ich fröhlich bin, aber das Malen machte gar keinen Spaß. Ich konnte kaum das Schluchzen unterdrücken. Aber ich malte tapfer, damit ich hinterher überhaupt etwas habe. 
Am Montag lobte die Lehrerin uns alle sechs. "Ich habe gehört, dass ihr euch selbst organisiert und untereinander die Schichten getauscht habt. So viel Selbständigkeit hätte ich euch gar nicht zugetraut! Aber es hat wunderbar geklappt, am Stand war immer jemand da."
Wir wunderten uns alle sechs. Ich besonders. Offensichtlich hatte die Lehrerin gar nicht verstanden, dass den ganzen Tag immer dasselbe Mädchen am Stand gearbeitet hatte!  

Das Traurige ist, dass es im Berufsleben nicht anders zugeht als in der Grundschule. Die Kollegen drücken sich vor der Arbeit, wo sie nur können. Und der Chef sieht es nicht als seine Aufgabe, die Arbeit gleichmäßig zu verteilen. Im Gegenteil. Es passiert immer wieder, dass ich provisorisch Aufgaben übernehme, für die ich gar nicht zuständig bin, einfach, weil irgendjemand es ja machen muss. Ich habe beispielsweise für ein Arbeitspaket schnell eine Aufgabe erledigt, weil niemand dafür zuständig war. Anschließend musste ich aber dann alle in dem Arbeitspaket anfallenden Aufgaben erledigen und wenn ich den Chef bat, endlich einen Zuständigen für das Paket zu finden, wurde mir erklärt, ich sei zuständig, denn schließlich habe ich es freiwillig übernommen. Ja, das war genauso freiwillig wie die drei Schichten beim Schulfest. Es war ja sonst niemand da, der es gemacht hätte! Und dass andere für die Arbeit gelobt werden, die ich gemacht habe, ist eh normal. Gerade dann, wenn das Ergebnis besonders gut ist, kann es ja nur von einem Mann stammen. 
Das Traurige ist, dass in unserer Arbeitskultur zuverlässige Mitarbeiter, die im Notfall einspringen, gar nicht geschätzt und gewürdigt werden. Im Gegenteil. Wenn ich lange genug 200 % gearbeitet habe und dann reduzieren möchte, wirft man mir noch Faulheit vor. Die Chefs haben üblicherweise keinen Überblick darüber, wer tatsächlich wie viel arbeitet und würden es auch nicht merken, wenn die ganze Arbeit von derselben unscheinbaren, müden Person erledigt würde. Und falls sie es bemerken, verunglimpfen sie diese Person noch, weil sie selbst nie so hart arbeiten würden. Es muss also ein persönlicher Defekt vorliegen.
Regelmäßig wundere ich mich, dass in deutschen Firmen überhaupt noch Ergebnisse produziert werden bei so einem Führungsstil und dieser Arbeitseinstellung. Wobei ich voll verstehen kann, dass die Kollegen sich vor der Arbeit drücken, wenn gute Leistung sowieso nicht anerkannt wird. Nur irgendeiner muss sie halt machen und da kann ich nicht aus meiner Haut. Schon traurig, wenn man wegen Zuverlässigkeit nicht teamfähig ist. Aber als Selbständige ist es besser. Für die erledigte Arbeit erhalte ich Anerkennung in Form von Geld. Als Angestellte reduziere ich durch hohes Engagement nur einfach meinen Stundensatz, das fühlt sich sehr blöd an. 

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IT-Ausfall - nicht so leicht zu beheben

Den Profis geht es auch nicht besser als uns Privaten, wenn das Betriebssystem streikt. Die gestern kurzfristig bereitgestellte Lösung ist nicht leicht einzusetzen. Der Remote-Zugriff des Admins funktioniert nicht, wenn das Betriebssystem außer Betrieb ist. Der Admin muss sich physisch zum Computer begeben, so wie früher, als bequeme Schuhe zur Berufskleidung des Admins gehörten. Und für das Einspielen des Fixes benötigt man einen recovery key, an den man nun eventuell gar nicht dran kommt, weil er auf einem nicht funktionierenden Server gespeichert ist. Ich hab schon von Hacker-Angriffen gehört, die leichter zu reparieren waren als das! Hier ein Artikel über diese Schwierigkeiten.

Ich denke, das Grundproblem ist die totale Abhängigkeit von Computern durch die Digitalisierung. Denn so etwas kann jederzeit passieren. Zu komplex ist das Zusammenspiel von Hardware, Betriebssystem, Softwareanwendungen, Browsern und Sicherheitssoftwares, denn von jeder dieser Komponenten gibt es zahlreiche Varianten. Wie viele Kombinationsmöglichkeiten!! Die alle gründlich zu testen ist schwierig. Also läuft es auf Bananensoftware hinaus, die beim Kunden reift. Das nennt sich auch iterative Entwicklung: ausrollen, auf Fehlermeldung vom Anwender warten, Fehler beheben, Fix ausrollen und so weiter. Fail fast = fast Feedback, haha. Je mehr Abläufe von Computern abhängen, umso schwerwiegender die Folgen. Resilienz bedeutet, immer noch eine analoge Offline-Prozessvariante in Petto zu haben.

Das ist auch einer von mehreren Gründen, warum ich noch kein Smartphone habe. Das Smartphone ist bei den meisten Menschen der single point of failure. Wenn der Akku leer ist, das Smartphone herunterfällt und zerbricht, dann ist man, wie es mal jemand in einer Kurzgeschichte nannte "ein Dingsbums ohne ID". Also ein hilfloses Nichts, das kaum seine Existenz beweisen kann. Und die digitale Firma ist beim Computercrash auch hilflos. Mir erzählte jemand, dessen Arbeitgeber gehackt wurde, dass sie sich damals schwer taten, neue, saubere Computer zu kaufen, weil der Einkauf ja auch digital funktionierte.

So gesehen bin ich auch nicht amused davon, dass die Bahn die Aushangfahrpläne nach und nach aussterben lässt. Nach dem Motto "Die Fahrgäste haben ja alle ein Smartphone und können die Fahrpläne online abrufen."

Man sollte sich viel mehr Gedanken über Resilienz und Redundanz machen!

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weltweiter IT-Ausfall: Das ist die Zukunft

Jeder Privatanwender kennt das Problem: Bei jedem Windows-Update muss man befürchten, dass einzelne Programme oder gleich der ganze Computer nicht mehr funktionieren. Dass es jetzt anlässlich eines Updates zu einem weltweiten Ausfall von geschäftskritischen Computern gekommen ist, sollte da niemanden verwundern. Erstaunlich ist eher, dass das nicht schon früher mal passiert ist. Sicher ist, dass es wieder geschehen wird. Ganz trivial ist es nämlich nicht, dass jeder Hersteller von Sicherheitssoftware und anderen Hilfsmitteln immer schon zum richtigen Zeitpunkt seine Software so aktualisiert, dass sie zum jeweiligen Windows-Update passt. Das ganze Digitalisierungs-Gedöns ist nun mal kompliziert, die Anwendungsfälle vielfältig. 

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Forschungsprojekte zur Gendergerechten Medizin

Einerseits ist es gut, dass unsere Regierung eine Ausschreibung macht für Forschungsprojekte zur Gendergerechten Medizin, andererseits fand ich es als Datenschützerin schade, dass man die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens als Mittel zur Schließung des Gender Health Gaps ansieht. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass Daten eine gute Grundlage bilden, um entsprechende Forschung mit Mitteln der Data Science durchzuführen und die Geschlechterunterschiede in Symptomen, Krankheiten und Heilverfahren zu quantifizieren und statistisch nachzuweisen. 

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Petition: Recht auf ein Leben ohne Digitalzwang

Digitalcourage hat eine Unterschriftenaktion / Petition gestartet für das Recht auf ein Leben ohne Digitalzwang. Dieses Recht soll ins Grundgesetz aufgenommen werden. Das ist ein schwieriges Unterfangen, aber meiner Meinung nach unterstützenswert. Wir befinden uns nämlich auf einem ziemlich steilen Bergabkurs in Richtung "Volldigitalisierung des Lebens". Das mag ja sein, dass ich eine unzeitgemäße Chaotin bin, wenn ich mich regelmäßig ohne Handy und Armbanduhr noch raus in die physische Welt wage, wenn ich bei der Fahrkartenkontrolle mit einer Plastikkarte oder einem Papierchen aus dem Automaten winke, meine Einkäufe bar bezahle. Aber nicht umsonst nannten wir das Universum außerhalb der virtuellen Welt früher noch "Real Life". Natürlich passieren auch echte Dinge in der virtuellen Welt. Wenn ich digitales Geld überweise, geht es tatsächlich von meinem Konto runter und ich kann damit echte Dinge kaufen, die mir wenig später ein freundlicher Paketbote an meiner Haustür in die Hand drückt. Für mich ist außer dem Datenschutz auch das Resilienz-Argument wichtig. Unser Leben müsste auch dann noch funktionieren, wenn der Strom ausfällt oder das Internet. Wenn feindliche Mächte Deutschland gehackt haben. Oder wenn das Smartphone ins Klo fällt. 

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Umfrage über KI in der Informatik-Lehre

Generative KI ist seit einiger Zeit in aller Munde und in verschiedener Ausprägung auch in unserem beruflichen Alltag angekommen.

Unsere Arbeitsgruppe der ITiCSE aus Forschenden verschiedener Länder möchte daher gerne wissen, wie generative KI in der Informatik-Lehre und Industrie (insbesondere Softwareentwicklung) eingesetzt wird, um hieraus Konsequenzen für die Weiterentwicklung der beruflichen und hochschulischen Informatikausbildung ableiten zu können.

Sie haben dazu zwei (englischsprachige) Umfragen entwickelt, einmal für Lehrende (Educators Survey) und eine für Entwickler, Programmierer und andere IT- und Informatikfachkräfte (Developer Survey).

Es wäre schön, wenn Sie sich an der für Sie passenden beteiligen und/oder die Links in Ihrem Netzwerk verbreiten könnten:

Die Umfrage dauert maximal 10 min.

Herzlichen Dank im Voraus

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7 Anwendungsfälle mit chatGPT

Im t2informatik-Blog erschien ein neuer Artikel von mir über "7 Anwendungsfälle mit chatGPT". Es geht darum, wie Informatiker/innen chatGPT zur Texterzeugung verwenden können. Den Artikel gibt es auch ein der englischen Übersetzung.

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