In der Fortsetzung von Quality Land 1.0 geht es nicht mehr darum, dass Peter Arbeitsloser seinen rosafarbenen Delphinvibrator zurückgeben will. Den Kampf gegen sein falsches Profil hat Peter längst aufgegeben. Präsident John of Us hatte ihm zwar versprochen, das Problem zu beheben, aber wohl ein paar Millisekunden zu spät. Das Bombenattentat war ihm dazwischen gekommen. Immerhin hatte John of Us das Reparaturverbot für Maschinen aufgehoben und Peter arbeitet nun nicht mehr als Maschinenverschrotter, sondern als Maschinentherapeut. Seine Roboter-Freunde dürfen seinen Keller verlassen. Außer mit der lustigen Schar vor der Schrottpresse geretteter Maschinen kommuniziert Peter kaum noch mit Menschen. Seine Freundin Kiki hat Schluss gemacht, der Alte lebt zurück gezogen wie eh und je, und seine peinlichen Eltern besucht Peter nur kurz, um sein Scoring zu verbessern. Die meiste Zeit kommuniziert er mit seinen Maschinen oder wird entführt. Ein ganz trauriges Sozialleben.
Der zweite Band ist weniger lustig als der erste. Es geht nämlich nicht mehr nur um persönliche Profile, sondern um die Zukunft der Menschheit. Der Dritte Weltkrieg bricht aus, durchgeführt durch autonome Kampfroboter, und es ist gar nicht leicht, im Nachhinein zu rekonstruieren, was ihn auslöste. Ja, das Problem mit der Explainability. Nach acht Stunden ist der Krieg vorbei, aber es wurden Millionen von Menschen getötet. Da Peters Profil keine politischen Interessen aufzeigt, erfährt er erst zufällig in einem Gespräch davon.
In Quality Land 2.0 treffen verschiedene Religionen aufeinander: Der Neoliberalismus mit Experten als Priestern, die Thermomix-Religion und der Glaube an die Wiederauferstehung von John of Us.
Dieser "Witz" ist alt, stand schon in einem unserer Schulbücher: "Wenn doch bloß jemand vor dem Klimawandel gewarnt hätte, hätten die Menschen sicher rechtzeitig darauf reagiert."
Überhaupt scheint Kling dieselben Urban Legends zu lesen wie ich. Die Geschichte des Mitarbeiters, der jahrelang unbemerkt nicht zur Arbeit kam, hatte ich auch schon gehört. Ich habe hier aber auch neue Dinge gelernt.
Sehr schön fand ich auch den Begriff "Kabelzeit". Sie wissen schon: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit.. Kabelzeit, ... Oder "Product Placement in Träumen" als Geschäftsidee. Dass in der Zukunft die Kinder ihre computerspielsüchtigen Eltern rügen, kann ich mir lebhaft vorstellen. Aufschlussreich fand ich die Erklärung, warum die KI für unsere Gesellschaft deutlich disruptiver sein wird als die Automatisierung.
Über die wilde Handlung der Geschichte möchte ich nicht zu viel spoilern. Politisch geht der Konkurrenzkampf zwischen den Parteien weiter, ein Nachfolger von John of Us muss gewählt werden und Kiki findet ihren Vater. Außerdem gibt es noch Ärger mit Profikillern, deren Job inzwischen durch einen Highscore gamifiziert wird. Das motiviert sie, unnötig Menschen zu töten, um ihren Highscore hochzutreiben. Leider hat Kiki die Aufmerksamkeit eines dieser Profikiller auf sich gezogen.
Meine Lieblingsfigur ist die E-Poetin Kalliope. Sehr schön: "Ist es nicht gerade das Unnötige, das uns zu dem macht, was wir sind?" Wie weise!