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Upload-Filter oder Lizenzgebühren?

Als Autorin, die u.a. von ihrem Schreiben leben können möchte, ist das Urheberrecht für mich ein ganz wichtiger gesetzlicher Schutz. Beispielsweise wurde eines meiner Bücher in der E-Book-Fassung gestohlen und auf einem russischen Server kostenlos zur Verfügung gestellt. Seitdem sind die Verkaufszahlen beim Verlag fast auf null abgesackt. Mit diesem Buch ist kein Geld mehr zu verdienen.

 

Darum begrüße ich die Idee, dass urheberrechtlich geschützte Materialien nicht einfach überall publiziert werden dürfen. Schwierig wird maximal die Umsetzung. U.a. diskutieren Plattformen, zukünftig Upload-Filter einzusetzen, weil sich Plagiate inzwischen automatisch erkennen lassen, wenn auch nicht völlig fehlerfrei. Aber eine manuelle Suche wäre für sie sehr aufwändig und teuer. Die aktuellen Demonstrationen gegen Upload-Filter verstehe ich nicht. Seit wann ist es ein Grundrecht, auf fremden Plattformen beliebiges Material illegal hochladen zu dürfen? Und das zumeist auch noch kostenlos. Wer gestohlene E-Books öffentlich an jedermann verschenken möchte, darf das ruhig auf seiner eigenen Domain machen, natürlich mit Impressum. Das Internet ist doch kein rechtsfreier Raum!

 

Noch gerechter fände ich es, wenn derjenige zur Verantwortung gezogen würde, der das Diebesgut öffentlich zur Verfügung stellt, und nicht derjenige, der die Plattform betreibt. Schließlich zwingt man ihn damit dazu, alle Inhalte proaktiv zu überwachen. Das ist so als müsse ein Gastwirt alle Gespräche in seiner Kneipe belauschen, weil er für jede Revolution und jeden Diebstahl, die dort geplant werden, nachher haftbar gemacht wird.

 

Gut gefallen hat mir dieser Artikel auf der Autorenwelt. In der aktuellen Diskussion fehlt nämlich noch die Option, dass die Plattformbetreiber Lizenzgebühren bezahlen. Genauso wie Büchereien, die gedruckte und elektronische Bücher, Videos und Musik-CDs verleihen, gibt es auch Modelle für Online-Plattformen. Wenn diese Plattformen davon leben, Material öffentlich zur Verfügung zu stellen, dann können sie genauso wie eine Bücherei auch einen passenden Lizenzvertrag mit den Verwertungsgesellschaften abschließen. Natürlich entstehen dadurch Kosten, und das könnte das Ende der Kostenloskultur sein. Aber irgendetwas stimmt doch sowieso nicht, wenn mir junge Leute weis machen wollen, dass Bücher, Filme und Musik Allgemeingut sein müssten. Niemand dürfe durch Kosten davon abgehalten werden, ein bestimmtes Buch zu lesen. Also, das geht mir zu weit, vor allem in Zeiten, wo man einen Film in der Videothek für 1 Euro ausleihen kann und in der Stadtbücherei sogar noch billiger. Gebrauchte Bücher bekommt man auf dem Flohmarkt in Bündeln hinterher geworfen, in Büchertauschregalen sogar kostenlos. E-Books kann man neu und ungebraucht oft für 99 Cent kaufen. Wegen des Überangebots sind Kunst und Wissen heutzutage schon unangemessen billig zu haben. Die Forderung, dass ein Autor nach 200 Stunden Arbeit sein Buch kostenlos allen zur Verfügung stellen müsse, geht darum zu weit. Ein Mindestlohn von 1 € pro Stunde sollte schon drin sein!

 

 

 

 

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