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Desinformation durch Informationsflut, Googelisierung des Wissens und Scheinwelten

Noch nie in der Menschheitsgeschichte war es so leicht zu wissen, was auf anderen Kontintenten geschieht, was die Menschen dort frühstücken, wo gerade Bürgerkrieg oder Dürre herrscht, wer wen geheiratet hat oder wie die Formeln der Relativitätstheorie lauten. Viele Informationen werden digitalisiert und ins Internet gestellt, so dass jeder sie recherchieren kann. Jeder?

Leider werden wir dermaßen mit Informationen überflutet, dass wir inmitten der Möglichkeiten den Wald vor Bäumen nicht sehen. Diejenigen, die uns etwas verkaufen wollen - ob Waren oder Meinungen - die schreien am lautesten, buntesten, häufigsten. Denn sie verfügen über das größte Budget. Wir sind so beschäftigt mit den uns aufgedrängten Informationen, dass kaum Zeit bleibt, um Fragen zu stellen und zu recherchieren.

Was mache ich, um mit der Informationsflut zurecht zu kommen?

a) Pull ist wichtiger als Push: Push bedeutet, dass andere mir Informationen zusenden, die ich ihrer Meinung nach lesen sollte. Laut DSGVO bin ich selbst schuld an jedem einzelnen Newsletter, den ich erhalte. Ich kann den auch abbestellen, und das tue ich auch in vielen Fällen. Ich beobachte genau, in welchem Newsletter ich regelmäßig einen Artikel finde, den ich ganz lese, und wenn das seltener als 50 % ist, wird abbestellt. Mir muss immer genügend Zeit bleiben, um selbst nach dem Pull-Prinzip Informationen zu recherchieren zu Fragen, die mich aktiv beschäftigen. Meine Medien habe ich sorgfältig ausgewählt. Im Radio höre ich einen Sender, der den ganzen Tag abwechselnd Nachrichten oder Dokumentationen sendet. So bekomme ich einen groben Überblick über das Aktuelle und Allgemeine. Die wenigen Newsletter und Zeitschriften, die ich regelmäßig lese, passen exakt zu meinen wichtigsten Interessensgebieten. Bei jedem einzelnen Medium kann ich genau sagen, was es mir nutzt. Die Menge an Push-Informationen muss unbedingt minimiert bleiben!

b) Suchmaschinen sind nicht alles! Als ich noch jung war, gab es gar keine Suchmaschinen. Das waren definitiv schlechtere Zeiten als heute. Wenn ich schnell eine Formel recherchieren will oder eine halb gehörte Information vertiefen will, werfe ich die Suchmaschine an und habe innerhalb weniger Minuten meine Antwort. Auch für konkrete Fragen wie z.B. "Was für Schuhe haben eigentlich die Kelten getragen?" findet man im Internet schneller eine Antwort als in einer Bücherei. Trotzdem darf das nicht unsere einzige Informationsquelle sein. So gut die Suchmaschinen auch sind, können sie uns nur einen kleinen Ausschnitt alles Wissens zeigen, und zwar von dem, was sich im Internet befindet. Allerdings sind die Relevanzkriterien der Suchmaschinen nicht unbedingt meine eigenen. Google scholar war mal eine gute Alternative, weil sie sich auf wissenschaftlich relevante Quellen fokussierte, aber das hat leider nachgelassen. Dafür gibt es nun Researchgate. Und trotzdem dürfen wir nicht vergessen, wie man sich Informationen offline, IRL (in real life) besorgt, aus erster Hand, von Experten, Augenzeugen oder anderen seriösen Quellen. Im Internet stehen auch manchmal Zeitungsenten! 

c) Erschreckend viel Sendezeit wird auf Scheinwelten verschwendet: Deutschland sucht den Superstar, das Supermodel, den Millionär, den Dschungelkönig. Netflixserien zu sehen ist ein beliebter Zeitvertreib. Schön und gut, aber in einer Welt, wo wir echte Geschichten, echtes Leben, echtes Wissen sammeln können, warum treiben wir uns dann gedanklich in Fernsehstudios, Dschungelcamps und dystopischen Brotspielen (Tribute von Panem) herum? OK, ich mache das auch manchmal. Aber viel spannender, herzzerreißender und relevanter sind das Leben, die Welt, echte Schicksale, Tatsachen und vor allem alles das, was wir verändern können.

Andrea Herrmann

 

 

 

 

 

 

 

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