Ich habe schon immer gerne Endzeitromane gelesen und mich gelegentlich gefragt: Wieso eigentlich? Ich bin doch gar nicht so destruktiv, eigentlich.
Spannend finde ich aber immer wieder, wie die Pandemie oder der baldige Meteoriteneinschlag die Perspektive auf die Welt verändert. Wichtiges wird unwichtig und umgekehrt. Entschleunigung, die Konzentration auf das Wesentliche wie Lebensmittel und Sicherheit.
Interessant ist auch, wie Menschen an ihre Grenzen gebracht werden und die Masken fallen. Coole Typen fangen an zu heulen, unscheinbare graue Mäuse haben die lebenswichtige Idee und retten mit ihrem Wissen einer Gruppe von Menschen das Leben. Der Ruhige wird plötzlich der Führer, wo endlich mal Taten statt hohle Worte gefragt sind. Es geht ums Sein, der Schein verschwimmt. Statussymbole sind plötzlich nur noch ihren Brennwert wert.
Momentan trennt sich auch die Spreu vom Weizen: An der einen Hochschule habe ich vorigen Mittwoch noch Kurs gegeben, am Donnerstag kam die Mail, dass Präsenzveranstaltungen nicht mehr möglich sind. Ich schrieb sofort eine E-Mail an die Studiengangsleiterin, ich würde ein Konzept für eine Online-Vorlesung erstellen. Prompte Antwort: "Ja, machen Sie!" Am Freitagmorgen sandte ich ihr das Konzept, das ich im Zug erstellt hatte. Gleichzeitig erhielten auch die Studenten eine E-Mail von mir, dass sie sich für die Kurszeit nichts anderes vornehmen sollen, und ich konfiguierte Moodle passend um. Am Sonntag erstellte ich noch ein paar Lehrvideos und schickte den Studenten unsere Agenda mit Instruktionen, so dass sie am Montag noch Zeit hatten, Skype zu installieren, falls noch nicht vorhanden. Und am Dienstagmorgen ging es los. Gerade tauschen wir Dozenten unsere Videos und Erfahrungen mit Tools aus, um möglichst effizient weiterarbeiten zu können.
Auch andere Hochschulen sind nun eifrig daran, Notlösungen zu finden. Aber andere eiern noch herum nach dem Motto "Wir brauchen klare Anweisungen von oben" und "Dann fangen die Vorlesungen eben später an". Meine Vorschläge für E-Learning sind bisher unbeantwortet geblieben. Sehr aufschlussreich.
Wie im vorigen Posting geschrieben: Wir müssen die Räder am Laufen halten. Die jungen Leute sollen etwas lernen. Wir können nicht abwarten, ob die Krise vielleicht am 20. April vorbei ist und wir wie gewohnt den alten Trott wieder anstoßen können. Das Internet bietet uns viele Möglichkeiten, die wir jetzt nutzen sollten.
Anschließend bin ich natürlich wieder froh, mich mit den Studenten persönlich zu treffen, und nicht durch "Moment, mein Tool hängt", "Ich sehe / höre leider nichts" oder "Ich starte mal kurz den Rechner neu" ausgebremst zu werden.