Momentan liest man von ständig neuen Ideen der Regierungen, wie sie mit Hilfe unserer Handydaten den Corona-Virus in den Griff bekommen wollen. Naja, nicht meiner Daten. Als Handymuffel habe ich mein Tastentelefon meistens ausgeschaltet zu Hause liegen, während ich durch die Supermärkte streife, um nach Clopapier und Milch zu fahnden.
Da gibt es verschiedene Ansätze: Mit Hilfe einer anonymen Auswertung lässt sich immerhin prüfen, wie die Mobiltelefone bewegt werden. Bleiben die meisten zu Hause oder drehen sie kleinere oder größere Runden? Gibt es Ansammlungen von Mobiltelefonen in derselben Funkzelle? Ob der Sicherheitsabstand von ein bis zwei Metern eingehalten wird, so genau klappt die Ortung dann doch nicht.
Noch viel konkreter kann man den Virus angeblich einkreisen, wenn man im Nachhinein herausfinden könnte, welche Personen bzw. Telefonnummern sich in den letzten zwei Wochen in der Nähe eines Infizierten aufgehalten haben. Dann erwischt man nicht nur diejenigen Kontaktpersonen, die dem Kranken bekannt sind, sondern auch die Fremden, mit denen er sich in der Warteschlange vor dem Drogeriemarkt unterhalten hat. Einfach Handynummer anrufen... Allerdings scheitert dieses schnelle Eingreifen, wie mir berichtet wird, an den langsamen Tests. Wenn man das Testergebnis erst nach einer Woche erfährt, dann ist es recht müsig, alle Kontaktpersonen einfangen zu wollen. Man müsste ja deren Kontaktpersonen ebenfalls identifizieren.
Das neuste GI-Radar behandelt dieses Thema. Ich habe dafür den Abschnitt "ethische Betrachtungen" geschrieben, wo ich die Vor- und Nachteile einer individuellen Lokalisierung anhand von Handydaten gegenüber dem Wert des Datenschutzes abwäge. Um gewagte Annahmen kommt man dabei nicht herum, aber ich denke, das Prinzip wird klar. Letztlich kann man zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, aber ich persönlich glaube nicht, dass eine Handyüberwachung wirklich viel mehr bringt als die aktuell schon ergriffenen Maßnahmen. Die Gefahr bei so etwas ist leider auch, dass sie in Zeiten der Krise eingeführt werden und man anschließend "vergisst", sie wieder abzuschaffen.
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Andrea Herrmann