Warum arbeiten manche Menschen so viel erfolgreicher und / oder produktiver als andere? Wie kann ich meine eigene Effizienz noch erhöhen oder dieselbe Leistung in weniger Arbeitszeit schaffen? Diese Fragen treiben Berufstätige aller Bereiche um. Ist es möglich? Offensichtlich ja, wenn man sieht, wie sich die Ergebnisse von Kollegen untereinander unterscheiden.
Hansen hat in einer umfangreichen Studie untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, wenn Arbeit viele und erfolgreiche Früchte trägt. Begabung, Anzahl Arbeitsstunden oder Glück erklären Erfolg nur zu einem kleinen Teil. Vor allem sind es 7 Best Practices, die er in seiner Untersuchung identifizieren konnte. Gestartet war die Forschung 2011 mit einer Literaturrecherche, auf die dann 120 Einzelinterviews und eine Umfrage mit 300 und später 5000 Teilnehmern folgten. Zuletzt wurden die Daten aus der Umfrage statistisch ausgewertet. 10% des Arbeitserfolgs ließen sich erklären anhand von Ausbildung, Alter und Arbeitsstunden pro Woche (letzteres zu 6%), 24% blieben unerklärt. Vermutlich spielt hier das Arbeitsumfeld auch eine Rolle. Beeindruckende 66% entstehen jedoch durch die 7 Best Practices.
Und diese 7 Best Practices sind:
- 1. Do less, then obsess: Hierzu gehört es, nicht zu viele Projekte oder Kunden anzunehmen, sondern nur die richtigen, und diese Projekte hochkonzentriert zu bearbeiten. Der "work in progress" soll gering gehalten werden, d.h. die Anzahl der begonnenen und aktuell in Bearbeitung befindlichen Projekte. Das Hin- und Herspringen zwischen Aufgaben kann die Produktivität um bis zu 40% senken. Konzentrieren Sie sich also im doppelten Sinne!
- 2. Redesign your work: Work smarter, not harder. Viel wichtiger als die Anzahl der Arbeitsstunden ist die Art, wie man arbeitet. Um diese zu optimieren, muss man vom Kunden her denken: Was erzeugt aus dessen Sicht den meisten Wert? Wie muss ich arbeiten, damit er am meisten davon hat? Schneller und billiger zu liefern als der klassische Ansatz der Prozessverbesserung kommt hier erst nach der Erhöhung der Qualität, Wegstreichen unnötiger Leistungen und Erschaffen neuer Angebote.
- 3. Don't just learn, loop: Man sagt zwar, dass man nach 10.000 Stunden Arbeit in einem Bereich zum Experten wird, aber das passiert nicht von selbst, sondern nur durch gezieltes Lernen. Idealerweise lernen Sie während der täglichen Arbeit. Erschaffen Sie einen Lernzyklus aus ständiger Bewertung und Verbesserung. Besser wird man auch durch gezielte Variation und Ausprobieren alternativer Arbeitsweisen. "Be a humble learner", heißt es. Man ist niemals gut genug, um nicht noch etwas zu verbessern.
- 4. Passion & purpose: Wer begeistert ist von seiner Arbeit und einen Sinn darin findet, ist erfolgreicher. Insbesondere ergab die Studie, dass wir beide benötigen, nicht nur eines davon! Wenn Ihr Beruf dies nicht offensichtlich von sich aus liefert, müssen Sie Begeisterung und Sinn entweder (er)finden, den Job verändern oder den Job wechseln.
- 5. Forceful champions: Im Team sollte man sich gegenseitig motivieren und inspirieren. Erlaubt ist auch umgekehrt: "Make people angry about today and excited for tomorrow".
- 6. Fight and unite: Unter "fight" werden hier Diskussionen im Team verstanden. Damit dies nicht ausartet, werden auf S. 146, 155 und 165 Ratschläge für eine ergebnisorientierte und ergebnisoffene Diskussion gegeben. Möge die beste Lösung gewinnen! Auch hier muss beides gegeben sein- fight and unite: Nach der Diskussion muss das Team hinter der Entscheidung stehen und diese gemeinsam umsetzen. Hier wird Diversity gelobt, weil gemischte Gruppen besser diskutieren und kreativer sind.
- 7. Avoid the two sins of collaboration: Das richtige Maß an Zusammenarbeit ist gefragt, also weder "undercollaboration" noch "overcollaboration". Die Zusammenarbeit muss einen "Business Case" und ein gemeinsames Ziel haben, also tatsächlich einen Nutzen bringen, den die Einzelarbeit nicht leisten kann. Vertrauen ist die Grundlage für die erfolgreiche Zusammenarbeit und entsteht durch Klären der Ziele der Beteiligten, frühere gute Arbeit und "start small" (also fangen Sie mit einem kleinen Pilotprojekt an).
Die ersten vier betreffen das Selbstmanagement, die restlichen drei die Zusammenarbeit mit anderen. Besonders gefallen hat mir auf Seite 6: "top performers collaborate less". Das passt zu meinen Erfahrungen. :-) Abstimmungsaufwände, Konflikte und Trittbrettfahrerei machen Teamwork nicht gerade zur Effizienzgarantie. Wenn weniger Teamarbeit effizienter macht, folgt daraus, dass in unserem Arbeitsleben momentan tendenziell zu viel Teamarbeit gemacht wird, auch wo sie nicht passt.
Morten T. Hansen: Great at Work - How do top performers do less, work better and achieve more?
Simon & Schuster, UK, 2018
ISBN 978-1-4711-4907-8, e-book: 978-1-4711-4909-2
PS: Hier noch der Link auf eine Studie, die in dem Buch empfohlen wird. Ein großer Teil ihrer Arbeitszeit empfinden die Menschen als unproduktiv:
Wobei ich persönlich die Erfahrung gemacht habe, dass sich die als unproduktiv empfundene Arbeitszeit nie auf null reduzieren lässt. Zur Produktion gehören immer auch Vorbereitung, Organisation und Dokumentation.