Gerade habe ich mein diesjähriges Weihnachtsvideo erstellt: Rückblick auf 2024 und Ausblick auf 2025. Schöne Feiertage noch und guten Rutsch!
Gerade habe ich mein diesjähriges Weihnachtsvideo erstellt: Rückblick auf 2024 und Ausblick auf 2025. Schöne Feiertage noch und guten Rutsch!
Am 06.05.2025 halte ich auf der REConf den Vortrag "Intelligente Auswahl: Requirements Engineering als Schlüssel zur passenden KI". Darin geht es darum, was speziell beim RE für KI-Systeme zu beachten ist. Dabei stelle ich Inhalte aus meiner Schulung "Software Engineering für KI" vor, die wiederum das Ergebnis aktueller Forschungen zusammenfasst sowie meine eigenen Ideen dazu.
Kurz vor Weihnachten habe ich mich auf meine lange geplante Wander-Challenge aka Pilgerreise begeben. Ich will zu Fuß bis nach St. Maries sur Mer. Etappenweise, denn ich habe ja nur wenige kursfreie Wochen. Dieses Jahr waren es drei (eine im August und zwei jetzt über die Feiertage). Und auch da kann ich nicht die ganze Woche pilgern, weil ich ja noch andere Jobs habe. Den Neckar bin ich in zehn Jahren entlang gewandert, und der war kürzer. Aber egal. Ich bin gestartet. Als ich in Stuttgart-Vaihingen Eingeborene nach dem Weg fragte und erklärte, ich wolle nach Tübingen, hieß es spontan: "Aber da kommen Sie ja nie hin!" Das sind 35 Kilometer. An einem guten Tag schaffe ich es an einem Stück. Sonntag war allerdings kein guter Tag, weil ich noch bis zwei Uhr morgens gearbeitet hatte und erst spät los kam. Darum erreichte ich Tübingen erst am zweiten Tag, also gestern. Aber dieses "Das wirst Du niemals schaffen" zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Und wieder frage ich mich ganz feministisch, ob er das auch gesagt hätte, wenn ich ein Mann wäre. Würde man einem Mann sagen, dass er es niemals schaffen wird, von Stuttgart nach Tübingen zu wandern? Ich meine, man muss dafür nichts tun als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Vermutlich war mit "nie" aber eher gemeint "Das dauert unzumutbar lange. Ich würde das nicht versuchen." Keine Ahnung. Aber ich höre sowas nicht gerne.
Fakt ist aber, dass ich in zwei Tagen sogar bis Wurmlingen gekommen bin, und das obwohl ich an beiden Tagen später los kam als ich wollte. Ich musste noch Schlaf nachholen. In der Nacht von Sonntag auf Montag ratzte ich volle zwölf Stunden durch. Und das lag nicht nur an dem, was ich gerne "Sauerstoffvergiftung" nenne. Ich bin echt ein wenig abgeschafft. Jede Woche die Hektik, die Schulungen für die nächste Woche vorzubereiten, die Klausuren und Masterarbeiten zu korrigieren und so weiter. Das entwickelt eine enorme Eigendynamik. Wenn ich nicht jeden Tag eine Hausarbeit korrigiere und aus dem Trott komme, werde ich überschwemmt.
Wie dem auch sei, ich bin jetzt über die Feiertage sehr fleißig und wandere während der kursfreien Zeit nochmal los. Die viele frische Luft, die Bewegung, der Blick in die Ferne, die Herausforderung, das hat echt gut getan! Ich fühle mich so lebendig wie lange nicht mehr. Das hat mein Gehirn kräftig durchgespült.
Die November-Ausgabe 2024 der Softwaretechnik-Trends ist jetzt online: Ja, ein bissle spät, aber die letzten Wochen waren hektisch...
Das Programm der SQD-Konferenz ist jetzt online. Dort wird auch mein Vortrag am 20. Mai 2025 angekündigt: "Vision: Redefining the Role of the Software Engineer in the Age of Artificial Intelligence". Wie der Titel schon sagt, handelt es sich um einen Visions-Vortrag. Wir erleben durch die leistungsfähigen LLMs einen enormen Wandel im Software Engineering, von der Anforderungsspezifikation übers Codieren zum Testen. Vieles, was man bisher mühsam von Hand erstellte, entsteht nun auf Knopfdruck aus dem Computer. Vom Autor wandelt sich der Software Engineer zum Lektor. Kreativität wird weniger wichtig, dafür aber kritisches Denken und Analysefähigkeiten. Auch wenn der Erguss des LLMs noch so eloquent klingt, muss doch jede Unstimmigkeit entdeckt werden.
Am Montag war ich im Kino, um "Wicked" anzusehen. In 3D. Mir war als hätte man da meine Biographie verfilmt. Elphaba trägt sogar ihren Zopf genauso wie ich! Gerade frage ich mich: Da das Verbrennen von Hexen auf dem Scheiterhaufen heutzutage verboten ist... Werden Hexen heutzutage durch Burnout verbrannt?
Wer die Geschichte nicht kennt: Es ist gar nicht so klar, dass die böse Hexe Elphaba wirklich die Böse ist und die gute Hexe Glinda sowie der Zauberer von Oz die Guten. Im Gegenteil. Alles Gute, das Glinda tut, hat immer den bitteren Beigeschmack der Intrige und Selbstgefälligkeit. Und Elphaba wird zur bösen Hexe abgestempelt, weil sie eine starke Magierin ist, aber den Mächtigen nicht dienen will. Diese haben u.a. beschlossen, dass Tiere in Käfige gesperrt werden müssen, damit sie das Sprechen nicht lernen. Ich musste hier schmunzeln. Bei mir werden Tiere tatsächlich auch nicht in Käfige gesperrt und das ist wohl der Grund, warum sie ständig mit mir reden. :-)
Auch ich habe es abgelehnt, in der Smaragdstadt zu leben und den Mächtigen bei ihren Untaten zu dienen. Schon allein den einen Zauber, den Elphaba für ihre Mentoren bewirkt hat, hat sie bereut, aber er ließ sich nicht rückgängig machen.
Ich warte jetzt mal auf Teil II. Das Ende der Geschichte ist ja leider aus Dorothys Version schon bekannt. Fehlt noch der Mittelteil!
Am 12. Februar 2025 wird in Frankfurt die ExperiMINTa-Ausstellung über Frauen in MINT eröffnet. Eine der präsentierten Frauen ist meine Wenigkeit. Ich plane, zur Eröffnung mit dabei zu sein.
Zur Einstimmung auf das glänzendste Fest des Jahres habe ich mal wieder einen Weihnachtsfilm gesehen, bei meinen Lieblings-Streamings-Dienst, der ZDF-Mediathek: "Arthur Weihnachtsmann". Hier gibt es alles, was ein guter Weihnachtsfilm braucht: Weihnachtsmänner, Schlitten, Rentiere, Elfen, Geschenke und High Tech. Ja, Weihnachtsmänner im Plural. Drei Generationen konfliktieren miteinander und zwei Brüder konkurrieren um die Nachfolge. Denn nach 70 Einsätzen wird es mal Zeit, dass der Weihnachtsmann Malcolm in den Ruhestand geht, so wie sein Vater vor ihm. Steve - breitschultrig, schmalhüftig und der effiziente Kommandant der High Tech Weihnachts-Raumschiff-Flotte und General über tausende von Weihnachtselfen - hat alles im Griff. Innerhalb weniger Stunden müssen zwei Milliarden Kinder mit genau dem richtigen Geschenk beliefert werden. "Weihnachten ist nicht die Zeit für Gefühle", sagt er. Auch diese Weihnachten klappt das wieder perfekt.
Nein, halt: fast perfekt. "Ein Kind ist vergessen worden!" Ein rosafarbenes Mädchen-Fahrrad wurde nicht ausgeliefert. Steve findet, so eine geringe Fehlerquote von 0,00005 Prozent spiele keine Rolle. Mission accomplished. Auch sein Vater geht jetzt erstmal ins Bett und ruht sich von der anstrengenden Arbeit als "Postbote mit nem Raumschiff" bzw. "nicht unterschriftsberechtigtes Maskottchen" aus. Der AB verkündet seine Abwesenheit bis 26. Dezember.
Aber Arthur und sein Großvater finden, dass jedes einzelne Kind wichtig ist, gerade auch Gwen. Also holen sie den alten Schlitten aus dem 19. Jahrhundert aus seinem Versteck, die Rentiere aus dem Stall und los geht´s. Großvater ist schon 136 Jahre alt und im Gegensatz zu dem, was Steve glaubt, noch nicht "zu alt, um irgendwelchen Blödsinn zu veranstalten". Es folgt eine Slapstick-Nummer auf die andere. Obwohl die Regel gilt, dass der Weihnachtsmann nicht gesehen werden darf, hinterlässt die wilde Zickzack-Fahrt durch die Erdatmosphäre, Städte und Landschaften eine Spur der Verwüstung und wirbelt jede Menge Staub auf. Immerhin kann man den Schlitten noch als Ufo tarnen. Am Ende bleiben zwar "noch Rentiere übrig", aber der Schlitten ist dahin. Doch Arthur gibt nicht auf. Mit allen möglichen Verkehrsmitteln schafft er es gerade noch rechtzeitig ins Ziel: Gwen bekommt ihr Fahrrad, nicht ahnend, wie knapp es ausging und dass sie beim Auspacken von vier Weihnachtsmännern beobachtet wird.
Der Film lehrt uns aber nicht nur, wie wichtig Geschenke für Kinder sind und wie wichtig Kinder sind, dass am Ende des Märchens nicht der coole Bruder, sondern der sensible, idealistische Trottel mit dem großen Herzen die Nachfolge antritt, sondern auch, dass die neuste Technologie kein gutes Herz ersetzen kann. Dass Statistiken wenig aussagen und dass man einen alten Schlitten sehr gut auch mit einem neuen Navigationssystem steuern kann. Viel Spaß!
Diese Woche war ich auf einem dreitägigen Mini-Urlaub. Das ist eine gute Gelegenheit, um mal wieder eine E-Mail-Statistik zu erstellen. Bei früheren Zählungen kam ich auf 80 eingehende E-Mails pro Tag. Allerdings habe ich den Eindruck, dass es gerade besonders ruhig ist. In den meisten Postfächern bekam ich deutlich weniger Post als sonst. Trotzdem waren es wieder 3x80 E-Mails. Diese verteilten sich zu gleichen Teilen auf die drei Kategorien Spam, Rundmails und persönliche E-Mails. Von den persönlichen musste ich zwei Drittel beantworten, das restliche Drittel war informativ, z. B. Zusenden eines Termins oder anderer Informationen, Information über eine Genehmigung.
Ich wurde vor Jahren in einem Interview gefragt: "Haben Sie schonmal überlegt, den MINT-Bereich zu verlassen?" Meine Antwort: "Fast täglich." Das macht was mit einem, wenn man so viele Vorbehalte, Vorurteile, Aggression und Hohn erlebt. Wenn ständig die Leute davon ausgehen, ich sei eine Hausfrau ohne Berufserfahrung, wenn mir ständig gesagt wird, mein Lebenslauf könne so nicht stimmen, weil Frauen solche Qualifikationen ja niemals haben. Und wenn ich erlebe, dass Qualifikationen, die Männer wertvoller machen, als Argument dafür verwendet werden, warum ich minderwertig bin. Ich denke an Sprüche wie "Ach, Sie haben einen Doktortitel? Und ich hatte gedacht, Sie seien kompetent!" Ja, schade, dass ich durch die Doktorarbeit verblödet wurde...
Ich war schon kurz davor, über eine Ausbildung als Klempnerin nachzudenken, Romanschriftstellerin oder Coach zu werden. Aber dann hörte ich, wie ein Mann hochgelobt wurde dafür, dass er einen ähnlichen Lebenslauf hat wie ich und dieselben Leistungen erbracht wie ich. Er gilt mit dieser Qualifikation als hochqualifizierter, gut vernetzter Experte.
Ich weiß, dass ich als Frau niemals als komptent gelten werde. Ich bleibe für den Rest meines Lebens eine Berufsanfängerin. Als Beruferfahrung darf ich immer nur den aktuellen Job anrechnen lassen, alle früheren werden gestrichen oder angezweifelt. Je hochwertiger meine Aufgaben, je besser das Ergebnis, umso unglaubwürdiger sind sie.
Nur ich als einzige Person weiß so halbwegs, was ich schon alles geleistet habe. (Ich bin manchmal selbst erstaunt, wenn ich irgendwelche coolen Publikationen, Kurse oder Forschungsergebnisse in meinem Datenarchiv finde, die ich früher mal erarbeitet habe. Was ich geleistet habe, übersteigt das, woran ich mich noch aktiv erinnere!) Es gibt zahlreiche Menschen, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite, die immerhin einen kleinen Teil meiner Kompetenzen kennen und schätzen.
Fremde wissen nichts von meiner Kompetenz, die orientieren sich an Vorurteilen. Auch bei Online-Recherchen finden sie nur einen Auszug, weil ich ja nicht alle meine Ergebnisse publiziert habe. Das meiste ist vertraulich. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich den anderen auch nur die Hälfte meiner Qualifikationen erzähle, werden sie mit jedem Punkt ungläubiger und werden sich immer sicherer, dass ich eine Hochstaplerin bin. Kann ja alles gar nicht sein. So habe ich gelernt, dass ich tiefstapeln muss, um überhaupt glaubwürdig zu wirken. Für viele ist es nicht mal glaubwürdig, dass ich meine Doktorarbeit schon fertig habe oder überhaupt schonmal auf einer Konferenz vorgetragen habe. Was sollte eine Hausfrau den männlichen Wissenschaftlern auf der Konferenz schon zu erzählen haben, was die nicht schon wissen? Viele bezweifeln auch, dass ich Informatik-Studenten (m) etwas beizubringen weiß, was die noch nicht wissen. Schließlich beschäftigen die sich den ganzen Tag mit Informatik, während ich den ganzen Tag am Putzen bin. Ein Mal hatte ich auch eine Kursgruppe, wie wütend auf mich war, weil ich mich als "die berühmte Frau Herrmann aus Stuttgart" auszugeben versuchte.
Das erschwert die Kommunikation natürlich massiv. Ich selbst profitiere bei meiner täglichen Arbeit in jeder einzelnen Stunde von meiner jahrzehntelangen Erfahrung. Es wäre schade, das alles wegzuwerfen und stattdessen eine schlechte Klempnerin zu werden. Bei meinem letzten Versuch, ein Siphon aufzuschrauben, ist das verrostete Ding unter meinen Händen zerbröselt.
Gleichzeitig schmerzt es täglic, in einem Bereich zu arbeiten, wo ich unerwünscht bin, wo ich niemals als kompetent gelten werde, niemals erfolgreich sein werde, weniger Honorar bekomme, langweilige Aufgaben annehmen muss, die unter meinem Niveau liegen, meine Leistungen verschweigen muss und so weiter.
Ich mache inzwischen seit zwanzig Jahren immer dasselbe und es gibt keine Weiterentwicklungsmöglichkeiten mehr für mich. Ich habe mich zwanzig Jahre lang gezielt für eine Professur qualifiziert, werde aber keine mehr bekommen. Nur als Professorin könnte ich mich weiterentwickeln: Mitarbeiter/innen einstellen, Forschungsprojekte aufbauen und vieles mehr, was ich als Freiberuflerin nicht kann. Es gibt also nichts mehr zu erreichen für mich. Gestern fiel mir auf, dass ich momentan kein Millionenprojekt mehr in der Schublade habe. Hätte man mir vor fünf Jahren eine Million Forschungsgelder in die Hand gegeben, hätte ich chatGPT entwickelt. Eine sehr gute Masterarbeit hätte als Grundlage gedient. Aber da wurde ich mal wieder von anderen überholt, die mehr Budget haben als ich. Nun überlege ich, ob ich überhaupt mal wieder ein Konzept entwickeln soll. Lohnt sich nicht. Falls mir doch mal jemand eine Million bereitstellt, wird mir schon was einfallen. Ansonsten betreibe ich weiterhin meine Low-Budget-Forschung, die ich selbst finanzieren kann.