Digitalpolitik im Haushalt 2025: GI unterzeichnet offenen Brief zur Förderung von Open Source und digitaler Souveränität. Den Brief selbst können Sie hier nachlesen.
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Debatte zu GenAI im Requirements Engineering vom 24.10.2024 ist jetzt online.
Gerade stelle ich erstaunt fest, dass chatGPT tatsächlich aufs Internet zugreifen kann. Ich habe ihn gleich mal nach den "aktuellen Überschwemmungen in Spanien" gefragt. Er verwies auf Sturm Nelson, der vier Menschen getötet hat. Ich habe nachgesehen. Das war ein Unwetter Ende März 2024, also nicht ganz aktuell. Die Frage war wohl auch ein wenig fies. Ich schrieb "Es gab mehr als vier Tote." Daraufhin suchte er nochmal und fand auch die aktuellen Überschwemmungen in Valencia mit 205 Toten.
Also, jetzt weiß ich auch nicht mehr, was chatGPT noch fehlt, um der perfekte Helfer zu sein!
Mein eintägiges Seminar "Grundlagen des Requirements Engineering" am 25.09.2025 ist jetzt schon buchbar. Darin erhalten Sie einen auch für Anfänger/innen geeigneten Überblick über das Requirements Engineering.
Die letzten Tage sah ich bei ZDF die sechsteilige Film-Serie "Another Monday: Gefangen in der Zeitschleife". Sehr klug gestrickte Geschichte. Das Prinzip kennt man schon von "Täglich grüßt das Murmeltier": Derselbe Tag wiederholt sich wieder und wieder und wieder. Es gibt kein Entkommen! Jeden Morgen steht man wieder dort, wo man gestern stand. Das ist besonders ärgerlich, da Freya eigentlich vor hatte, heute ihr Leben zu ändern und darum den Mann und die Tochter verließ, alles vorbereitet, erfolgreich über die Grenze geflohen. Und plötzlich ist sie wieder zurück, mit dem ungeliebten Mann im selben Bett. Steffen hat am Montag Selbstmord begangen und tags darauf ist er wieder lebendig, und er muss sich erneut seinem Leben und seiner Schuld stellen. Sophie hat am Montag durch eine Unachtsamkeit beim Radfahren eine Fehlgeburt erlitten und erhält so eine neue Chance.
Interessant wird die Geschichte dadurch, dass es hier mehrere Menschen gibt, denen es so geht. Für den Rest der Welt ist wieder derselbe Montag. Für diese drei bedeutet die ständige Wiederholung eine Qual und darum möchten sie unbedingt entkommen. Das Leben muss weitergehen bzw. für Steffen sollte es lieber enden. Darum forschen sie nach: Was verbindet uns drei, wie sind wir in diese Zeitschleife geraten, wer war "Patient 0" und wie kommen wir hier wieder heraus? Die Situation wird völlig auf den Kopf gestellt, als ihnen klar wird, dass nicht sie die Kranken sind. Schließlich sollte es normal sein, dass das Leben weitergeht und Handlungen Konsequenzen haben. Der ganze Rest der Welt ist krank! Sie finden sogar eine medizinische Erklärung dafür. Nicht grundlos spielt die Geschichte zur Hälfte in immer demselben Krankenhaus.
Der Film ist superspannend gemacht, sehr intelligent konstruiert und gewoben. Die Schauspieler spielen ihre Verzweiflung auch sehr überzeugend. Ich wollte am liebsten in den Film reinspringen und mit den Leuten einen Tee trinken gehen. Am Ende war ich zunächst enttäuscht, weil es keine echte Auflösung gibt, wie diese Situation überhaupt entstanden ist. Vor allem entgleist zuletzt die ganze Welt, weil es nicht gesund ist für Menschen, wenn ihre Handlungen keine Konsequenzen haben, sich niemand an ihre Untaten erinnert und sie sogar gefährliche Dinge tun können, bei denen sie oder andere sterben. Morgen sind sie ja wieder da. Die Welt geht also hoffnungslos den Bach runter. Das gefiel mir nicht.
Inzwischen ging mir aber ein Licht auf. Gestern Abend las ich einen Aufsatz über Kant und die Kritik der reinen Vernunft. (Nur die Zusammenfassung, haha.) Es handelt sich gar nicht wirklich um einen Mystery-Film. Das Ganze ist philosophisch-psychologisch zu interpretieren. Diese Geschichte übersteigert psychologische Mechanismen der realen Welt. Die meisten Menschen haben tatsächlich eine Fehlwahrnehmung der Zeit. Natürlich ist am Dienstag nicht wirklich alles wieder wie am Montagmorgen. Aber die Menschen möchten gerne, dass es so wäre. Darum verhalten sie sich so als ob. Sie überspielen ihre Verletzungen, behindern ihre Mitmenschen bei deren Weiterentwicklung und tun so als seien Tote noch am Leben. So gesehen sind diejenigen, die diese Zeitschleife bemerken, die wirklich Aufgewachten. Im Film und im echten Leben passiert dieses Aufwachen beispielsweise durch ein traumatisierendes Erlebnis. Dies weckt das Bewusstsein darüber, dass alles was man tut, tödliche Folgen für einen selbst oder andere haben kann. Es gibt keine Garantie dafür, dass der morgige Tag wie heute sein wird. Durch Routinen und Ignorieren der Realität (des Dienstags, des Tags danach) erschaffen sich jedoch die meisten Menschen ein Umfeld und eine eigene Welt, in der sich nichts ändert. In der sie ihre Verantwortung leugnen. So wie Freyas Mann, der nach seiner Erweckung immer noch die Realität verdrängt. Er kann sich erinnern, aber er will es nicht.
So gesehen finde ich das Ende gar nicht mehr so hoffnungslos. Es muss ja irgendwann einen Kipppunkt geben, an dem die Erwachten in der Überzahl sind, auch die Montag-Verbrecher zur Rechenschaft ziehen und den Nichterwachten zu signalisieren wagen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Dieser Moment muss unweigerlich kommen, weil kaum jemand dauerhaft ohne traumatisierende Erlebnisse durchs Leben kommt. Ich hoffe, dass auch im echten Leben genau das immer wieder passiert. Es würde die Welt verbessern. Vielleicht gibt es beim ZDF ja auch noch eine zweite Staffel darüber. :-)
Ich denke, dieser Film hätte auch Kant gefallen.
Und ich hatte heute Morgen ein Murmeltier-Gefühl, als ich Seminare für 2025 in meinen Kalender schrieb. Dieselben Seminare, die ich schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten halte. Das ist praktisch für die anderen, weil so ihr Leben 2025 wie 2024 weiterverläuft. Aber will ich das für mich? Jetzt wäre der richtige Moment, um "nein" zu sagen. Mir fällt aber auch nichts Besseres ein, was ich tun könnte. Randbedingung ist ja immer noch, dass ich meinen Lebensunterhalt verdienen sollte. Für das echte Leben, denke ich, eignet sich am besten eine Mischung aus Montagen, die sich wiederholen und einen Rahmen geben (z.B. auch finanziell) und den Freiheiten dazwischen, in denen wir uns weiterentwickeln. Abgesehen davon, dass ich mich auch an einem Montag weiterentwickeln kann, beispielsweise indem ich die Seminare anders halte, neue Übungen erfinde, die Lehre mit meiner Forschung anreichere und so weiter. Es ist ja nicht so, dass ich wie Freya oder Steffen in einem Leben feststecke, das ich nicht ertrage. Ich bin eher Sophie, die endlich ihren Verlobten und ihre Tochter in den Armen halten will. Sie will nicht weg aus der Schwangerschaft und ihrer Arbeit im Krankenhaus, sie will nur voran gehen. Das meiste habe ich ja durchaus selbst gewählt und passt ja auch immer noch. Vielleicht ändere ich ja 2026 mein Leben komplett. Grins.
Gerade habe ich einen Artikel gelesen darüber, dass Frauen seltener wiederbelebt werden, wenn sie in der Öffentlichkeit zusammenbrechen. Erstens weil man ihren Zusammenbruch gerne als hysterische Überreaktion ignoriert und zweitens, weil sowohl Männer als auch Frauen Hemmungen haben, die Brüste einer Fremden zu berühren. Grundsätzlich ist es ja nett, dass die Leute sich nicht gleich auf eine Bewusstlose stürzen, um sie unsittlich zu berühren. Aber sobald ein medizinischer Notfall vorliegt, ändern sich einfach die Prioritäten. In dem Artikel werden noch einige andere Beispiele genannt, in denen Frauen medizinisch diskriminiert werden. Gefallen hat mir aber die Idee im letzten Abschnitt: ein beschrifteter BH, wo darauf steht "Es ist OK, wenn Sie mich anfassen, um mein Leben zu retten. Bitte hier drücken ->". Ich glaub, sowas brauche ich auch... Beschriftet kann man sie hier kaufen.
Am 18.-22. Februar 2024 findet an der Universität Stuttgart wieder die meccanica feminale statt. Ich biete dort den dreitägigen Kurs "Agile Requirements Engineering" an. Early Bird Preise gibt es noch bis 9. Dezember. Das ist ein Schnäppchen! Normalerweise sind meine Seminare teurer. :-)
In der Fortsetzung von Quality Land 1.0 geht es nicht mehr darum, dass Peter Arbeitsloser seinen rosafarbenen Delphinvibrator zurückgeben will. Den Kampf gegen sein falsches Profil hat Peter längst aufgegeben. Präsident John of Us hatte ihm zwar versprochen, das Problem zu beheben, aber wohl ein paar Millisekunden zu spät. Das Bombenattentat war ihm dazwischen gekommen. Immerhin hatte John of Us das Reparaturverbot für Maschinen aufgehoben und Peter arbeitet nun nicht mehr als Maschinenverschrotter, sondern als Maschinentherapeut. Seine Roboter-Freunde dürfen seinen Keller verlassen. Außer mit der lustigen Schar vor der Schrottpresse geretteter Maschinen kommuniziert Peter kaum noch mit Menschen. Seine Freundin Kiki hat Schluss gemacht, der Alte lebt zurück gezogen wie eh und je, und seine peinlichen Eltern besucht Peter nur kurz, um sein Scoring zu verbessern. Die meiste Zeit kommuniziert er mit seinen Maschinen oder wird entführt. Ein ganz trauriges Sozialleben.
Der zweite Band ist weniger lustig als der erste. Es geht nämlich nicht mehr nur um persönliche Profile, sondern um die Zukunft der Menschheit. Der Dritte Weltkrieg bricht aus, durchgeführt durch autonome Kampfroboter, und es ist gar nicht leicht, im Nachhinein zu rekonstruieren, was ihn auslöste. Ja, das Problem mit der Explainability. Nach acht Stunden ist der Krieg vorbei, aber es wurden Millionen von Menschen getötet. Da Peters Profil keine politischen Interessen aufzeigt, erfährt er erst zufällig in einem Gespräch davon.
In Quality Land 2.0 treffen verschiedene Religionen aufeinander: Der Neoliberalismus mit Experten als Priestern, die Thermomix-Religion und der Glaube an die Wiederauferstehung von John of Us.
Dieser "Witz" ist alt, stand schon in einem unserer Schulbücher: "Wenn doch bloß jemand vor dem Klimawandel gewarnt hätte, hätten die Menschen sicher rechtzeitig darauf reagiert."
Überhaupt scheint Kling dieselben Urban Legends zu lesen wie ich. Die Geschichte des Mitarbeiters, der jahrelang unbemerkt nicht zur Arbeit kam, hatte ich auch schon gehört. Ich habe hier aber auch neue Dinge gelernt.
Sehr schön fand ich auch den Begriff "Kabelzeit". Sie wissen schon: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit.. Kabelzeit, ... Oder "Product Placement in Träumen" als Geschäftsidee. Dass in der Zukunft die Kinder ihre computerspielsüchtigen Eltern rügen, kann ich mir lebhaft vorstellen. Aufschlussreich fand ich die Erklärung, warum die KI für unsere Gesellschaft deutlich disruptiver sein wird als die Automatisierung.
Über die wilde Handlung der Geschichte möchte ich nicht zu viel spoilern. Politisch geht der Konkurrenzkampf zwischen den Parteien weiter, ein Nachfolger von John of Us muss gewählt werden und Kiki findet ihren Vater. Außerdem gibt es noch Ärger mit Profikillern, deren Job inzwischen durch einen Highscore gamifiziert wird. Das motiviert sie, unnötig Menschen zu töten, um ihren Highscore hochzutreiben. Leider hat Kiki die Aufmerksamkeit eines dieser Profikiller auf sich gezogen.
Meine Lieblingsfigur ist die E-Poetin Kalliope. Sehr schön: "Ist es nicht gerade das Unnötige, das uns zu dem macht, was wir sind?" Wie weise!
SWE BOK steht für "Software Engineering Body of Knowledge". Nun ist Version 4.0 verfügbar. Version 3.0 gibt es übrigens hier. Im Vergleich wurde das SWE BOK aktualisiert, um 55 Seiten vergrößert und insbesondere die Aspekte Agilität und DevOps ausgebaut.
Das SWE BOK stellt in knackiger Kürze die wesentlichen Grundbegriffe und Techniken des Software Engineering vor. Dazu werden 18 Knowledge Areas definiert. Mich interessierte am meisten Knowledge Area 1, das Requirements Engineering. Die Literaturliste nicht mitgerechnet stehen für dieses Thema 22 Seiten zur Verfügung. Das kann natürlich nicht sehr in die Tiefe gehen, ist aber trotzdem nützlicher Lesestoff.
Das SWE BOK kann man gut verwenden als Grundlage für die Definition von Curricula, Modulbeschreibungen oder einer Kursagenda. Für Modulbeschreibungen und Lernmittelauswahl habe ich es tatsächlich schon eingesetzt. Für jedes Knowledge Area gibt es eine hierarchische Übersicht über die wesentlichen Themen.
Da das IEEE das SWE BOK herausgibt, ist es natürlich konsistent mit anderen IEEE-Standards und ISO-Normen. Ich bin ein wenig traurig, dass hier keine meiner Publikationen zitiert wird. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...
Vom KIT gibt es eine Domain namens LLM-Literacy. Auf dem "Tag der Abschlussarbeit 2024" wurden zahlreiche Fachvorträge über verschiedene Aspekte der Verwendung von LLMs für Abschlussarbeiten oder wissenschaftliches Arbeiten allgemein gehalten und aufgezeichnet. Ich sehe mir die gerade einen nach dem anderen an. Dort gibt es sehr gute praktische Anregungen für die Lehre und die Forschung.